Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Leben bestimmt schon Schlimmeres getan.«
»Wenn man dich damit erwischt …«
»Dann muss ich das ausbaden.«
»Na schön, von mir aus.« Er hob resigniert die Hände. »Lass mir das Foto hier«, bat er ihn. »Ich lass unser Gesichtserkennungsprogramm mal da drüberlaufen. Wenn du Glück hast, taucht der Mann in unserer Datenbank auf.«
»Was meinst du, wann du das weißt?«
»Gib mir bis morgen Nachmittag Zeit. Wir treffen uns um sechs im Tartan in der Tkalčićeva-Straße. Da ist meistens so viel Betrieb, dass man nicht auffällt.«
»Also dann bis morgen um sechs.«
Um Viertel vor sechs betrat Munárriz das Tartan in der Tkalčićeva Ulica. Die Barockfassaden der Häuser in dieser von Touristen wimmelnden Straße, unter deren hölzernen Vordächern man Modegeschäfte, Restaurants und Cafeterias eingerichtet hatte, bewahrten einen Teil des Zaubers, für den Zagreb im 18. und 19. Jahrhundert berühmt gewesen war. Ein Stück weiter ging es durch die Radiæeva Ulica in die Oberstadt, die durch eine kleine Bergbahn aus dem 19. Jahrhundert mit der Unterstadt verbunden wurde. Dort standen sogar noch alte Gaslaternen.
Nach einer Weile sah er Forest, der ihm vom Eingang aus Zeichen machte, dass er herauskommen solle. Er drängte sich durch die Menge und wurde von Forest am Arm ein Stück beiseitegeführt. Ohne zu reden gingen sie zu einem Saab 9-3, der mit eingeschaltetem Pannenblinker am Straßenrand stand. Sie stiegen ein und fuhren zum Ufer der Save, wo Forest an einer einsamen Stelle anhielt. In der Ferne sah man die modernen Hochhäuser des neuen Zagreb, die sich bis ans rechte Save-Ufer erstreckten.
»Hier sind wir ungestört«, versicherte ihm Forest und sah nach draußen.
»Was ist los?«
»Nichts. Aber als Angehöriger des Nachrichtendienstes muss ich auf Nummer sicher gehen. Wenn mir die kroatischen Kollegen auf die Schliche kämen, würde man mich sofort ausweisen. Vergiss nicht, dass ich offiziell Handelsattaché bin.«
»Hast du was rausgekriegt?«
Forest schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein. Ich hab alle unsere Archive durchgeackert, aber nirgendwo den geringsten Hinweis auf den Burschen gefunden.« Er gab Munárriz das Foto zurück. »Der hat hier in Kroatien mit Sicherheit nicht mal’ne Verkehrsstrafe aufgebrummt gekriegt.«
»Er hat also eine reine Weste?«
»Geradezu blütenweiß.« Forest schwieg eine Weile. »Eigentlich dürfte ich es dir nicht sagen, aber ich kenne jemanden, der dir weiterhelfen kann.«
»Raus mit der Sprache.«
»Ein ehemaliger Milizionär des Kroatischen Verteidigungsrates HVO. Das ist kurz gesagt der militärische Arm der neofaschistischen ›kroatischen Rechtspartei‹. Die Leute haben sich im Balkan-Krieg eine ganze Reihe von schweren Übergriffen zuschulden kommen lassen, weshalb einige ihrer Führer auf der Suchliste des Internationalen Strafgerichtshofs stehen …«
»Wie heißt der Mann?«
»Juraj Vrancić. Er tarnt sich als Privatdetektiv, arbeitet aber in Wahrheit als V-Mann für westliche Nachrichtendienste und spürt Kriegsverbrecher auf, damit man die festnehmen und ihnen den Prozess machen kann.«
»Allem Anschein nach ein sauberes Früchtchen.«
»Es heißt gerüchtweise, dass er an dem Gemetzel von Ahmiéi, einem von Moslems bewohnten Dorf in der Nähe von Vitez, beteiligt war«, fuhr Forest fort, um Munárriz genau ins Bild zu setzen. »Nach einem Angriff mit moslemischen Bosniern verbündeter arabischer und iranischer Truppen beschlossen die Kroaten sich zu rächen, und so ist im März 1993 eine Einheit von HVO-Milizionären zusammen mit Zivilisten gegen Ahmiéi vorgerückt. Gleichzeitig hat eine weitere Gruppe auf der anderen Seite des Ortes eine Straßensperre errichtet, damit niemand hinauskonnte. Dann haben sie das Dorf überfallen, die Häuser in Brand gesetzt und jeden, der sie verlassen wollte, erschossen. Es war ein blutiges Massaker mit insgesamt achtundneunzig Toten.«
»Und war er daran beteiligt?«
»Beweise dafür habe ich nicht«, gab Forest zurück. »Aber manches deutet darauf hin.«
»Wie komme ich an den Mann ran?«
»Es ist besser, wenn ich mich darum kümmere. Er kennt mich.«
»Danke«, sagte Munárriz aufrichtig. »Und das andere?«
Forest öffnete das Handschuhfach und gab ihm eine Pistole in die Hand.
»Das ist eine Daewoo DP-51, 9 mm Parabellum. Das Magazin fasst dreizehn Schuss, es sind aber nur zwölf drin.«
»Hat man dir nicht mehr gegeben?«
»Ich bin abergläubisch. Die Dreizehn bedeutet
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