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Sally

Sally

Titel: Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Päsler
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fest.
    »Danke, Sally. Ich hätte nie gedacht, so etwas von einer Frau wie dir zu hören.«
    Er ging mit stolzgeschwellter Brust und kam nie wieder.

3
    APRIL 2010. Die meisten meiner Kunden kamen allerdings immer wieder und einige schickten auch ihre Kumpels zu mir. Es war auch schon mehrmals passiert, dass mir einer der Männer einen Heiratsantrag gemacht hatte. Auf die Idee, einen dieser Anträge anzunehmen, wäre ich aber im Traum nicht gekommen. Liebe, die reine Hingabe erfordert, ist in meinem Metier verboten. Ich glaubte nicht an »Pretty Woman«, obwohl mir der Film gut gefallen hatte.
    Einige meiner Kunden dachten, dass mir Sex mit ihnen ungeheuren Spaß machte, manche meinten sogar, mich deshalb nicht bezahlen zu müssen. Tatsächlich machte ich einen Unterschied zwischen Liebe und Nächstenliebe. Liebe war auch für mich beruflich tabu. Ich hatte aber gelernt, das Geben von Sex als eine wohltätige Sache zu betrachten. Da ich ja auch etwas dafür bekam, Geld nämlich, glich sich die Sache auf einem bestimmten Energieniveau auch wieder aus.
    Mein Handy vibrierte. Eine neue Nachricht.
    »Noch etwas: Danke!«
    Thomas. Ich hatte seine Nummer nicht gespeichert, aber es war klar, von wem die Nachricht kam. Nachdem wir nur über E-Mail kommuniziert hatten, musste er sich meine Nummer extra aus dem Internet geholt haben. Unsinn, wies ich mich in Gedanken zurecht. Die hatte er sich vermutlich schon vorher besorgt, und zwar aus rein organisatorischen Gründen. Er wollte mich erreichen können, falls ihm etwas dazwischen gekommen wäre. Rasch schaltete ich das Handy ab.
    Liebe war für mich auch privat tabu. Mario hatte mich gelehrt, was es hieß, mit allem zu brechen, was ich vor Gott gelobt hatte. Er hatte mir gezeigt, wie viel Einsamkeit zwischen zwei Menschen Platz hatte. Bis dahin hatte ich daran geglaubt, dass ein Weg, den man zu zweit geht, nur halb so weit ist. Jetzt fühlten sich meine Füße nur bei dem Gedanken, wieder zu zweit gehen zu müssen, wie Blei an. Zwischen mir und meinem Mieder war kein Spielraum für große Gefühle. Diese Art der Liebe betäubt den Verstand und bedeutet Kontrollverlust. Thomas war gefährlich. Ich musste mich vorsehen. Er konnte mein Untergang sein.

INNENLEBEN
    DIENSTAG, 24. NOVEMBER 2009, 15:15 UHR. Ich hatte nur wenige E-Mails mit Gernot gewechselt. Ich sollte ihm schriftlich mein gesamtes Repertoire auflisten. Ich antwortete höflich, dass ich eine Kombination aus Tantra- und Thai-Body-Massage anbieten würde, die sinnlich, spirituell und erotisierend sei. Diese Massage würde ich im erotischen Bereich mit Techniken der Lingam-Massage oder oral ergänzen und je nach Chemie auch mit mehr. Meine Preisliste schickte ich ihm auch.
    Zur Begrüßung nickte er kurz, wobei er nervös auf seinen Nägeln kaute. Mir waren gepflegte Hände wichtig und mich ekelte ein wenig vor seinen Wurstfingern mit den runden Fingerkuppen und den ausgefransten dreckigen Nagelrändern. Solche Details entgingen mir nie. Außerdem war Gernot, der etwa vierzig sein musste, auch noch ausgesprochen hässlich. Auf seinem kugelrunden Schädel gab es nur noch vereinzelte Härchen und ein Fitnesscenter hatte er garantiert noch nie von innen gesehen. Ich schüttelte mein Haar zurück und setzte ein Lächeln auf. Zu verwachsen, zu klein oder zu alt war mir niemals jemand. Schon oft genug hatte ich erlebt, was für ein herzliches und offenes Wesen in einem unperfekten Körper stecken konnte. Ich hatte es, auf ihm sitzend, eben geschafft, die vielen roten Flecken auf seiner Haut und die vielen Alterswarzen zu ignorieren, als er sich unter mir regte.
    »Du, Sally, ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
    Unwillkürlich hielt ich inne. Wenn Kinder so anfangen, haben sie meistens eine Scheibe kaputt geschlagen oder ein Handy versenkt. Wenn ein Kunde so anfing, hieß es meistens, dass er etwas wollte, das durchschnittliche Ehefrauen ablehnen.Analverkehr, Sadomaso, Golden Shower und wie die Spielchen so alle heißen.
    Er bemerkte mein Unbehagen.
    »Es ist nicht schlimm«, beruhigte er mich. »Ich möchte einfach nur, dass du mich fistest.«
    »Aha.«
    Ich schluckte. Beim besten Willen hatte ich mir noch nie vorstellen können, dass irgendjemand so etwas mochte.
    »Bist du ganz sicher, dass du das wirklich willst?«, fragte ich also vorsichtig. Demonstrativ ballte ich meine Hand zur Faust. »Willst du die wirklich in deinem Hintern haben?«
    Er lachte nur.
    »Weißt du Schätzchen, ich hatte bereits zwei

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