Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Handwerk gelegt wird. Kurz, die Arbeit wird immer mehr, nur das Gehalt bleibt so niedrig wie immer.«
»Und warum kümmert sich nicht die UDEV darum? Schließlich ist diese Einheit für die Bekämpfung von Gewalttaten da.«
»Die haben auch so schon zu wenig Leute, und die Arbeit wächst ihnen über den Kopf.«
»Und wie soll das Ganze ablaufen?«
»Soweit ich gehört habe«, teilte ihm der Kollege bereitwillig mit, »werden uns alle Informationen zugeleitet, die der UDEV über ausländische Banden zur Verfügung stehen. Sie arbeitet bei der Ermittlung mit uns zusammen, überlässt es aber uns, die Banden zu zerschlagen. Dabei dürfen wir angeblich auf die Unterstützung durch die regionale Polizei zählen.«
»Und was ist mit der Guardia Civil?«
»Die sind ebenfalls überlastet«, sagte er. Dem Ton, in dem er das sagte, hörte man den Ärger über die verfahrene Lage an. »Nach wie vor patrouillieren die Kollegen von der regionalen Polizei in vielen gefährdeten Gebieten nicht, und die Guardia Civil ist unterbesetzt. Uns stehen schwere Zeiten bevor, und deshalb rate ich dir, genieß deinen Urlaub. Es würde mich gar nicht wundern, wenn man uns demnächst wieder auf Streife schickt.«
»Verdammter Bockmist!«, entfuhr es Munárriz.
»Was willst du überhaupt hier?«, fragte ihn der Kollege.
»Ich müsste mir ein paar Angaben auf meinem Computer ansehen. Macht es dir was aus?«
»Natürlich nicht. In was für Schwierigkeiten steckst du denn? … Ach was, behalt es lieber für dich. Ich will es gar nicht wissen.«
Der Mann stand auf und überließ ihm den Schreibtisch. Auf dem Bildschirm des Computers waren die Angaben über mehrere für das gewaltsame Eindringen in Wohnhäuser bekannte Bandenmitglieder zu sehen. Wegen des politischen Drucks und der Unruhe in der Bevölkerung wurden Raubüberfälle auf Wohnungen und Einfamilienhäuser zur Zeit mit Vorrang behandelt – dafür mussten andere polizeiliche Aufgaben zurückstehen.
»Gib mir eine Stunde«, rief Munárriz dem Kollegen nach.
»Ich lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.« In der Stimme des Mannes schwang Gleichgültigkeit. »Ich nutz die Gelegenheit, um meinen Jungen im Krankenhaus zu besuchen. Er ist am Blinddarm operiert worden, und ich will mal sehen, wie es ihm geht. Ich komm bestimmt erst am Nachmittag wieder.«
»Grüß ihn von mir und erinnere ihn, dass er mir noch eine Partie Tischfußball schuldet.«
»Wird gemacht.«
Er sah seinem Stellvertreter nach, der mit gesenktem Kopf hinausging. Wie die meisten überarbeiteten Polizeibeamten hatte er die Nase gestrichen voll, erwiesen sich ihre Fahndungserfolge doch oft als Schlag ins Wasser, weil die Richter Festgenommene gleich nach dem ersten Verhör wieder laufen ließen.
Er setzte sich vor den Rechner, nahm den Schlüssel heraus und versuchte es als Erstes mit einer Suche im Internet. Dazu gab er in Google das Wort »Tefro« ein. Francisco Bonastre hatte Recht: dort tauchte lediglich eine Schutzgottheit aus der altitalischen Mythologie auf. Dann gab er die auf dem Schlüssel eingestanzte alphanumerische Kombination ein: LCE-015918-Z. Auch das blieb ergebnislos.
Als nächstes versuchte er es mit der Datenbank der Kriminalpolizei. Er meldete sich mit Namen, Personalnummer und seinem persönlichen Zugangscode an und wartete. Als sich unten links ein Fenster öffnete, legte er an dieser Stelle den rechten Zeigefinger auf den Bildschirm, damit das Programm seinen Fingerabdruck mit dem hinterlegten vergleichen konnte. Einige Sekunden später hatte er Zugriff auf die gewünschte Datenbank.
Verschiedene Bildsymbole verwiesen auf den Inhalt der jeweiligen Unterverzeichnisse. Da gab es jeweils ein Archiv mit Turnschuhen und den zugehörigen Sohlenabdrücken, Armbanduhren, Kleidungsstücken, Mobiltelefonen, Schreibtischlampen, alten Schreibmaschinen sowie Computerdruckern mitsamt den zugehörigen Schriftmustern, Kugelschreibern und Füllern, Autoscheinwerfern und sonstigen Kraftfahrzeugteilen der verschiedensten Marken und Modelle … Mit Ausnahme von Schusswaffen und der zugehörigen Munition, für die es eine eigene Datenbank gab, waren dort alle denkbaren Gegenstände sauber katalogisiert – auch Schlüssel und Schlösser. Auf sie verwies das Bildsymbol eines Schlüssellochs.
Er klickte es an. Wenige Sekunden später öffnete sich vor ihm der Archivordner Simel-25 wie Ali Babas Schatzhöhle. Über fünftausend Seiten mit Schlüsseln und Schlössern aus der ganzen Welt standen ihm zur
Weitere Kostenlose Bücher