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Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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sich um lächelnde
Frauengesichtsmasken handeln.
    Für Hinweise …«
    Kriminalrat Joe Ottakring las den Bericht mit erheblichem
Stirnrunzeln. In Radio Charivari hatte er in den Kurznachrichten von dem
Überfall gehört. Er schüttelte den Kopf.
    Nicht so sehr, weil ihn der Inhalt der Notiz überraschte, sondern
weil er aus den Medien davon erfahren musste. Wäre er an Rico Stahls Stelle
gewesen, hätte er seinen Vorgänger ganz sicher informiert. Zumal der – erst
zwei Monate war’s her – selbst Opfer eines ähnlichen Maskenüberfalls gewesen
war.
    Sein erster Gedanke: Hingen die beiden Taten irgendwie zusammen?
Handgranate. Sprengstoffgürtel. Das Tatmuster legte es nahe.
    Weiter kam er nicht. Sein Festnetz schellte. Lola war dran. Seine
Miene verdüsterte sich mit jeder Silbe, die er aus ihrem Mund hörte.
    »Ich komm heute nicht nach Hause«, begann sie. »Ich habe ein
Geschäftsessen und danach ein Meeting im Sender. Keine Ahnung, wie lange das
wieder dauern wird.«
    Längere Pause.
    »Hallo? Joe? Hast du mich gehört? Hast du verstanden? Ich komme
nicht nach Hause.«
    Joe hatte verstanden. Das war auch der Grund für die Pause gewesen.
Er hatte ein untrügliches Gespür dafür, dass er dabei war, Lola zu verlieren.
    Wut quoll in ihm auf. Er spürte, wie er dunkelrot anlief, wie seine
Augen hervorquollen, wie er vor ohnmächtigem Zorn zitterte. Dieses Gefühl
kannte er bisher nur dienstlich. Dennoch wusste er, wie gefährlich es war. Er
war unheimlich gut darin, in solch einem Zustand die Beherrschung zu verlieren.
Doch wenn er Lola etwas Unbeherrschtes an den Kopf warf, liefe die Dauer ihres
Bleibens gegen null.
    »Weimar«, sagte er halblaut und ohne dass er den Namen eigentlich
nennen wollte. »Dierk Weimar.« Nur den Namen. Keinen Zusammenhang. Wie bei
einem Wiederkäuer schwappten die Buchstaben einzeln aus seinem Mund.
    Sonst sagte er nichts. Doch schon allein dadurch hatte sich seine
Wut etwas abgekühlt.
    »Lola, sei ehrlich«, fuhr er in normalem Ton fort.
    »Du … du … du …«, flüsterte sie keuchend.
    Längere Pause.
    Er sah sie vor sich. Sie bekam kaum Luft. Sie wollte etwas sagen.
Doch er hörte nichts.
    »Lola?« Er schüttelte den Telefonhörer und klopfte mit dem
Fingernagel gegen die Membran. »Hörst du mich?«
    Sie hatte eingehängt.
    Die Nummer ihres Handys musste er erst nachschauen. Er wählte sie.
    »Hier ist Ihr freundlicher Service von Alpha One. Bitte hinterlassen
Sie eine Nachricht.«
    Stocksteif und wortlos stand Joe Ottakring da. Er ließ den Hörer
eine Weile in den Händen kreisen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
Dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck erneut. Er wirkte beinahe zufrieden.
Er spielte weiter mit dem Hörer, lächelte sogar auf ihn hinunter. Und als er
den ersten Schritt tat, um das Telefon aufzulegen, schüttelte er bedächtig den
Kopf.
    »Dieser Fahrer ist ein kompletter Idiot«, stieß Rico Stahl aus.
Die Wortwahl war sehr untypisch für ihn. »Aus dem ist nichts herauszukriegen.
Ich glaube, der simuliert. Aus welchem Grund auch immer. Und die Italiener
können wir nicht ewig hierbehalten.«
    Zu fünft saßen sie im kleinen Besprechungsraum des Präsidiums
wahllos im Kreis. Rico Stahl wie immer im feinen Zwirn mit rot-weiß
gesprenkelter Krawatte, der knochige Bruni mit kragenlangen Haaren, Chili
Toledo trotz der Kälte in einem Kleidchen, das über den Knien endete, und zwei
weitere grimmig blickende Figuren.
    »Was wissen wir denn schon? Chili, würden Sie bitte kurz
zusammenfassen?«
    Die Kommissarin fuhr hoch, als wäre sie nicht bei der Sache gewesen.
Doch das täuschte. Chili war das typische Understatement-Girl, das immer für
eine Überraschung gut war. Sie hatte weit auseinanderstehende, dunkle Augen,
hohe Wangenknochen und geschwungene Nasenlöcher. Ihre Wimpern waren so lang und
dicht, dass sie keine Tusche brauchte. Das Haar fiel ihr, wenn es einmal nicht
in Bewegung war, in gewellten dunklen Locken über Ohr und Schulter. Das Feuer
der Leidenschaft glomm in ihren Augen. Chili Toledo war die begehrteste
Junggesellin der Stadt. Auch Joe Ottakring, der die gut Dreißigjährige als
Freund ihres verstorbenen Vaters unter seine Fittiche nehmen sollte, konnte
dagegen nicht viel ausrichten.
    »Tja«, begann sie.
    Sie saß mit züchtig eng beieinanderstehenden Beinen auf einem
Holzstuhl. Ihre Hände umfassten einen Humpen dampfenden Kaffees.
    »Was wissen wir denn schon von der Tat? Ähm, sieben italienische
Schmuckhändler und ein

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