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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Essens überlegte sie, daß sie wirklich Pech hatte. Wenn ihr Halbbruder hier gewesen wäre, hätte sie ihr Sklavendasein beenden können. Dabei war es sinnlos, sich an Nyleen zu wenden. Offenkundig war Nyleen die Herrin dieses Sklavenhaushalts, und Vomanus wußte nichts davon. Oder vielleicht doch? Nein - so etwas wollte Delia von Vomanus nicht glauben, so leichtfertig er sonst auch war.
    Sie tröstete sich mit der Hoffnung, daß der Aufstieg in die höheren Sphären der Burg ihr bessere Fluchtmöglichkeiten eröffnen würde.
    In früheren Tagen, als die Sklaverei in Vallia noch die Norm war, wurden geflohene Sklaven oft schnell wieder eingefangen - vor allem weil es keine Verstecke für sie gab. Gelang aber Delia die Flucht, stand ihr eine ganz andere Zukunft bevor. Und ob, bei Vox! Während sie die Perlenketten zurechtrückte und die Gaze glattstrich, beschäftigte sie sich eine Zeitlang mit den Ereignissen an diesem Ort, wenn Nath Karidge, der Befehlshaber ihrer persönlichen Leibgarde, mit seiner Kavallerie hier aufräumte…
    »Grak, Mädchen!« Ilka hatte die Stirn gerunzelt und scheuchte gehetzt die anderen Sklavinnen fort. Diese schienen arm dran zu sein; sie wirkten verkniffen und übermüdet und mußten offenbar die einfachsten Arbeiten erledigen. Daß sie gleichwohl in unmittelbarer Nähe der mächtigen Dame wirkten, verstärkte den umfassenden Eindruck einer Notlage. Gleichzeitig war Delia ihre eigene Beurteilung dieser armen Wesen zuwider, und sie ermahnte sich wegen dieses herabwürdigenden Gedankens. Im Lichte Opaz’ waren alle Menschen gleich.
    Die Notlage, um bei diesem übertriebenen Ausdruck zu bleiben, ließ sich schnell erklären. Nyleen stammte aus Evir, einer hoch im Norden gelegenen Provinz des Reiches, die sich mit einem Aufstand losgesagt, einen eigenen König bestimmt und die Übung der Sklaverei fortgesetzt hatte. So erwartete Nyleen von Sklavinnen bedient zu werden. Wie Vomanus ausgerechnet auf sie gekommen war, entzog sich Delias Vorstellung. Aber er war ihr begegnet und hatte sie geheiratet. Folglich saß sie hier nun als Kovneva des Kovnats und war fest entschlossen, ihre Rolle als Sklavenherrin fortzusetzen. Das Gebiet ringsum wurde bereits nach menschlicher Ware abgesucht. Bis der Sklavenbestand aufgebaut war, herrschte eben in der Burg ein gewisser Mangel.
    Delia schäumte vor Wut, während sie Ilka durch Korridore folgte, in denen ein unruhiges Treiben herrschte: überall Anzeichen, daß die Räume gerade erst frisch eingerichtet waren und die Arbeiten noch weitergingen. Wahrscheinlich hatte die Anlage bis vor kurzem aus drei oder vier Steintürmen bestanden, verbunden durch kurze Mauern, ein altes Sax, ein Grenzfort. Daran hatte man inzwischen neue Säle und Mauern aus Holz angebaut, außerdem Küchen und Ställe; die inneren Räumlichkeiten wurden nun eiligst als Palast hergerichtet. Nun ja, auf ihrem eiligen Weg durch den großen Vorraum festigte sich Delias Überzeugung, daß Vomanus von alledem nichts wissen konnte.
    Zwei muskulöse Sklavinnen, die nur graue Lendentücher umgeschlungen hatten, trugen ein Sofa mit vergoldeten Beinen und hellgrüngelb gemusterten Polstern; hastig machten sie Ilka Platz. Die hochnäsige Frau - respektvoll Silberrute genannt - drängte sich vorbei, ohne sie zu beachten. Delia folgte ihr.
    Der Ruheraum der mächtigen Dame hinter dem Vorsaal entsprach nicht ganz Delias Erwartungen.
    Gewiß, es gab jede Menge Möbelstücke, die nicht recht zueinander paßten, dazu Federboas und Fächer und Wandschärpen und Kommoden mit Weinen und Leckereien. In die Teppiche sank man bis zum Knöchel ein, und es stank nach Parfüm. All dies war ganz normal bei einer Frau, die zu plötzlichem Reichtum gekommen war. Andererseits gab es Dinge von erstaunlichem Niveau und Geschmack zu entdecken. Drei oder vier gute Bilder schmückten die Wände. Der Spiegel war ein Prachtstück, groß und raffiniert zu schwenken. In einer Nische stand eine Harfe. Das Instrument war nicht überfrachtet - in dem Sinne, daß verwöhnte Frauen oft allerlei groteske Schnitzereien von Göttern und Göttinnen am Rahmen anbringen ließen. Vielmehr stand das Instrument aufrecht da, bereit zu tun, wofür es gebaut worden war.
    Delia erkannte natürlich sofort die Arbeit. Sie entstammte der Werkstatt von Meister Nalge den Saiten, dessen außerordentliches Können nicht zu übersehen war. Er lebte schon seit gut dreihundert Perioden nicht mehr. Wenn sie sich die Mühe machte, ganz unten an der

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