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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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auch rein gar nichts, hermetisch oder symbolhaft«, erklärte Grau mit unüberhörbarem Grimm in der Stimme. »Nie im Leben wäre Gaudí etwas so Plattes und Offensichtliches in den Sinn gekommen.«
    »Die Summe der Zahlen dieses Quadrats ergibt dreiunddreißig«, sagte Munárriz, der die Addition schon mehrfach in verschiedenen Richtungen durchgeführt hatte. »Der Überlieferung nach ist das die Zahl der Lebensjahre Christi.«
    »Geradezu lächerlich offensichtlich«, murmelte der Architekt und strich sich das Kinn, ohne den Blick von den Häufchen mit Fotos und Zeichnungen zu wenden.
    »Wenn ich Sie richtig verstehe«, setzte Munárriz an, um ihn aus seiner Versunkenheit herauszuholen, »sehen Sie in der Sagrada Familia einen hermetischen Bau, bei dessen Errichtung sich Gaudí der mystischen Sprache der gotischen Kathedralen des Mittelalters bedient hat, anders gesagt, der Sprache der Templer.«
    »Ja, das ist meine feste Überzeugung«, sagte Grau unumwunden. »Lassen Sie mich erklären.« Mit weit ausholender Handbewegung begann er: »Meines Erachtens besteht zwar die Möglichkeit, dass sich Gaudís Geheimnis ausschließlich in der Sagrada Familia findet, doch ist es ebenso denkbar, dass seine übrigen Werke einen Teil davon enthalten. In dem Fall wäre zur Entschlüsselung eine gründliche Deutung erforderlich. Für den Fall ihres Gelingens würde ich die Voraussage wagen, dass die endgültige Einweihung nach der Fertigstellung der Sagrada Familia der günstigste Augenblick für den Versuch einer Transmutation, also einer Element-Umwandlung, wäre.«
    »Worauf stützen Sie diese Annahme?«
    »Sofern man sich an Gaudís ursprüngliche Planung hält«, erläuterte er vorsichtig, »wird der Bau am Tag seiner Einweihung achtzehn Glockentürme besitzen. Zwölf davon stehen für die Apostel, vier für die Evangelisten, einer für die Jungfrau Maria, und der letzte, in der Mitte, mit seiner Höhe von hundertsechzig Metern, für Jesus Christus. Bei genauer Betrachtung erkennt man eine mathematische und geometrische Anordnung. Die dazu führen soll, verborgene Kräfte der Natur freizusetzen. Überdies« – er geriet allmählich in Feuer – »wird das unablässige Läuten von achtundachtzig Glocken die Klänge von vier Orgeln und den Gesang von tausendzweihundert Sängern auf riesigen Tribünen untermalen. Das heißt, dass die Sagrada Familia an jenem Tag ein gewaltiges schwingendes Ganzes und dank dem Glockengeläut, der Orgelklänge, der Gesänge und der begeisterten Jubelrufe Abertausender zu diesem Ereignis zusammengeströmter Menschen eine Art Teilchenbeschleuniger sein wird.«
    »Wird man denn ihre Vollendung jemals erleben?«
    »Ich nicht«, klagte Grau, »wohl aber Sie, denn man hat dafür das Jahr 2030 ins Auge gefasst.«
    »Es gibt aber doch keinerlei Beweise dafür, dass Gaudí im Besitz der alchemistischen Geheimnisse des Templerordens war«, wandte Munárriz ein.
    »Ja, aber nur deshalb nicht«, erläuterte Grau, »weil seine sämtlichen privaten Archivunterlagen im Bürgerkrieg zerstört worden sind.«
    »Das war mir nicht bekannt.«
    »Zwei Tage nach Francos faschistischer Erhebung«, berichtete der Architekt, »hat man die Krypta der Sagrada Familia entweiht und dabei Gaudís Zeichnungen, Modelle und Dokumente verbrannt. Einige Tage später wurde Gil Parés, der Pfarrer der Kirche und enger Vertrauter Gaudís, ermordet.«
    »Dann habe ich also Recht«, beharrte Munárriz. »Es gibt tatsächlich keinerlei Beweise für Ihre Theorie.«
    »Seien Sie sich Ihrer Sache nicht zu sicher«, gab Grau kühl zurück. »Viele Autoren halten Gaudí für den letzten Großmeister des Templerordens, den letzten Erben der Geheimnisse der Gralshüter.«
    »Na hören Sie!«, entfuhr es Munárriz. »Das widerspricht doch jeder Vernunft!«
    »Achten Sie genau auf meine Worte! Ich bin vernünftiger als die meisten anderen. Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, sollten Sie mich nicht unterbrechen. Falls Sie mich aber für verrückt halten, wäre es das Beste, wenn Sie sich gleich verabschiedeten.«
    »Ich gebe ja zu, dass es Dinge gibt …«
    »Wissen Sie, wie der Modernismus, die besondere katalanische Spielart des Jugendstils, entstanden ist?«
    »Ich fürchte nein.«
    »Er war von Anfang an eine irrationale Bewegung, denn das Bürgertum sah in Richard Wagners Kunstvorstellung eine Art Liturgie-Ersatz, der in der Natur und dem Mittelalter wurzelte.«
    »Eine Rückbesinnung auf die Ästhetik des Mittelalters?«
    »Nicht nur

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