Saga von Dray Prescot 18 - Vallian-Zyklus 04 - Goldenes Scorpio
Natürliches. So stiegen die Hawkwas auf und ritten sattellos aus dem Lager.
Hinter uns brach das Chaos aus. Flammen prasselten, Sklaven schrien schrill, Radvakkas kamen zornbrüllend aus ihren Behausungen, Frauen kreischten.
Wir überließen die Kämpfenden ihrem Schicksal und galoppierten über Land auf das Stadttor zu, wo sich Wachen bereithielten, uns zu öffnen.
Ich drehte mich um und schaute zurück. Bei Krun! Unserem Beispiel folgend, verließ eine ganze Herde unberittener Benhoffs ihr Gehege und galoppierte hinter uns her. Die Hufe dröhnten. Wolken verhüllten kurz den Mond und ließen gleich darauf unregelmäßige rosafarbene Lichtstrahlen hervortreten. In diesem täuschenden Licht sah ich eine Horde Reiter, die von der Seite heranstrebte und sich uns anschließen wollte.
Naghan rief eine Warnung, und schon brüllten die Neuankömmlinge: »Vallia! Vallia!«
Nun ja, das ist ein alter Trick. Ich wog meinen Thraxter in der Hand und hielt mich bereit, die Neulinge abzuwehren. In dieser Nacht ging es mir einzig und allein darum, bei den Radvakkas Verwirrung zu stiften und einen möglichst großen Schaden anzurichten. Doch vor allem sollten sie endlich erfahren, daß sie es mit Kriegern zu tun hatten und die Aufgabe, die sie sich gestellt hatten, schwierig und unangenehm war.
Die Reiter galoppierten an unserer Flanke. Sie besaßen Totrixes, Hirvels, ein oder zwei Nikvoves und einige Zorcas. Mühelos holten diese Tiere auf und rückten immer näher. Schon vermochte ich die wilden dunklen Gesichter auszumachen, das Blitzen von Augen und Zähnen, das Funkeln von Waffen.
Inzwischen schwärmten auch die Radvakkas aus ihrem Lager, wie eine Horde zorniger Bienen. So schnell sie konnten, tobten sie über die Ebene hinter uns her. Wir versuchten unseren Vorsprung zu halten.
»Vallia!« brüllte ein Mann auf dem Rücken einer Zorca, die ihren typischen langbeinigen, eleganten Galopp vorführte. »Laßt uns mit in die Stadt!«
Also, das wollen wir noch abwarten! sagte ich vor mich hin. Mir gefiel nicht, wie er Vallia sagte, die Art und Weise, wie sich seine Zunge mit dem Wort abmühte. Während unseres weiteren Rittes zu den Stadtmauern behielt ich die Neuankömmlinge im Auge. Sattellos reitend, wurden meine Leute auf dem Rücken der Benhoffs hin und her geschleudert und klammerten sich krampfhaft an den Tieren fest. Die Zorcas spielten ihr überlegendes Tempo aus und mußten gezügelt werden, um mit den langsameren Totrixes Schritt zu halten. Um überhaupt auf Höhe unserer Horde zu bleiben – das wäre wohl noch besser ausgedrückt, denn die vierbeinige, kurz gebaute Zorca mit dem hohen, in der Mitte sitzenden gedrehten Horn ist wahrlich ein feuriges, mutiges Tier und ein hervorragender Galopper ... Wir dröhnten weiter, und hinter uns schrien die Radvakkas vor Wut.
Als wir uns dem Stadttor näherten und sahen, wie uns die Therminsaxer eifrig die Lenkenholz-Portale öffneten, hatte ich mir mehr oder weniger eingeredet, daß die überraschend aufgetauchten Reiter doch Vallianer sein mußten. Ohne Sättel wären wir ohnehin leichte Beute gewesen für diese Reiter, die fest in ihren Sätteln hockten und die Füße straff in die Steigbügel gedrückt hatten.
Dichtgedrängt barsten wir durch das Tor. Nodgen der Töpfer kommandierte die Tormannschaft, und er war so vernünftig, auch noch die nachfolgenden Benhoffs hereinzulassen, wie ich ihm im Vorbereiten zubrüllte. Die drei Monde schienen in diesem Moment ungetrübt von jeder Wolke. Wir sahen die Masse der Eisernen Reiter herbeistürmen, und das rosafarbene Licht funkelte und schimmerte auf ihrer Rüstung, und die zottigen Pelze wogten im Reitwind.
Die letzten reiterlosen Benhoffs folgten der Horde, und Nodgen der Töpfer brüllte den Befehl, das Tor zuzuknallen und die Riegel und Balken vorzulegen. Er war Töpfer, ein Meister seiner Khand, seiner Zunft, und reagierte jedesmal ausgesprochen wütend, wenn er Nodgen der Topf genannt wurde. Die Torflügel schlossen sich knallend vor den zornigen Eisernen Reitern. Einige Bürger riefen Spottworte und Beleidigungen von den hohen Mauern, Kränkungen, die die Radvakkas noch mehr erzürnten und meinem Mut neuen Auftrieb gaben. Wir würden es trotz aller Schwierigkeiten schaffen! Wenn nicht, würden wir alle elendiglich umkommen oder noch elendiglicher als Sklaven schuften müssen.
Ein halbes Dutzend Gestalten sprang hastig von den letzten freien Benhoffs. Ehe meine Männer mit den Speeren auf sie losgehen konnten,
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