Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
bisher kaum benutzt worden. Er hieß für uns immer nur Insur ti Fotor, nach einer ordentlichen kleinen Stadt in Ovvend. Insur Varathon gehörte einer der führenden Familien dieser Siedlung an. So konnte ich nichts anderes brüllen als: »Insur!«
Das mußte man ihm lassen. Er ließ sich nicht lange bitten. Sein Gesicht erschien über der Reling, ein Stück über dem seines Mittschiffsmannes. Er schaute herab. Sofort brüllte er: »Schickt den Mann hier herauf! Geht ordentlich mit ihm um.«
Der Wächter rappelte sich auf und betastete seine Nase, die nicht allzu sehr blutete.
»Verzeih mir, Dom«, sagte ich. »Entweder deine Nase oder mein Kopf.«
Er schnaubte Blut. »Das werden wir sehen, Dom, das werden wir sehen.«
Gefolgt von zwei Pachaks, stieg ich die Leiter hoch. Insur wandte sich ab und starrte seinen Mittschiffsmann zornig an.
»Bitte kümmere dich wieder um deine Aufgaben, Hikdar Varathon!«
»Quidang!«
Der junge Mann huschte fort.
Insur machte kehrt und marschierte schweren Schrittes auf seine Heckkabine zu. »Nichts unternehmen, bis ich dir Bescheid gebe!« rief er seinem Ersten Leutnant zu.
»Quidang!«
Am verzierten Eingang zum Niedergang drehte sich Insur halb um, doch schaute er mich immer noch nicht an. »Ihr könnt wieder an eure Arbeit gehen, Pachaks. Seid bedankt. Ich kümmere mich selbst um diesen Mann.«
»Quidang!«
Die Pachaks trotteten fort, und ich folgte Insur in seine Kabine. Er behielt den Griff in der Hand und knallte die Tür dicht hinter uns zu. Erst dann verneigte er sich und sagte: »Majister.«
Ich gab ihm die Hand.
»Sei bedankt, Insur. Das hast du hervorragend gemeistert.«
»Wenn ich sagen würde, ich wäre erstaunt, ich wäre außer mir ... dich hier anzutreffen ...«
»Würdest du in etwa die Freude beschreiben, die ich empfinde, dich wiederzusehen.«
Er deutete auf einen Stuhl. Ich mußte mich setzen, sonst wäre er ewig mit eingezogenem Kopf stehengeblieben. »Also, Insur, erzähl mir alles.«
Er nahm Platz und schenkte automatisch Parclear ein. Das Sherbet-Getränk zischte und funkelte im Glas. »Ich erzähle dir alles, Majister. Aber ... was? Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Erstens war es ganz richtig, meine Identität zu schützen. Zweitens: Was ist das für ein Unsinn, einen tomboramischen Argenter zur Kriegsbeute zu erklären?«
Insur richtete sich auf.
»Das ist wohl kaum ein Unsinn, Majister.« Er redete nicht um den heißen Brei herum. »Die opazverfluchten Teufel bedrängen uns sehr. Wir sind bemüht, ihre Pläne zu vereiteln, aber ...«
»Bedrängen? Pläne? Wovon redest du? Steht Vallia nicht im Frieden mit Pandahem? Mit allen pandahemischen Nationen ... vielleicht mit Ausnahme des Verdammten Menaham?«
»Nein, Majister. Das ist nicht zutreffend.«
Mir klappte die Kinnlade herunter. Dann forderte ich barsch: »Erzähl mir davon.«
Und er berichtete.
Im Südwesten Vallias, des Landes, das ich zu meiner kregischen Heimat gemacht hatte und dessen Herrscher ich auf Druck von unten geworden war, im südwestlichen Kovnat Kaldi war eine hübsche kleine Revolution ausgebrochen. Ich wußte davon. Mein Sohn Drak hatte seine Armee in den Süden geführt, um die Sache zu regeln, denn Kov Vodun Alloran hatte sich dort zum König ausgerufen. Während meiner jüngsten Abenteuer hatte ich offenbar die neuesten Entwicklungen in dieser Sache nicht mitbekommen.
»Alloran hat in Pandahem Unterstützung gesucht«, fuhr Insur fort. »Und gefunden. Armeen wurden angelandet, und Prinz Drak hat so manche schlimme Schlacht bestehen müssen ...«
Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck und schwieg abrupt. Drak! Wenn er nun bei einem dieser überflüssigen Kämpfe getötet worden wäre! Insur spürte sofort, was mich bewegte.
»Der Prinz Majister ist wohlauf und führt einen brillanten Feldzug.«
»Opaz sei Dank!«
»Aye.«
»Und so patrouilliert ihr hier nun die Wasserstraßen ab, um zu verhindern, daß weitere Truppen eingeschifft werden, die den verrückten König Vodun Alloran unterstützen?«
»Jawohl, Majister!«
»Aber – Tomboram! Dieses Land war doch seit vielen Perioden unser Freund. Ich hätte so etwas eher Menaham zugetraut ...«
»Das wurde in einer großen Schlacht niedergerungen, woraufhin sich Alloran verzweifelt nach neuen Verbündeten umsehen mußte – und sie schließlich in Tomboram fand.«
»Also, das scheint alles irgendwie zusammenzupassen«, sagte ich widerwillig. »Auch wenn es schlimmer stinkt als die Fisch-Sukh in
Weitere Kostenlose Bücher