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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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draufgemacht hast.« Das scheint den Guten ernsthaft zu beschäftigen. Ich beschließe, ein wenig Öl ins Feuer zu gießen.
    »Ja, wir hatten tatsächlich noch viel Spaß.«
    Dwaine schnaubt empört. »Viel Spaß? Mit Tom? Du willst mir nicht erzählen, dass du mich auf dem Kiez sitzen lässt, gerade als der Abend beginnt, richtig lustig zu werden, aber mit einem solchen Weichei hast du Spaß in einem Kaff mitten im Nirgendwo. Ach komm, das glaube ich jetzt nicht.«
    »Dann lässt du es halt«, entgegne ich kühl.
    »Das ist ein Spiel, oder? Du spielst mit mir.« Dwaine beugt sich vor und mustert mich. »In Wirklichkeit bist du längst rattenscharf auf mich, aber du musst mir unbedingt beweisen, dass ich bei dir keine Chance habe.«
    Was für ein eingebildeter Idiot! Jetzt beuge ich mich auch vor und mustere Dwaine genauso eindringlich wie er mich.
    »Genau, Dwaine, du hast es erkannt: Es ist ein Spiel. Und gewinnen werde ich.« Dann stehe ich auf und lasse den Blödmann einfach sitzen.

15. Kapitel
    Z wei Tage später ruft mich Finja schon morgens um acht Uhr an. Nachdem der gestrige Abend wieder relativ lang war, weckt sie mich, und ich muss erst eine Weile nach dem Handy auf meinem Nachttisch suchen. Ihren ersten Anruf verpasse ich deshalb, aber bevor ich sie zurückrufen kann, lässt sie es noch mal klingeln.
    »Also, Schwesterlein, alles klar«, ruft sie aufgeregt in den Hörer, »die Kinderbetreuung steht. Wo soll ich hinkommen?«
    »Morgen, Finja«, bringe ich heraus, bevor ich kräftig gähnen muss. »Lass mich erst mal wach werden. Ich kann noch gar nicht klar denken.«
    »’tschuldigung, aber ich will hier so früh wie möglich losfahren und wollte deshalb keine Zeit verlieren.« Unwillkürlich muss ich an einen Flummi denken, der mit einem Boing immer wieder in die Höhe springt. Und das um diese Uhrzeit!
    »Hm, verstehe«, murmle ich, während ich mich im Bett aufsetze. »Also, wir sind jetzt in Holtau, das ist kurz vor Leipzig. Kommst du mit dem Zug oder mit dem Auto?«
    »Mit dem Zug. Ich lasse Mama mein Auto da – Alexander rückt seines garantiert nicht raus. Lieber setzt der Mama mit der ganzen Bande in den Bus, als sie ans Steuer seines wertvollen Cayennes zu lassen.«
    »Höre ich da eine kleine Spitze? Was ist eigentlich bei euch los?«
    »Gar nichts, wieso?«, tut Finja ganz unschuldig, nur um dann mit definitiv spitzem Unterton hinterherzuschicken: »Aber du weißt doch, wie sich Alexander immer mit seinem Auto anstellt. Also, wo komme ich am besten hin?«
    Ich seufze. Schätze mal, da ist nachher ein Gespräch unter Schwestern fällig. »Ich glaube, es ist am besten, wenn du nach Leipzig fährst. Sag mir Bescheid, wann du ankommst. Ich hole dich dann ab, und wir fahren zusammen nach Thanow, das ist der nächste Veranstaltungsort.«
    »Danke, Nina! Du bist ein Schatz!«
    »Ja, kein Problem.«
    Als wir aufgelegt haben, drehe ich mich noch mal im Bett um. So komisch, wie Finja momentan unterwegs ist, könnten die nächsten Tage noch anstrengender werden, als sie ohnehin schon sind. Da kann ein bisschen mehr Schlaf bestimmt nicht schaden.
    Ich bin gerade weggedämmert, als es an meine Tür klopft. Menno! Was soll das denn? Sollte das Zimmermädchen um Viertel nach acht das dringende Bedürfnis haben, nach dem Rechten zu sehen und ein bisschen aufzuräumen? Ich stelle mich tot und bleibe einfach liegen.
    Das Klopfen wird energischer.
    Da hilft nur noch das Kissen, das ich mir unwillig auf mein Ohr drücke. Trotzdem höre ich Dwaines Stimme: »He, ich weiß, dass du da drin bist. Ich muss dringend mit dir sprechen.«
    Der spinnt doch! Ich spiele mit dem Gedanken, nicht zu reagieren, aber er hämmert jetzt mit einer Heftigkeit gegen meine Tür, dass ich Angst habe, gleich den Wachdienst am Hals zu haben. Ich habe mit Dwaine kaum noch gesprochen, und offenbar tut ihm diese Form von Liebesentzug überhaupt nicht gut. Ich winde mich also aus dem Bett, ziehe meinen Bademantel über und wanke zur Tür.
    »Was gibt’s denn so Wichtiges zu besprechen?«
    Dwaine antwortet nicht gleich, sondern drängt sich an mir vorbei durch die Tür und setzt sich auf den einzigen Sessel in meinem Zimmer.
    »Nina, so geht das nicht weiter mit uns«, beginnt er und setzt dabei seinen Dackelblick auf. »Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Morgen Abend ist der wichtigste Auftritt meiner Karriere, da muss ich fit sein. Also – ich möchte, dass wir uns wieder vertragen, denn so kann ich nicht arbeiten.«
    Ach.

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