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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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stellen, die ihm/ihr in der Sauce brannten, erkundigte sich Conch Shell in ihrer mitfühlenden Art nach den Lebensumständen der anderen und wollte wissen, was sie in diese abgelegene Höhle verschlagen hatte. Als sie ihr von dem hastig abgebrochenen Picknick berichteten, fragte sie: «Und was soll nun aus Ihnen werden?»
    Spoon und Dirty Sock sahen dumm aus der Wäsche, doch Can o’ Beans, der/die offensichtlich darüber nachgedacht hatte, erwiderte: «Nun, hier drin scheint es ziemlich trocken zu sein. Das ist unser Vorteil. Aber wenn nicht irgendein menschliches Wesen vorbeikommt und uns mitnimmt …»
    «Wer würde schon ’ne einzelne alte Socke wollen?», fragte Dirty Sock missmutig.
    «Wenn nicht ein einbeiniges menschliches Wesen vorbeikommt und uns mitnimmt, müssen wir wohl mit der Zeit unseren Tribut an die Elemente entrichten. Miss Spoon wird das wahrscheinlich am besten überstehen. Natürlich wird sie anlaufen und so schwarz werden wie Aretha Franklin, aber sonst kann ihr nicht viel passieren.»
    «Nein, das stimmt nicht», schluchzte Spoon auf. «Wozu ist ein Löffel gut, wenn niemand mehr damit isst? Essen ist – ist mein ganzer Lebensinhalt.» Versehentlich waren mit den Tränen zugleich ihre geheimsten Sehnsüchte ans Licht gekommen. Die anderen konnten förmlich spüren, welch unvorstellbar sinnliche Lust dieser schmucke Haushaltsgegenstand empfunden haben musste; ewig in Marmelade oder Eiscreme, in weiche, süße Substanzen getaucht zu werden, um sich dann in den Mund stecken, genüsslich ablecken und schließlich mit einem warmen Schaumbad belohnen zu lassen.
    «Was mich angeht», fuhr Can o’ Beans fort, «so werde ich wohl im Lauf der Jahre mein Etikett verlieren und langsam einrosten. Oder mein Inneres beginnt eines Tages zu gären, bis ich platze. Aber ich bin Optimist. Irgendein neugieriger Pfadfinder wird mich schon finden und zu seiner hungrigen Meute schleppen.» Er/sie hielt inne. «Armer Mr. Sock. Ihm wird nichts anderes übrig bleiben, als vor sich hin zu schimmeln und langsam zu Staub zu zerfallen.»
    Conch Shell machte Anstalten, die niedergeschlagene Socke zu trösten, doch Painted Stick hielt sie zurück. «Wir wünschen Ihnen dasselbe Schicksal, das wir uns selbst erhoffen», sagte er, «aber geschieden muss nun einmal sein. Es stehen Ereignisse von ungeheurer Tragweite bevor, die unsere Anwesenheit dringend erforderlich machen.»
    «Das wollen wir jedenfalls hoffen», sagte Conch Shell. Zögernd folgte sie der hölzernen Reliquie aus der Höhle. «Bleiben Sie zuversichtlich», hatte sie noch über die Schulter gerufen. «Wir werden bei den Elementen ein gutes Wort für Sie einlegen.»
    Und dann waren sie allein, die drei, mutterseelenallein. Und so stumm und unnütz wie Mozarts Tintenkleckse.
     
    Kaum eine Stunde später kamen die exotischen Objekte wieder zurück.
    «Seien Sie nochmals gegrüßt», sagte Conch Shell. «Wir sind gekommen, um Sie zu bitten …»
    «Wir sind gekommen, um Sie einzuladen», berichtigte sie Painted Stick.
    «… uns zu begleiten.»
    «Wie weit?», fragte Can o’ Beans.
    «So weit wir kommen», erwiderte Conch Shell.
    «Bloß nicht ins Allerheiligste», sagte der Stock. «Dorthin können Sie uns nicht folgen.»
    «Es ist ja nicht einmal sicher, ob
wir
dort hineinkommen», sagte Conch Shell.
    «Was zweimal war, wird auch ein drittes Mal werden», erklärte Painted Stick und zitierte damit ein altes Gesetz.
    Der Bohnendose stand die Verwirrung ins Etikett geschrieben, und ihre Gefährten wussten auch nicht, was sie sagen sollten.
    «Sie stammen von hier», sagte Painted Stick. «Da keine Priesterinnen da sind, die uns transportieren können – jedenfalls habe ich bisher noch keine zu Gesicht bekommen –, könnten Sie uns wertvolle Hilfe bei der Durchquerung dieses weiten Landes leisten.»
    «Und außerdem», fiel ihm die hübsche Einschalerin ins Wort, «haben wir die beiden Liebhaber vertrieben, und deshalb ist es unsere Schuld, dass Sie hier gestrandet sind. Wir können Sie nicht guten Gewissens einfach zurücklassen. Ich bin sicher, dass Sie angenehme Reisegefährten sein werden.»
    «Hey, das ist ’ne klasse Idee!», rief Dirty Sock.
    Spoon warf Can o’ Beans einen hoffnungsvollen Blick zu.
    «Miss Spoon hier glaubt, Sie wollen zum Vatikan», sagte Can o’ Beans, «aber ich habe das Gefühl, dass es nicht ganz so einfach ist. Sie machen mir nicht gerade den Eindruck von Katholen.»
    In menschlichen Begriffen hätte man vielleicht

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