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Sally

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Titel: Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Päsler
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warm im abendlichen Herbstlicht. An meinem Fenster vorbei kroch knallroter Wein die Fassade entlang himmelwärts. Kurz kämpfte ich mit den Tränen. Irgendwo jaulte ein Kind auf. Anke, meine kleine Draufgängerin, hatte sich wohl gestoßen. Ich lächelte. Anke war mir so ähnlich. Ich war den Jungs auch immer eine Nasenlänge voraus gewesen, wenn wir über die Felder gezogenwaren. Ich war immer beherzter als alle anderen im Dorf gewesen. Ich musste mich nur zusammenreißen. Ich würde wieder mehr arbeiten.
    Ich warf Mario einen aufmunternden Blick zu.
    »Mario, holst du bitte die Kinder aus dem Garten? Wir wollen dann zusammen essen.«

3
    NOVEMBER 2008. Verschwitzt sprang ich aus dem Auto. Einmal tief durchatmen und dann schnell rein. Die Schulsachen von Anke lehnten am Gartenzaun.
    »Kinder, wo seid ihr?«
    Der Garten war offenbar verwaist. Er sah auch nicht besonders gepflegt aus. Seit Tagen quälte mich deshalb das schlechte Gewissen, aber ich hatte beim besten Willen keine Muße dafür. Die Zeit schien davonzulaufen, während unser Kontostand immer tiefer sank.
    »Elke, komm doch bitte herein!«
    Mario war wie so oft in letzter Zeit früh zu Hause. Ich betrat das Haus und erstarrte. Marios Lieblingskumpel Heinz versperrte mir im Wohnzimmer den Weg und grinste mich überheblich an.
    »Hallöchen! Ah, unsere liebe Elke!«
    Wie sehr ich diesen Menschen verabscheute. Ich blickte hilfesuchend zu meinem Mann. Aber Mario schien meinen Blick nicht zu bemerken.
    »Heinz will dir etwas sagen«, meinte er nur.
    Ich mochte die Augen dieses Mannes nicht.
    »Naja«, fing Heinz an. »Also Mario sagt, es geht euch nicht gerade rosig im Moment. Finanziell meine ich.«
    Ich sträubte mich innerlich gegen alles, was kommen musste. Dieser Kerl glaubte doch hoffentlich nicht im Ernst, dass ich ihm traute. Wenn einer wie er Hilfe anbot, konnte das kaum Gutes bedeuten.
    »Ich dachte, ihr könntet schon etwas Unterstützung gebrauchen«, fuhr er ungeniert fort. »Ich habe da ein paar Freunde,die ein recht einträgliches Geschäft betreiben und immer wieder Leute suchen.«
    Er grinste und zeigte seine unappetitliche obere Zahnreihe.
    »Und welche Branche soll das sein?«, erkundigte ich mich kraftlos.
    »Es ist etwas im sozialen Bereich«, faselte er kryptisch. »Mario hat erwähnt, dass du früher im Krankenhaus und in der Altenpflege gearbeitet hast.«
    Mario hatte diesem Widerling auch noch Einblick in meine Privatsphäre gewährt.
    »Und was genau hat das jetzt mit deinem Angebot zu tun?«, fragte ich barsch.
    Mario griff beschwichtigend ein. »Komm schon Elke«, sagte er. »Heinz will nur helfen.«
    »Ich dachte, ich mache dich und die Jungs einfach einmal miteinander bekannt«, schlug Heinz vor. »Dann könnt ihr euch die Details selbst ausmachen.«
    Der Typ war ein Wichtigtuer, der nichts geregelt kriegte. Aber Mario mochte ihn nun einmal, und ich wäre eine schlechte Ehefrau gewesen, wenn ich das nicht akzeptiert hätte. Ich war auch zu müde für weiteren Widerstand. Also machte ich gute Miene zum bösen Spiel. Außerdem konnte ich nicht wählerisch sein. Heute hatten sie in den Nachrichten gesagt, dass die Mitarbeiter von Daimler aufgrund der Finanzkrise zur Kurzarbeit gezwungen wurden. Auch BMW fuhr wegen der Absatzflaute die Produktion weiter zurück. Die deutsche Bundeskanzlerin hatte für den dritten Advent einen Konjunkturgipfel einberufen. Trübe Weihnachten kündigten sich an.
    »Du kannst deinen Freunden ja mal meine Nummer geben«, sagte ich, beschloss aber sogleich, dass ich nicht auf dieses Angebot eingehen würde. Allerdings hatte Heinz recht: Ich musste mir eine zusätzliche Arbeit suchen. Ein etwas konkreteres Angebot, das ich an diesem Tag schon bekommen hatte, gewann mit einem Mal an Bedeutung für mich. Ein merkwürdiger Kerl war in einer Limousine vor unserem Haus vorgefahren, als ich gerade heimgekommen war. Es war ein Lexus, elegant, silbergrau und ebenso schnittig wie sein Besitzer. Der strich sich beim Aussteigen lässig die Haare glatt und anstatt mir die Hand zu geben, grinste er mich zur Begrüßung an.
    »Frau Päsler, Sie erinnern sich an mich?«
    »Wie bitte?«
    Der Mann hatte sich telefonisch angemeldet. Anton Linnerth. Diesen Namen hatte ich notiert. Aber ich hätte geschworen, dass ich ihn zuvor noch nie gesehen hatte. Am Telefon war seine Stimme charmant und sein Timbre weitaus weniger draufgängerisch gewesen. Seine Statur war so imposant, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Er war mindestens

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