Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sakramentisch (German Edition)

Sakramentisch (German Edition)

Titel: Sakramentisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
Vom Netzwerk:
außer Italienischem
nichts zu orten. Der Bayer scheint Handschuhe getragen zu haben. Selbst wenn
von seinem Janker ein paar Fusseln dabei sind, können wir sie nicht zuordnen.
Wir haben zwar Fusseln, aber wem auf dieser Erde gehören sie? Es ist wie
verhext. Genau wie bei dem Dirndlüberfall.«
    »Also das hab ich in meiner gesamten Laufbahn beim BKA nicht erlebt«, warf Rico ein. »Dass es null Spuren
gibt.«
    Er sah Bruni scharf an und schoss ihn mit dem Zeigefinger ab. »Peng!
Und was ist mit dem Wrack im Steinbruch? Haben die Täter da auch nichts
hinterlassen?«

SECHZEHN
    Noch bevor Hadi nach Hause kam, roch er es schon. Teresa
hatte gekocht. Die Küche, das Haus, ja, die gesamte Länge der Straße und der
untere Luftraum waren in Knoblauchduft gehüllt. Erste Passanten kümmerten sich
um Mund- und Nasenschutz, Taxen standen leer herum, niedrig fliegende
Sportflugzeuge machten einen Umweg. Hadi liebte die andalusische Küche. Sie
verschaffte so viel Freiraum.
    »Tapas in Kuhlshrank. Brot in Brotbox«, verkündete ein
handgeschriebener Zettel.
    »Wein in Keler«, ergänzte Hadi, stieg hinab und holte welchen.
    Er war in Feierlaune. Auch ihr zweiter Coup hatte funktioniert. Mehr
als zweihundertsiebzigtausend Euro konnte Werner für Arturs und Everls Zukunft
auf dem Konto einfrieren. Wahnsinnige, einzigartige, einmalige eineinviertel
Prozent bekamen sie dafür von der Bank. Fast viertausend Euro jährlich. Dafür
bekam man an die achttausend Pfund Zwiebeln. Was sollte Artur bloß mit so viel
Zwiebeln machen?
    Nach seiner bisherigen Erkenntnis hatten sie keinen Fehler gemacht.
Ihre Maskierung und der Fluchtwagen waren im Steinbruch verbrannt. Er hatte ein
paar falsche Fährten für die Spurensicherer gelegt. Genau wie er im
Flughafentaxi falsche Namen benutzt hatte. Die Italiener in ihrer
Sturzbesoffenheit waren keine spürbare Aussagegefahr, der Fahrer des
Flughafentaxis war bestochen. Blieb nur zu hoffen, dass er dichthielt.
    A gmahte Wiesn also, sozusagen.
    Er öffnete den Wein und den Kühlschrank.
    »Fruhzeitig rausnemme. Kalt is nich gutt!«
    Teresa war ein hemmungsloser Zettelfan. Überall lagen sie verstreut.
Er war gespannt, wann er die Frau selbst einmal wieder zu Gesicht bekam.
    Er entnahm dem Kühlschrank eine ovale Keramikplatte vom Umfang einer
mittelgroßen Regentonne. Sie war mit grün-weißen Motiven handbemalt und hatte
Henkel an den äußeren Enden. Hadi hatte sie selbst vor Jahren auf einem
Zigeunermarkt in Granada für ein Spottgeld erworben.
    In Olivenöl gebratene Oliven, Champignons und Zwiebeln, in Safran
und Kreuzkümmel gewendete Sardellen, winzige mejillones und calamares , gegrillte Fleischspieße, Nüsse aller
Art, dunkelroter, roher Serranoschinken, marinierte Schwertfischstücke,
gebratene Paprika, Peperoni, Leberklößchen … Hadi beschlich wieder einmal der
Eindruck, als existierten in Spanien keine Hamburger- und Dönerbuden und als
sei Andalusien immer noch maurische Besatzungszone.
    Er kaute mit vollem Mund, als sein Handy klingelte. Früher war er
auf diesem Weg so gut wie unerreichbar gewesen. Doch jetzt, als großer
Bandenchef, musste er seiner Bedeutung Tribut zollen. Er hatte jederzeit
erreichbar zu sein.
    »Mein Haus wird überwacht«, sagte Artur. Er atmete schwer.
    »Du sollst doch nicht anrufen«, zischte Hadi in einem Anflug
gerechten Zorns.
    »Aber mein Haus wird überwacht.«
    Hadi drückte auf OFF .
    Das konnte nicht wahr sein. Warum sollten sie Arturs Haus
überwachen?
    Vielleicht war es nur ein Kontrollfahrzeug der
Gebühreneinzugszentrale oder ein Kamerawagen von Google Earth? Er glaubte auch
daran, dass es Phänomene gab, die einem etwas vorspiegelten. Man sah das
Ereignis nicht kommen. Es war einfach da. So wie Nacktschnecken auf der nassen
Terrasse oder Blattläuse auf frischen Rosenknospen. Sie nähern sich nicht, sie
schleichen sich nicht an. Sie betteln nicht um Unterkunft oder Arbeit. Sie sind
einfach plötzlich da.
    Keine halbe Stunde war vergangen, da klingelte es an der Tür.
    »Mein Haus wird überwacht«, betonte Artur noch einmal. Er war
leichenblass.
    Hadi verzog den Mund. Artur sollte ruhig den Eindruck gewinnen,
nicht ernst genommen zu werden. Denn sein überwachtes Haus nahm er ihm nicht
ab. Wie sollte die Polizei je auf ihre Fährte kommen? Sie hatten alle Spuren
verwischt beziehungsweise beseitigt beziehungsweise ausgelöscht.
    »Komm rein«, sagte er.
    Artur machte zwei, drei Schritte, dann blieb er stehen und fasste
sich an die Brust. »Oh,

Weitere Kostenlose Bücher