Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Verfügung. Obwohl es ihm aussichtslos erschien, sich in diesem Labyrinth zurechtzufinden, suchte er das Inhaltsverzeichnis auf und klickte es an. Jede einzelne von dessen fünfhundert Seiten zeigte den schwarzen Umriss von Schlüsseln und dazu eine Referenznummer. Er nahm seinen Schlüssel, legte ihn auf eine Haftnotiz, zeichnete dessen Umriss nach, schattierte ihn mit Hilfe eines Textmarkers und klebte das so gewonnene Abbild an den Bildschirmrand. Auf diese Weise hoffte er, es mit den im Inhaltsverzeichnis enthaltenen Schlüsseln vergleichen zu können.
Schon bald brannten seine Augen. Eine geschlagene Stunde lang musterte er die Umrisse von Schlüsseln – ohne Ergebnis. Manche verwarf er auf den ersten Blick, bei anderen hingegen war ein genauer Vergleich unerlässlich. Wann immer ihm ein Schlüssel so ähnlich schien, dass er glaubte, er könne mit seinem identisch sein, zeigten sich Unterschiede, sobald er die Einzelheiten verglich, beispielsweise den Durchmesser der Öffnung in der Räute – so nannte man, wie er inzwischen wusste, den Teil, an dem man einen Schlüssel anfasst -, Länge, Höhe und Abstände der Zacken auf dem Bart und so weiter. So winzig die Abweichungen mitunter waren, es half alles nichts, er musste weitersuchen. Einzelne Schlüssel sahen zwar, wie er meinte, genauso aus wie der seine, stammten aber von einem anderen Hersteller. Es war das reine Chaos. Doch er ließ sich nicht entmutigen – eine wichtige Eigenschaft eines guten Polizeibeamten ist die Geduld.
So arbeitete er sich Seite für Seite voran. Manche schloss er sofort aus, bei anderen notierte er sich die zugehörige Katalognummer für den Fall, dass er später darauf zurückkommen musste. Nie hätte er geglaubt, dass es so viele unterschiedliche Schlüssel geben könnte. Um die Suche nicht unterbrechen zu müssen, verließ er zur Mittagszeit das Büro nicht, sondern begnügte sich mit einer Tasse Kaffee und einem mit Schinken und Käse belegten Brot. Inzwischen hatte er einen so großen Teil des Inhaltsverzeichnisses abgearbeitet, dass ihm nur noch wenige Seiten blieben.
Erneut rief er ein Blatt mit schwarzen Umrissen auf und verglich diese mit seinem auf Papier gezeichneten Schlüssel. Die Nummer 1-32 schien ihm zu passen, doch unterdrückte er sogleich jedes Gefühl der Zuversicht, denn das hatte er schon des Öfteren angenommen. Er vergrößerte die Anzeige, um die Einzelheiten miteinander zu vergleichen, und hielt den Atem an. Alles passte genau. Bei der Räute beider stimmten Form und Größe in sämtlichen Einzelheiten überein, vor allem aber, soweit er das beurteilen konnte, auch bei den Zacken des Bartes. Die Ähnlichkeit schien ihm so groß, dass er die Schlüssel für identisch hielt. Er löste sein Muster vom Rahmen und klebte es unmittelbar neben den Umriss auf dem Bildschirm, um sie genauer vergleichen zu können. Hurra! Offenbar hatte er endlich gefunden, wonach er suchte. Mit der Maus zog er den Cursor zum Umriss aus der Datenbank und klickte ihn an. Daraufhin wurden mehrere Schlüssel mit Seriennummer sowie der Nennung des Herstellers und der Länder angezeigt, in denen sie verkauft worden waren. Auch die genauen Abmessungen und sonstige Angaben waren aufgeführt, mit deren Hilfe sich feststellen ließ, woher die einzelnen Modelle stammten. Er ließ sich vom Computer den Schlüssel in natürlicher Größe zeigen und legte den seinen auf das digitale Abbild: Sie unterschieden sich lediglich geringfügig in der Länge des Schafts, der einen Millimeter länger war als die Darstellung auf dem Bildschirm. Er wiederholte das Verfahren mit den übrigen Schlüsseln auf der Seite und stieß beim vorletzten einen triumphierenden Pfiff aus. Der dort im Maßstab 1:1 abgebildete Schlüssel passte haargenau zu dem seinen. Die Modellbezeichnung lautete I-32-LCE.
Er notierte sie ebenso wie die Angabe des Herstellers, ein Familienbetrieb im italienischen Tarent namens Tagliaferri & Cia., dessen Erzeugnisse das Unternehmen Cerrajería Pérez Navarro e Hijos, eine GmbH mit Sitz im Industriegebiet von Tres Cantos in der Region Madrid, nach Spanien einführte. Nachdem er sich auch dessen Anschrift und Telefonnummer notiert hatte, lehnte er sich erleichtert zurück. Endlich war er auf dem richtigen Weg.
Er ließ sich alles anzeigen, was in der Datenbank über den Schlüssel vom Typ I-32-LCE enthalten war, doch gab es, ganz wie von Chicho Corbacho vorausgesagt, weder Hinweise auf Schlösser, zu denen er passte, noch darauf, wann
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