Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Auftragsmörder.«
»Verdammt!«
»Ich brauch deine Hilfe.«
»Lass uns lieber nicht hier sprechen«, mahnte Forest, der über die Abhöreinrichtungen in der Botschaft bestens im Bilde war. »Ein paar hundert Meter weiter am anderen Ende der Straße ist ein kleines Lokal. Da warte auf mich. In spätestens zwanzig Minuten komm ich nach.«
Sie verabschiedeten sich voneinander. Munárriz verließ die Botschaft und suchte das Lokal auf. Wegen des angenehmen Wetters setzte er sich auf eine kleine Terrasse gleich daneben. Als der Kellner kam, bestellte er: » Pivo .« Er hatte sich einige kroatische Brocken angeeignet.
Schon bald darauf brachte der junge Mann ein schäumendes Glas Bier.
Eine halbe Stunde später nahm José Forest neben ihm Platz. Er sah sich um. Außer ihnen saß nur noch ein schmusendes Pärchen auf der Terrasse, das ihm nicht weiter gefährlich zu sein schien. Auch er bestellte ein Bier, dann forderte er Munárriz auf zu berichten, worum es ging.
Dieser wartete einen Augenblick, nahm einen Schluck, sah zu, wie der Schaum an der Innenwand des Gefäßes nach unten glitt, und berichtete in knappen Worten die Vorfälle und den Stand der Dinge. Dann zeigte er Forest das Foto des am Strand von Bogatell angetriebenen Mannes. Je mehr er sagte, desto deutlicher wurde die Besorgnis auf Forests Gesicht.
»Und Castilla hat den Burschen hier in Zagreb geortet?«, fragte er, ohne den Blick von dem Foto zu nehmen.
»Seiner DNA nach ist er Slawe«, erklärte Munárriz, »und das Hemd, das er trug, stammt aus einem Geschäft in der Ribnjak-Straße. Vorhin war ich da, allerdings ohne Ergebnis.«
»Das sind keine schlüssigen Beweise«, hielt ihm Forest entgegen, der ihn am liebsten von seinem Vorhaben abgebracht hätte. »Wie du weißt, bilden die Slawen eine große Völkerfamilie, die weit über Mittel- und Osteuropa verteilt lebt. Wer weiß, ob nicht jemand dem Mann das Hemd geschenkt oder er es gebraucht auf einem Flohmarkt gekauft hat? Ganz davon abgesehen«, schloss er, »kann der Bursche statt Kroate ebenso gut Pole, Tscheche, Bulgare, Serbe oder was weiß ich sonst noch gewesen sein.«
»Es ist aber meine einzige Fährte«, gab ihm Munárriz zu verstehen. »Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie heiß ist, wird dadurch unterstützt, dass ein bestimmtes Schiff von Barcelona nach Kroatien ausgelaufen ist. Ich bin auf deine Hilfe angewiesen.«
»Wir sind hier nicht in Paris, London oder New York«, gab Forest mit gewissem Ärger zurück. »Die im Lande nach wie vor herrschende politische Instabilität macht es schwer, sich ungehindert zu bewegen. Da sind zum einen Kriegsverbrecher, die frei herumlaufen, weil bestimmte nationalistische Kreise und Gesinnungsgenossen nicht zulassen, dass man sie dem Tribunal in Den Haag überstellt. Den Nationalismus der Kroaten kannst du sogar auf den Geldscheinen sehen. Die von Franjo Tudjman 1994 eingeführte Währung des Landes«, sagte er, um Munárriz den Ernst der Situation vor Augen zu führen, »also die Kuna, ist haargenau dieselbe wie unter Ante Pavelić, der mit Hitlers Unterstützung vier Jahre lang den ›unabhängigen Staat Kroatien‹ geführt und davor der kroatischen Unabhängigkeitsbewegung Ustascha angehört hat, letztlich nichts anderes als eine faschistisch inspirierte Truppe von Terroristen. Hier sind die Nachwehen des Krieges immer noch an allen Ecken und Enden zu spüren. Hör auf mich und flieg zurück.«
»Ich bleibe«, erklärte Munárriz bockig. »Hilfst du mir?«
Forest leerte sein Glas, wischte sich mit einer Papierserviette den Mund und nickte resigniert. Ihm blieb keine andere Möglichkeit, denn Munárriz hatte für ihn schon mehrfach die Kastanien aus dem Feuer geholt, als er noch in der Spezialeinheit zur Bekämpfung von Gewaltkriminalität an der Costa del Sol tätig war.
»Offiziell muss ich mich da aber raushalten«, warnte er ihn. »Ich hoffe, du verstehst das.«
»Ich verlang nicht viel.«
»Sag schon, was.«
»Ich muss vor allem wissen, wer der Kerl auf dem Foto ist.«
»Ich seh mal nach, ob er aus irgendwelchen Gründen in unseren Unterlagen auftaucht.«
»Und besorg mir’ne Wumme.«
»Du bist ja verrückt!«
»Wegen der Kontrollen an den Flughäfen musste ich meine zu Hause lassen«, sagte Munárriz mit kläglichem Lächeln, um seine Bitte weniger dramatisch erscheinen zu lassen. »Ohne Knarre im Hosenbund fühl ich mich nackt.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Mach schon …«, drängte er. »Du hast in deinem
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