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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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nur noch zu warten, bis dieser sein Haus verließ, und hatte mit dem passenden Schlüssel Zutritt.
    Jetzt nahm Chicho Corbacho eine Aluminium-Kaffeekanne von dem kleinen Petroleumofen, löschte die Flamme und goss den Inhalt in zwei Blechtassen. Er setzte sich so auf eine Bank ohne Rückenlehne, dass er durch das Fenster des Wohnwagens den Eingang zum Gelände im Auge behalten konnte. Dann hob er seine Tasse an den Mund. Munárriz tat es ihm nach.
    »Sie hätten meinen Vettern diesen Streich nicht spielen sollen.«
    »Ich musste wissen, wo ich dich finde. Ich hab dich schon vor Jahren aus den Augen verloren«, erklärte Munárriz, um sich zu rechtfertigen.
    »Als ich das letzte Mal aus dem Knast gekommen bin, hab ich beschlossen, anständig zu werden. Das Gefängnis ist kein guter Aufenthalt für uns Zigeuner. Alle sind da Rassisten. Tío Calostro hat mir Arbeit gegeben, und jetzt bin ich hier und handele mit gebrauchten Auto-Ersatzteilen. Das ist gar kein schlechtes Leben.«
    Mit den Worten »Ich möchte gern wissen, was du davon hältst« legte Munárriz den kleinen Schlüssel, den Francisco Bonastre in dem Gedichtband gefunden hatte, auf den Tisch. »Kannst du mir sagen, was man damit aufschließt?«
    El Manitas nahm den Schlüssel zur Hand und betrachtete die Zacken des Bartes so genau wie ein Sammler die einer seltenen Briefmarke, maß in Gedanken die Abstände zwischen ihnen, begutachtete die Qualität des Metalls und legte den Schlüssel schließlich auf die Wachstuch-Tischdecke, bevor er sein Urteil abgab.
    »Absoluter Schrott«, sagte er.
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst. Damit kriegt man kein Schloss auf.«
    »Wieso nicht?«
    »Der Bart ist unsauber gefräst. Das Metall taugt nichts, es ist viel zu dünn und brüchig, kurz: Das ist ein Gelump. Ich hatte geglaubt, Sie würden mir was bringen, was mich wirklich herausfordert, ein Chubb, was von Fichet, MCM, ein Tesa multipunto, ein Iseo … irgendwas Kompliziertes … aber dieser Mist da …«
    »Ich muss unbedingt feststellen, für welche Art Schloss der Schlüssel gemacht ist«, gab Munárriz nicht nach, um ihm eine Meinung zu entlocken.
    »Für eins, das man genauso gut mit der Büroklammer öffnen könnte.«
    »Bist du da sicher?«
    »Dafür leg ich die Hand ins Feuer«, erklärte Chicho Corbacho gekränkt. »Solche Schlüssel nimmt man für Spinde, Schreibtisch-Schubladen, Briefkästen … überall da, wo man kein gutes Schloss braucht.«
    »Ich hatte an ein Schließfach gedacht.«
    »Nicht im Traum«, gab Chicho Corbacho überzeugt zurück. »So was finden Sie an keinem Flughafen, Bahnhof oder Busbahnhof. Nicht mal an Schließfächern in Einkaufszentren. Setzen Sie sich mit dem Hersteller in Verbindung. Der kann Ihnen sagen, zu was für’nem Schloss der Schlüssel gehört. Aber Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass das nicht einfach sein wird.«
    »Warum nicht?«
    »Ich schwöre bei meinen fünf Kindern«, sagte er, legte zwei Finger kreuzförmig übereinander und küsste sie, »dass es zu keiner irgendwo registrierten Serie gehört.«
    »Drück dich klar aus.«
    »Heutzutage beherrschen die Chinesen den Markt für Schlossereiartikel«, erläuterte er. »Um mit deren Preisen mithalten zu können, machen auch manche europäischen Fabrikanten Billigschlüssel. Die passen zu Tausenden von identischen Schlössern, wie sie massenweise an Kunden auf der ganzen Welt verkauft werden. Dieser hier, Inspektor, öffnet Ihnen todsicher ein Schloss, das zu einer solchen Serie gehört. Falls sich das hier in Barcelona befindet, kann ich Ihnen garantieren, dass dieselbe Serie auch in andere Städte von Spanien, in den USA und so weiter verkauft worden ist. Verstehen Sie?«
    »Aber hier steht doch eine Seriennummer«, wandte Munárriz ein.
    »Ach was, die bezieht sich nicht auf einen bestimmten Schlüssel, sondern gilt für die ganze Serie.«
    »Was kann ich jetzt machen?«
    »Ihn wegschmeißen.«
    »Ich muss aber unbedingt wissen, zu welchem Schloss er gehört! «, stieß Munárriz hervor und hieb mit der Faust auf den Tisch.
    »Sie haben doch bestimmt Zugriff auf das Zentralarchiv der Dienste des Innenministeriums. Sie wissen schon.«
    »Ja, wir sind mit mehreren Datenbanken vernetzt.«
    »Als ich noch aktiv war, hab ich mal für die Leute gearbeitet«, erläuterte El Manitas. »Dabei hab ich spitzgekriegt, dass die’ne ganze Reihe von Schlössern und Schlüsseln registriert haben, die in keinem Handelskatalog auftauchen. Möglicherweise finden Sie da das

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