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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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Alchemisten setzten das Gelingen des Großen Werks, also das Erreichen der Quintessenz, mit dem himmlischen Jerusalem gleich, mit dem Ende der Zeiten oder eben der Apokalypse.«
    »Haben Sie herzlichen Dank, Señor Blasco«, sagte Munárriz und beendete das Gespräch nach einigen belanglosen Höflichkeitsfloskeln.
    Verblüfft schüttelte Mabel den Kopf. Als sie anfuhr, musste sie Licht machen, so dunkel war es inzwischen auf dem Waldweg zwischen den Bäumen. Kurz danach verließ ein zweiter Wagen den Ort, ohne Licht, damit man ihn nicht entdeckte. Der Fahrer kannte jeden Stein und jedes Schlagloch auf dem Weg.
    Während Mabel auf die Straße nach Barcelona einbog, fuhr Abdias, der jetzt ebenfalls das Licht einschaltete, in die Gegenrichtung. Er ahnte nicht, dass der Motorradfahrer, der ihn auf seiner schweren Kawasaki bald darauf mit hoher Geschwindigkeit überholte, ihn mehrere Male fotografiert hatte.

     
    Doktor Luis Mascaró, Leiter der Pathologie am Gerichtsmedizinischen Institut von Katalonien, strich sich besorgt das Kinn, als er die beiden Besucher hereinkommen sah. Munárriz stellte Mabel vor, wobei er verschwieg, dass sie Journalistin war, und nach dem üblichen Austausch von Höflichkeitsfloskeln lud der Gerichtsmediziner beide zu einer Tasse Kaffee aus seiner Thermosflasche ein. Sie lehnten das Angebot dankend ab, um ihren Aufenthalt nicht unnötig in die Länge zu ziehen, und setzten sich.
    »Das Zeug hält mich munter«, erklärte der Mediziner, während er sich selbst eine Tasse eingoss. »Ich habe zu niedrigen Blutdruck.«
    »Wir würden uns gern eine Ihrer Leichen ansehen«, begann Munárriz ohne Umschweife.
    »Sie kommen ja wirklich rasch zur Sache, Inspektor, ohne mich zu fragen, wie es mir, meiner Frau und meinen Kindern geht«, sagte er scherzend. »Ehrlich gesagt bin ich Ihnen dafür aber dankbar, denn ich weiß vor Arbeit nicht, wohin. Wer soll es denn sein?«
    »Der Mann, den man am Strand von Bogatell aufgefunden hat«, sagte Mabel, die bis dahin geschwiegen hatte.
    »Ach, der geheimnisvolle Unbekannte ohne Dermatoglyphen. Ich habe gerade sein Foto und ein Muster seiner DNA an Interpol geschickt. Vielleicht wissen die ja, wer das ist.«
    »Wie Sie schon gesagt haben, hat er keine Hautleisten auf den Händen«, setzte Munárriz erneut an. »Wie steht es denn mit seinen Füßen?«
    »Die sehen ganz genauso aus«, teilte ihm der Mediziner mit und hob seine Tasse an die Lippen.
    »Würde es Ihnen was ausmachen, wenn wir uns das selbst ansehen?«, fragte Munárriz.
    »Nur zu. Aber erklären Sie mir doch bitte, warum Sie als Kriminalbeamten ein Fall der Regionalpolizei interessiert.«
    »Meine Einheit«, schüttelte Munárriz eine Erklärung aus dem Ärmel, »sammelt Informationen über das organisierte Verbrechen. In dem Zusammenhang nehmen wir auch Angaben über unidentifizierte Leichen auf, für den Fall, dass sie zu einer der Banden gehören. Sie wissen ja, dass ich die Aktivitäten der beiden Polizeieinheiten koordiniere.«
    Diese Erklärung schien Mascaró zu befriedigen, denn er ging mit ihnen zu einem Aufzug, führte eine Magnetkarte, die ihm an einem Band um den Hals hing, in ein Lesegerät ein, drückte auf einen Knopf, und der Fahrstuhl glitt mit leichtem Rumpeln und flackernder Beleuchtung ins dritte Untergeschoss. Dort gelangten sie durch einen von Leuchtstoffröhren erhellten Gang an die Edelstahltür einer Kältekammer. Der Pathologe führte erneut seine Magnetkarte ein, und die beiden Türflügel wichen auseinander.
    »Willkommen im Leichenschauhaus!«, sagte er und breitete die Arme aus, als wollte er sein ganzes Reich umfassen. Er führte sie in einen kreisrunden saalartigen Raum, in dessen ebenfalls aus Edelstahl bestehende Wand zahlreiche Fächer eingelassen waren. Er zog eines davon auf und sagte, als wäre das die natürlichste Sache von der Welt: »Hier haben Sie den Mann, den Sie suchen.«
    Mit fröstelnd vor der Brust verschränkten Armen betrachtete Mabel den Toten. Überrascht stellte sie fest, dass sie ihn nicht wiedererkannte. Nackt, vollständig von Sand und Algen befreit, voller Narben und Wundnähte als Ergebnis der Autopsie, kam er ihr deutlich älter vor als am Strand. Lediglich der Bürstenhaarschnitt und die Bartstoppeln waren noch wie zuvor. Der Mediziner zeigte ihnen die Handflächen und die Fußsohlen, damit sie sehen konnten, dass der Mann in der Tat keinerlei Hautpapillaren aufwies. Verblüfft stellten sie fest, dass alles ganz genauso war wie bei dem

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