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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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Sorge an Vater und Schwester. Er hob den Blick und sah eine dichte Rauchwolke hinter den Hügeln zum Himmel steigen.
    »Ich muss hin …«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, sprang ohne ein weiteres Wort auf sein Pferd und galoppierte seinem Schicksal entgegen.

     
    Kurz vor dem Ziel brach Bernard Gaudís Pferd vor Erschöpfung zusammen. Der lange Galopp war für sein Herz zu viel gewesen. Der Reiter wälzte sich beiseite, stand auf und betrat Saint-Flour zu Fuß.
    Ungläubig weiteten sich seine Augen, als er sah, welche Verwüstungen der Feind im Städtchen angerichtet hatte. In den von Rauch erfüllten engen Gassen hörte man die Klagelaute Sterbender. Wohin Bernard blickte, überall vollendeten die Flammen das von den englischen Kriegern, die längst weitergezogen waren, begonnene Zerstörungswerk. Von der Hitze des Feuers halberstickt, stürmte er die steile Straße zur Oberstadt empor, dem Haus entgegen, in dem schon sein Urgroßvater gelebt hatte. Von einem kleinen Platz aus konnte er sehen, dass es wie alle anderen Häuser ringsum lichterloh brannte. Der Dachstuhl war bereits eingestürzt, und ein Haufen Schutt versperrte den Eingang. Er riss einen Fetzen Stoff von seinem Arbeitskittel, tauchte ihn in die Viehtränke in der Mitte des Platzes und legte ihn sich um Mund und Nase, um nicht am Rauch zu ersticken. Mit bloßen Händen bahnte er sich einen Weg durch die Trümmer und eilte ins Haus.
    »Vater! Vater!«, rief er voll Sorge und schützte seine Augen mit den Händen vor den Flammen. »Agnès! Agnès!«
    Niemand antwortete. Da ein steinerner Türsturz verhindert hatte, dass der Dachstuhl vollständig in die Erdgeschossräume sank, konnte er sich dort umsehen. Das Feuer hatte bereits die Möbel und die Holzverkleidung der Wände erfasst, und so war jeder Schritt, den er tat, lebensgefährlich. In der Küche stieß er auf seine Schwester, die halbentkleidet auf einem Bohnensack lag. Man hatte sie geschändet und ihr dann die Kehle durchgeschnitten. Er breitete eine Tischdecke über sie und ballte die Fäuste. Er konnte nicht weinen, seine Wut war zu groß. Mit einem Mal glaubte er inmitten des Knisterns und Krachens ein Seufzen zu hören. Aufmerksam lauschte er. Es schien aus dem Wohnraum zu kommen. Erneut bahnte er sich mit bloßen Händen den Weg durch die herabgestürzten Trümmer. Das Seufzen wurde lauter. Es kam unter der schweren steinernen Tischplatte hervor, wohin sich der Greis vor den Flammen und dem herabstürzenden Balkenwerk geflüchtet hatte.
    »Vater!«, rief er erneut.
    Pierre Gaudí öffnete die Augen. Er hielt sich mit beiden Händen den Unterleib. Das Atmen fiel ihm sichtlich schwer. Blut drang zwischen seinen Fingern hervor und bildete eine rote Lache am Boden. Einer der Krieger hatte ihn mit einer Lanze durchbohrt, als er sich schützend vor seine Tochter stellen wollte.
    »Hör mir zu …«, brachte der Alte mit sichtlicher Anstrengung hervor.
    »Sprecht nicht«, bat ihn Bernard.
    »Bevor ich sterbe, muss ich dir ein Geheimnis anvertrauen …«, keuchte der Alte mit erstickter Stimme.
    »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr sterbt, Vater …«
    »Das Geheimnis der Gaudí …«
    Pierre Gaudí löste die Hand vom Unterleib und griff nach dem Arm seines Sohnes. Jetzt sah Bernard, dass die Wunde wohl tödlich war. Der Vater hatte schon zu viel Blut verloren.
    »Such die Bodenplatte mit unserem Steinmetzzeichen auf …«, verlangte Pierre Gaudí mit Nachdruck.
    »Das geht nicht, Vater«, gab ihm sein Sohn mutlos zur Antwort. »Der Boden ist vollständig mit Schutt bedeckt.«
    »Im Namen des Dreieinigen! … Mach schon! …«
    Nach einem Blick auf seine von Blut bedeckten Hände, deren Haut an vielen Stellen aufgerissen war, ging er daran, den letzten Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Er schaffte die Schuttbrocken beiseite, bis er genau in der Mitte des Raumes auf die gesuchte Bodenplatte stieß. Sie war mit dem Steinmetzzeichen versehen, an dem man die Arbeit der Gaudí erkennen konnte, ein gleichschenkliges Dreieck, dessen Katheten in ihrer Verlängerung in zwei Doppelkreuzen mündeten.
    »Ich hab sie, Vater. Und jetzt?«
    »Zerschlag sie!«, befahl der Alte mit verzerrtem Gesicht.
    Der Sohn gehorchte, nahm den schwersten Trümmerbrocken, den er fand, hob ihn hoch über seinen Kopf und ließ ihn auf die Bodenplatte herniederfahren. Als er ihre einzelnen Stücke vom Boden aufnahm, entdeckte er ein in Gemsenfell gewickeltes kleines Päckchen, das ein mit sonderbaren Zeichen bedecktes

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