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Sally

Sally

Titel: Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Päsler
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mit ihren Frauen prahlten.
    Auch Thomas hatte geprahlt, indem er sich als Arzt ausgegeben hatte, aber so waren Männer nun einmal. Für meine Kunden war ich ein paar Stunden lang ein magischer Spiegel, in dem sie sich bewundern und begaffen konnten. Aber was immer das alles bedeutete, das Geld von Thomas würde das Leben von Ankeund Georg verbessern. Für Anke fielen gerade einige zusätzliche Kosten an. Sie brauchte Kontaktlinsen.
    »Na dann, bis bald.«
    Meine Aufregung wunderte mich selbst. Meine Stimme hörte sich lächerlich an. Mädchenhaft dünn. Sie zitterte.
    »Bis morgen«, sagte er.
    Dann verließ er die Wohnung. Ich inhalierte den Jasminduft und wechselte die Laken. Dann griff ich zum Handy. Heute würde ich keinen weiteren Termin schaffen. Es war das erste Mal, dass ich einem Kunden absagte.

WAHRE LIEBE
    DIENSTAG, 13. APRIL 2010, 14:00 UHR. Er war einer von diesen Typen, die immer aalglatt rasiert sind, nach aprilfrischem Duschgel duften und trotzdem immer ein bisschen schmuddelig wirken. Das mit dem Rasieren hatte ihm vermutlich seine Frau beigebracht. Denn wer unrasiert ist, kratzt nun einmal.
    Nackt legte er sich auf mein Massagebett, und während ich Hand anlegte, fing er zu erzählen an.
    »Wir haben gerade ein Kind bekommen«, sagte er. »Meine Frau und ich.«
    »Ich gratuliere. Schön für euch.«
    Ich öffnete die Ölflasche und ließ die gelbe Flüssigkeit auf seinen Rücken tropfen.
    »Sie will schon eine ganze Weile keinen Sex mehr«, gestand er. »Ich bin schon ganz verrückt geworden. Verstehst du das?«
    »Klar«, sagte ich.
    Beinahe hätte ich ihm erzählt, dass ich auch zwei Kinder hatte und wie es Mario und mir vor und nach den Geburten gegangen war.
    »Sie hatte immer Blutungen und so«, redete er weiter auf mich ein, während ich das Öl auf seinem Körper verteilte. »Es war eine schwierige Schwangerschaft.«
    »Nun ist sie ja überstanden.«
    Als Nächstes würde bestimmt das Thema Junge oder Mädchen kommen. Ich fuhr seine inneren Oberschenkel entlang nach oben und schob die Hände unter seinen Penis, der bereits hart wurde. Ich hoffte, dass ihn das verstummen lassen würde, damit er sich auf meine Massage einlassen konnte. Stattdessen verkrampfte er sich immer mehr. Ich zog die Hände zurück undkümmerte mich um seinen etwas schwammigen Hintern. Auch den ließ er nicht locker.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Weißt du, Sally, ich war bei der Geburt dabei«, brach es aus ihm heraus. »Ich habe alles gesehen. Wir haben das gemeinsam durchgestanden.«
    Er stützte sich auf seine Ellenbogen und sah mich an.
    »Und jetzt musst du immer daran denken?«
    Ich finde es ja nett von Männern, wenn sie ihren Frauen in dieser Situation zur Seite stehen, eine gute Idee ist es trotzdem nicht unbedingt. Vielen wird übel bei dem Anblick von Blut, andere sind hinterher traumatisiert. Für mich ist eine Geburt jedenfalls Frauensache.
    »Das ist es nicht«, sagte er, wandte sich ab und drehte sich wieder auf den Bauch. »Nur liegt sie jetzt im Wochenbett, und ich bin hier bei dir, weil ich einen Druck verspüre und sie im Moment nicht kann.«
    Er starrte die Wand an.
    »Das ist doch unfair, findest du nicht?«
    Der Mann hatte natürlich recht, bloß war er nicht besonders konsequent. Wenn er es wirklich so unfair fand, hätte er eben nicht kommen dürfen. Jetzt, da er seine hundert Euro schon bezahlt hatte und nackt samt einer unübersehbaren Erektion unter meinen Händen lag, würde er seine Pläne kaum noch ändern.
    »Das kannst nur du entscheiden«, sagte ich.
    Ich unterbrach meine Massage und ließ die Hände auf seinen Hüften liegen. Ich wollte ihm Spielraum für klare Gedanken geben. Die hundert Euro würde er ja wohl auch in dem unwahrscheinlichen Fall, dass er die Massage tatsächlich abbrach, nicht zurückhaben wollen.
    »Was denkst du?«, fragte ich.
    »Ich denke, dass ich das eigentlich nicht machen sollte«, sagte er. »Ehrlich.«
    Ich ließ meine Hände hinauf zu seinem Nacken wandern.
    »Was schlägst du vor?«, erkundigte ich mich.
    »Du massierst mich weiter, aber wir machen nichts Sexuelles.«
    »Einverstanden«, sagte ich und nahm stark an, dass er bald doch noch schwach werden würde.
    Aber nach einer Stunde ausgiebiger klassischer Massage, stand der Mann friedlich auf.
    »Du kannst stolz auf dich sein«, sagte ich, ernsthaft erstaunt über ihn. »Wenn ich könnte, würde ich deiner Frau erzählen, was für ein Glück sie mit dir hat.«
    Er nahm meine Hand und drückte sie

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