Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
Vom Netzwerk:
sicher, sicher. Ich verdiene mein Geld. Ich bin gesund. Ich hab bloß ein paar psychische Probleme in letzter Zeit. Ich höre zu viel Janis Joplin.»
    «Hä?»
    Sie fing an zu singen:
«I’m gonna wash that man right outta my hair, I’m gonna wash that man right outta my hair …»
    «Ellen Cherry.»
    «… and send him on his way-ay.»
    «Bitte, Ellen Cherry.»
    «Sorry, ich kann nichts dafür. Manchmal scheint sie einfach in meine Haut zu schlüpfen.»
    Nervös kratzte sich Boomer seinen kräftigen Nacken. «Kann schon sein, aber das war irgendeine Broadwayschnulze, die du da geträllert hast. Janis Joplin hätte so was nie gesungen. Sie machte Rock ’n’ Roll.»
    «Sie ist tot, Boomer. Nach dem Tod hat eine Sängerin das Recht, ihr Repertoire zu erweitern.»
    «Und was soll der Unsinn mit dem Mann, den du dir aus dem Haar waschen willst? Aus diesem Haar? Den Mann, der sich darin verfängt, kannst du ewig shampoonieren und wirst ihn nicht los.»
    «Na, dein Problem ist das ja jedenfalls nicht. Wie viel müder Flaum sprießt denn eigentlich noch unter dieser affenscharfen Baskenmütze?»
    Und so ging es weiter. Sie piesackten sich, klopften auf den Busch, und keiner von beiden sagte, was er wirklich sagen wollte, bis Ellen Cherry auf die Uhr sah und ihr klarwurde, dass sie in vierundzwanzig Minuten im I & I sein musste. Er bot ihr an, sie hinzubringen, und weil es schon so spät war, nahm sie an. Sie ließ ihn unten in der Halle warten, während sie sich anzog, weniger aus Schamgefühl als aus Angst, dass er heimlich einen Blick auf die Bilder werfen könnte, kaum dass sie ihm den Rücken zukehrte.
    Als sie im Aufzug nach unten fuhr, bereitete sie sich auf einen dschungelschwülen Flirt mit Raoul vor. Boomer sollte ruhig sehen, wie sehr dieser knackige Hengst auf sie stand. Doch Raoul war nicht da. Sie hatte vergessen, dass er erst ab vier Uhr nachmittags die Tür zierte.
Wahrscheinlich ist er zu Hause und vögelt seine Schwester
, dachte sie.
Oder bürstet seinen Hut. Vielleicht sogar beides gleichzeitig.
    Doch da war Ellen Cherry auf dem Holzweg. Raoul saß im Aufnahmestudio und investierte seinen Lohn aus dem Ansonia in die Aufnahme eines Songs.
    ’ne Taube spaziert auf’m Dach herum
    ’n Kaker spaziert übern Tisch
    Mein Baby spaziert nach Jerusalem
    Blut gibt’s da jeden Tag frisch
    «
Leban zabadi
. Das ist der sahnige ägyptische Joghurt.
Turshi.
Äh,
turshi
ist das … gemischte Gemüse in … scharfer Sauce.
Dajaj mashwi.
Das ist ein halbes Hühnchen, eingelegt in Zitrone, Oregano, Knoblauch, Pfeffer und Olivenöl. Warum hat das halbe Hühnchen die Straße überquert, Boomer?»
    «Welche Hälfte war’s denn?»
    «Egal. Kannst du dir aussuchen.»
    «Also, wenn es ein halbes war, wär’s ja ein halbgares Hühnchen. Ich müsste schon ziemlichen Kohldampf haben, ehe ich so was bestellen würde.»
    «
Shawarma
. Das ist hauchdünn geschnittenes Rindfleisch mit arabischen Gewürzen.
Majadra
ist Reis mit Linsen und gebratenen Zwiebeln.
Roz bel khalta. Roz bel khalta.
Was zum Teufel war noch gleich
Roz bel khalta

    «Jiddisch für Mrs. Jimmy Carter?»
    «Klingt mir mehr nach einer Stripperin. Roz Bel Khalta, die Rose Lee des Nahen Ostens. Aber wir haben keine Stripperinnen im I & I.» (Vielleicht noch nicht, Ellen Cherry. Aber die Zeit wird kommen. O ja! Ganz sicher wird die Zeit kommen.)
    «
Shish kebab
. Jeder kennt
shish kebab. Shish tawook
. Dasselbe, nur mit Hühnchen. Aber ein lustiger Name. Mr. Hadee mag den Namen,
shish tawook
. Ein melodischer Name, sagt er. Wie ein kleines Gedicht.»
    Boomer schüttelte den Kopf, bis seine Baskenmütze verrutschte. «Direkt von Robert Frost geklaut», sagte er.
    Während sie in Boomers brandneuem Ford-Lieferwagen zum Restaurant fuhren, ging Ellen Cherry im Kopf noch einmal die Speisekarte durch. Sie musste sie in- und auswendig kennen, um die Kellner und Kellnerinnen besser überwachen zu können. Es gehörte zu ihren Pflichten, sie zurechtzuweisen, wenn sie einem Gast falsche Auskunft gaben oder eine Bestellung verwechselten. Zwar war die Speisekarte weder lang noch in ihren Augen besonders appetitanregend, aber eine Herausforderung war sie allemal.
    «
Baba ghanoug
. Das müsste ich aber wirklich wissen.
Baba ghanoug …
»
    «Das ist doch der Name, den Richard Alpert angenommen hat, als er aus Indien zurückkam. Oder es sind die Dinger, die die Marokkaner an den Füßen haben?»
    Auf den Schlag genau um zehn Uhr setzte er sie an der Ecke

Weitere Kostenlose Bücher