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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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Via Laietana und folgten der Uferstraße ein ganzes Stück bis zum Contradique-Kai mit seinen riesigen Zementsilos. Auf dem ganzen Weg begegneten sie niemandem. Einige Autofahrer, die mit hoher Geschwindigkeit über die Uferstraße brausten und sahen, wie sie sich den Schuppen am Kai näherten, hielten sie vermutlich für Schauerleute auf dem Weg zur Frühschicht.
    Benayá keuchte und begann müde zu werden. Trotz seiner Gymnastik war das lange Eingesperrtsein nicht folgenlos geblieben. Dagón warf erneut einen Blick auf die Skizze in seiner Hand. Ein Stück weiter zweigte der schmale Weg zum Leuchtturm ab. Er hob den Blick und sah, wie dessen Lichtfinger über das dunkle Wasser strichen. Jetzt hatten sie die entscheidende Stelle erreicht und mussten ihre Vorsicht verdoppeln.
    Im Laufschritt eilten sie über die Gleise der Hafenbahn. Auf dieser offenen Fläche ohne jede Deckung drohte Gefahr. Sie hielten sich möglichst im Halbschatten, mieden die Nähe der hohen Lichtmasten und schoben sich in der Deckung von Kraftstoff-Fässern, Bretterstapeln aus dem Holz ferner Länder, zu Halden getürmten Altreifen, die auf den Abtransport zu ihrer Wiederverwertung warteten, und Bergen von Schrott Stück für Stück weiter. Mit sportlichem Schwung überwanden sie den Metallgitterzaun um das Sperrgelände und kamen dem Kai mit den Getreidesilos immer näher. Während sie sich in den engen und übelriechenden Gängen zwischen mehreren Reihen aufeinandergetürmter leerer Schiffscontainer verborgen hielten, warf Dagón erneut einen Blick auf die Uhr: genau halb fünf. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkam, würden die alte und die neue Wachmannschaft in wenigen Minuten zur Ablösung die Wachstube am Hafenbecken von San Beltrán betreten.
    Schweigen gebietend legte Dagón einen Finger an die Lippen, ging im Vertrauen auf den Schutz seiner Tarnjacke einige Schritte weiter und beobachtete durch ein Bündel von Ladenetzen aufmerksam die Umgebung. Ein Wachmann vertrieb sich in seinem Häuschen die Zeit mit der Lektüre einer Zeitschrift. Das zuckende Blaulicht eines sich nähernden Streifenwagens zwang Dagón, sich zu Boden zu werfen. Der Wagen blieb stehen, und die beiden Beamten stiegen aus und unterhielten sich mit dem Wachmann. Erneut sah Dagón auf die Uhr: zwanzig vor fünf. Die Zeit flog dahin. Es bestand die Gefahr, dass jetzt auch der Wagen der Ablösung kam. Unwillkürlich fuhr er mit der Hand zur Waffe, als er aus der Ferne eine metallisch klingende Stimme hörte. Sie kam aus dem Funkgerät des Streifenwagens und forderte die Besatzung auf, zum Wachwechsel zu kommen. Dagón stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Beamten stiegen wieder ein und fuhren davon, während sich der Wachmann wieder in sein Häuschen zurückzog.
    Dagón kehrte zu Benayá zurück, der unruhig zwischen den Containern wartete. Ein erneuter Blick auf die Leuchtzeiger der Uhr: Viertel vor fünf. Jetzt oder nie! Sie durften keine Sekunde verlieren, denn die Ablösung konnte jeden Augenblick auf dem Gelände eintreffen. Dagón bedeutete Benayá mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Gebückt eilten sie voll Anspannung zu dem Haufen Ladenetze. Sie duckten sich dahinter und beobachteten jede Bewegung des Wachmanns in seinem Häuschen. Er telefonierte und schien abgelenkt zu sein. Dagón kroch einige Meter. Im Schutz eines in der Nähe stehenden Aufliegers nahm er eine kleine Lampe aus der Tasche seiner Tarnjacke und ließ deren Leuchtdiode im Rhythmus des Morse-Alphabets immer wieder aufblitzen, bis er das Wort hundo gebildet hatte. Nach kurzem Warten kam von der Brücke eines der am Kai liegenden Frachter die Antwort. Lang-kurz-lang, drei Mal lang, lang-kurz-lang und wieder drei Mal lang: koko …
    Der Wachmann sprach immer noch in sein Mobiltelefon. Die Lichter an Deck des Frachters erloschen. Dagón winkte Benayá herbei und bedeutete ihm mit Handzeichen, dass er als Erster zum Schiff aufbrechen wolle. Benayá nickte. Dann richtete sich Dagón halb auf, rannte in gebückter Haltung zum Schiff und eilte über die Laufplanke an Deck. Benayá konnte das laute Lachen des nach wie vor telefonierenden Wachmanns deutlich hören. Er holte tief Luft und rannte ebenfalls los. Die Tasche auf seinem Rücken traf ihn schmerzhaft in der Nierengegend, er geriet ins Stolpern und stürzte wenige Schritte vor der Laufplanke zu Boden. Auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden, eilte Dagón, der das Schlimmste fürchtete, zu ihm, fasste ihn am Arm und zerrte ihn an

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