Saga von Dray Prescot 31 - Pandahem-Zyklus 05 - Die Masken von Scorpio
einen seltsamen Blick zu.
»Du bist der Herrscher. Was hält dich eigentlich hier? Du könntest ohne weiteres sofort und direkt nach Hause fliegen – warum nicht?«
Sie wußte nichts von den Herren der Sterne.
Ich hatte das Gefühl, daß dies nicht der richtige Moment war, ihr von den Everoinye zu berichten. Die Gelegenheit würde sich noch bieten. Statt dessen sagte ich: »Das ist eine Frage des gesunden Menschenverstandes. Wenn wir verhindern, daß die Armee lossegelt oder ihr sonstwie schaden können, kämpfen wir für Vallia.«
»Das ist richtig.«
»Dann der dicke unförmige König Nemo von Tomboram. Wenn wir den zu packen bekämen, wäre er künftig vielleicht freundlicher eingestellt ...«
Da wurde sie lebendig. »Freundlicher! Ich sage dir, was wir mit dem Dicken machen sollten. Wir sollten ihn vertreiben und einen anderen an die Macht bringen – vielleicht deinen Freund Pablo.«
»Der Gedanke war mir auch schon durch den Kopf gegangen. Aber ...«
»Aber was?«
»Das Leben ist nicht so einfach wie im Schattentheater oder in den Komödien, die in den Sukhs der Laternen gespielt werden ...«
»Das ist mir bekannt!«
Nun ja, da hatte sie recht, das hatte ich selbst beobachten können ...
Während wir nach Süden flogen, unterhielt ich mich eine Zeitlang mit ihr über die umfassenderen Probleme Paz', unserer Insel- und Kontinentgruppe in diesem Teil Kregens. Sie teilte das allgemeine Entsetzen gegenüber den Shanks, die uns immer wieder angriffen. Unser Ton war freundschaftlich, und ich hatte das Gefühl, daß wir uns mit Hilfe der jüngsten Abenteuer ein wenig nähergekommen waren.
Der Straße folgend, überflogen wir Wälder und offenes Gelände. Ich hatte mir ungefähr ausgerechnet, wann wir Pompinos Trupp einholen würden, und entdeckte ihn ungefähr zur angenommenen Zeit. Die Männer schauten hinauf und deuteten in unsere Richtung und griffen schnell zu den Waffen. Wir hatten die Flaggen Tomborams gestrichen, denn wir waren ein Königsschiff. So etwas gab es in Pandahem nur sehr selten. Wir lehnten uns über die Reling und winkten.
»Hai! Pompino!« brüllte ich. »Tun dir die Füße weh?«
»Jak! Du bist der schlimmste Schurke, der je dem Galgen entgangen ist ...«
Inmitten lauter Lahal-Rufe landeten wir, luden die Wandersleute an Bord und starteten wieder – unser Ziel waren Plaxing, Kov Pando und die unbekannten Katastrophen oder Triumphe, die die Zukunft für uns bereithielt.
7
»Selbstverständlich«, sagte Kov Pando, »muß das Flugboot dem König zurückgegeben werden. Ich stecke auch so schon ziemlich in der Klemme. Als ich mich das letztemal vernünftig mit ihm unterhalten konnte, erzählte er mir, daß er sich aus den Ländern der Morgendämmerung ein Flugboot besorgt hätte. Er ist sehr stolz darauf. Der Böse Armipand wird dem, der es gestohlen hat, keinen Schrecken ersparen.« Er bedachte mich mit einer strengen Miene.
Pompino konnte seinen Zorn nicht bezwingen. »Aber Kov! Wir können es nicht zurückschicken. Außerdem haben wir das Flugboot schon Stolz von Bormark getauft!«
»Wer immer das Flugboot zu König Nemo zurückbringt«, bemerkte ich, »müßte damit rechnen, aus großer Höhe vom Deck des Vollers gestürzt zu werden oder – da wir gerade von Höhe sprechen – den Kopf angehoben zu bekommen: mit Hilfe einer Klinge!«
»Ganz recht!«
Wir saßen an Pandos Tafel in seinem großen Saal in seinem Anwesen Plaxing. Wir hatten gegessen, bis wir nicht mehr konnten. Samphronöllampen schimmerten. Einige Musiker stimmten ihre Instrumente und warteten auf das Zeichen des Kov. Da ein kregischer Kov einem irdischen Herzog gleichzusetzen ist – in mancher Beziehung auch wieder nicht –, erscheinen einige seiner Aufgaben in seltsamem Licht. Was den jungen Pando anging, so machte er mir Sorgen, ich gebe es zu. Sein spitzes munteres Gesicht mit dem vorstehenden Bart, die Intelligenz in seinen Augen, wie es so heißt, die Symbole der Macht in seiner Umgebung hätten mich beruhigen können; dagegen aber sprach die Reizbarkeit seines Auftretens, die Art und Weise, wie er mit der Linken immer wieder über den Schwertknauf strich, wie seine Energien in geradezu manischer Weise in bestimmten Bahnen zu laufen schienen –, ja, wie schon gesagt, der junge Pando machte mir Sorgen.
Noch hatten wir seine Tilda, die Frau der Vielen Schleier, nicht zu sehen bekommen. Der Grund dafür war allgemein bekannt: Um diese späte Stunde war sie wohl bereits mit ihrer dritten oder
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