Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
in meiner unüberschaubaren, bewegten Zukunft.
»Nun gut, mein alter Dom, ich verstehe das durchaus ...«, begann Seg auf seine offene, direkte Art, doch im nächsten Moment sprang die Tür auf. Freudig lachend stürmte Jilian herein, ihr bleiches Gesicht war gerötet vor Fröhlichkeit.
»Ja, Jak – Lady Francis Rark hat Welpen geworfen, und hier ist ... oh.«
Ihr Blick fiel auf Seg, diesen gutaussehenden, großgewachsenen Mann, der mich anbrüllte in seiner Wut, begriff er doch nicht, warum ich keine Einheit der besten Bogenschützen der Welt anwerben wollte. Jilian erstarrte, und das Rark-Baby wand sich wimmernd vor ihrer Brust.
»Jilian«, sagte ich betont leise, »ich möchte dir Seg Segutorio, Kov von Falinur, vorstellen, Klingengefährte und der beste aller Freunde. Seg, dies ist Jilian, die einfach nur Jilian ist und gern mal eine Runde mit dir schießen würde.«
Seg riß die Augen auf. »Ein Bogenmädchen?«
»Unter anderem.«
Ich hatte Seg noch nichts von Ros der Klaue erzählt. Seine Tochter Silda hatte bei dem wilden Haufen mitgemacht, in dem ich Dayra vermuten mußte, und ich wußte nicht recht, wie er darauf reagieren würde. Immerhin hatte er seine Tochter da herausgeholt – im Gegensatz zu mir.
Die beiden vollzogen das nötige Pappattu und wechselten Llahals und dann Lahals.
Seg beäugte mich.
»Verzeih mir, Jilian, wir müssen das Thema noch zu Ende bringen. Dray, du willst also keine Bogenschützen aus Loh in deinen Dienst nehmen?«
»Nein.«
»Und wenn sie von unseren Feinden gegen uns ins Feld geführt würden?«
»Dann müssen die vallianischen Bogenschützen sie eben übertreffen.«
»Unmöglich!«
»Ich weiß. Aber es wird sein müssen.«
Jilian beobachtete uns eingehend und streichelte währenddessen das junge Tier. Sie trug eine laypomfarbene Tunika mit Silbersaum, ein Kleid, das Delia gehörte, allerdings ohne den Schmuck, den meine Delia üblicherweise trug.
Das Schweigen wurde durchbrochen, als der Welpe sich endlich löste und wie ein brauner Pelzball blitzschnell durch den Raum schoß. Es begann eine wilde Jagd durch alle Winkel, ehe wir ihn erwischten. Jilian schnappte sich das Tier, streichelte es und gab beruhigende Laute von sich. Ich lächelte.
Seg sah dieses Lächeln.
»Und was ist mit den beiden Regimentern deiner großartigen Bogenschützen?«
Ich warf einen Blick auf die Clepsydra.
»Ja. Es wird Zeit. Entschuldigst du uns, Jilian?«
Sie legte den Kopf schief. Ihr Haar lag dunkel über der breiten weißen Stirn, während der eindringliche Gesichtsausdruck zurückkehrte, der typisch für sie war.
»Ich glaube, Jak, ich werde ein Regiment Jikai-Vuvushis aufstellen. Wir können für Vallia kämpfen.«
Seg schaute sie an und dann auf mich. »Das wäre auf jeden Fall interessant«, sagte ich. »Im Nordosten gibt es Kampffrauen, die sich für unsere Gegner erklärt haben. Es wäre sowohl amüsant als auch schrecklich, Jikai-Vuvushis im Kampf gegeneinander zu erleben.«
Jilian warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Neu wäre es aber nicht.«
»Kregen«, sagte ich leise vor mich hin. »Kregen ...«
Beim Verlassen des Raums fielen mir Jilians Sandalen auf. Leicht und durchlässig, waren sie mit goldenen Schnüren bis zum Knie hochgebunden. Solche Sandalen hatte Delia nie besessen.
Die Jiktars Stormwill und Brentarch begrüßten uns auf dem Exerzierplatz. Die Inspektion nahm ihren Lauf. Man wußte natürlich, daß der Kov von Falinur Bogenschütze aus Loh war, und alle gaben sich Mühe. Die Männer schossen gut. Nicht ausgezeichnet, nur gut, und Seg war bestimmt sehr unzufrieden. Aber immerhin handelte es sich um frisch aufgestellte Regimenter, die noch viel zu lernen hatten. Die Jiktars würden die Ausbildung vorantreiben und dafür sorgen, daß die Hikdars ihre Pastangs fest im Griff hatten, und die Deldars würden an den Reihen der einfachen Kämpfer entlangschreiten und herumbrüllen, wie nur sie es konnten.
Die Standarten wurden überreicht, Trompetenfanfaren erklangen, und eine Kapelle der Zweiten Bogenschützen, einer erfahrenen Einheit, spielte flotte Märsche. Auf meinen Wunsch stimmten sie auch ›Die Bogenschützen aus Loh‹ an. Seg schaute kurz zu mir herüber und wandte sich ab. Nun ja, man lernt niemals im Leben aus, und die meisten Erfahrungen erwirbt man sich auf dem schwierigsten, schmerzhaftesten Weg.
Zu den Klängen von ›Der alte Drak persönlich‹, einem Marsch, der in letzter Zeit immer häufiger angestimmt wurde, lief die Parade
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