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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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schlug er vor und ließ Munárriz’ Arm los. »Während wir von Osten nach Westen voranschreiten, werden uns die Kragsteine die Geschichte Marias als Symbol des Grals berichten, und Sie werden verstehen, warum ich gesagt habe, dass dieser Ort eines der bewussten Erd-Kraftfelder bildet, einen omphalos .«
    Nach jeweils wenigen Schritten blieb Hochwürden Ramírez stehen und wies mit erhobenem Arm auf einen der Kragsteine, um dessen Bedeutung und das dahinter verborgene hermetische Symbol zu erläutern. Jeder von ihnen war gleichsam Teil eines steinernen Buches, das die Lehre der Wahrheit enthielt, einer Wahrheit, die sich nur einer geringen Zahl Eingeweihter und Auserwählter enthüllt.
    »Begoñas besonderes Interesse galt dem aus zwei Märtyrerkreuzen bestehenden dreidimensionalen Kreuz«, sagte er. »Es ist zugleich Symbol des Himmels und der Erde, denn das Kreuz der Passion besteht aus vier T-förmigen Kreuzen, welche die vier Elemente der Alchemie darstellen und zugleich ein fünftes Kreuz bilden: die Quintessenz. Damit Sie besser verstehen, füge ich hinzu, dass das T, genauer gesagt das Taw, der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabets ist und in der Alchemie das Ende und zugleich den Höhepunkt des magnum opus versinnbildlichte, des Großen Werkes.«
    »Und an diesem Kreuz lässt sich ablesen, dass die Kapelle das Geheimnis der Element-Umwandlung enthält?«
    »Sagen wir ›enthielt‹«, gab Hochwürden Ramírez zurück, »denn viele Symbole sind im Laufe der Jahrhunderte untergegangen.«
    »Zu welchen Ergebnissen ist Begoña gekommen?«
    »Das hat sie mir nicht gesagt«, gab der Priester nachdenklich zurück. »Sie hat den senkrechten Stamm und die Arme des Kreuzes mit Hilfe eines Laser-Messgeräts vermessen und sein Volumen ausgerechnet.«
    »Wozu?«
    »Das habe ich sie gefragt und zur Antwort bekommen, es habe mit einer Untersuchung zum Symbolismus in der christlichen Kunst des Mittelalters zu tun.«
    »Und haben Sie ihr geglaubt?«
    »Warum nicht? Diese Art Kreuz ist einer der Hauptpfeiler der christlichen Symbollehre. Im Brief an die Hebräer, als dessen Autor der lateinische Kirchenschriftsteller Tertullian den heiligen Barnabas nennt, heißt es: Crux in littera T gratiae erat signatura , was so viel bedeutet wie ›das T-förmige Kreuz sollte die Gnade verkörpern‹. Nur wer reinen Herzens ist, und das heißt, wer sich im Zustand der Gnade befindet, vermag diese Element-Umwandlung zu erreichen. Das ist auch der Grund, warum der Engel der Apokalypse die Stirn der Reinen, denen es vorherbestimmt ist, ins Himmelreich zu kommen, mit dem T-Zeichen versehen wird.«
    Sie setzten ihren Weg um die Kapelle herum fort. Erneut blieb der Priester stehen, um auf einen der Kragsteine zu weisen. Munárriz sah einen zehnzackigen Stern, der den Worten des Priesters zufolge das geistliche Licht bedeutete, das die Finsternis durchdringt. Zehn, sagte er, sei die heilige Zahl der Gesamtheit, die Zahl, die Gott verkörpert. Daher tauche sie in der Bibel stets als die Zahl einer Gesamtheit auf (die zehn Gebote, die zehn Erzväter vor der Sintflut, die zehn ägyptischen Plagen, die zehn törichten und die zehn klugen Jungfrauen, die zehn Leprakranken, die zehn Laster, die den Menschen daran hindern, ins Himmelreich zu gelangen …).
    Munárriz trat bedächtig näher, als er unter dem Abbild eines Kraken stand. »Ein Krake, so weit vom Meer entfernt?«
    »Der Krake«, bedeutete ihm der Priester, »hat stets im Zusammenhang mit dem Sternbild des Krebses gestanden, das wir im Winter zwischen 90E nördlicher und 60E südlicher Breite sehen können. In diesen Bereich tritt die Sonne zu Beginn des Sommers ein, und zwar genau am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, der um das Mittelmeer herum in allen Kulten schon von alters her eine besondere magische Bedeutung hatte. Sie verlässt ihn wieder am 22. Juli, am Wendekreis des Krebses. In dieser Konstellation findet sich eine stattliche Ansammlung von Sternen, genauer gesagt ein aus einer Molekülwolke entstandener offener Sternhaufen mit Namen Praesepe, was auf Deutsch ›Krippe‹ bedeutet. Mit bloßem Auge lassen sich darin einundsiebzig Sterne unterscheiden, die über einen Bereich von dreizehn Lichtjahren Durchmesser verstreut sind …«
    Im Weitergehen machte der Priester seinen Gast auf einen Wolfskopf aufmerksam und erklärte ihm, dass es sich dabei um ein Lichtsymbol handele, weil Wölfe der Überlieferung nach im Dunkeln sehen können. Die Wölfin wiederum, die sich

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