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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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ist. Er ist zu bitter, um sich mit Schwäche abzufinden. Vielleicht hat er Glück und wird die Erniedrigung irgendwann verwinden. Und vielleicht habe ich Glück und werde ihn nie wieder sehen.“
    „Aber Sie lieben ihn doch!“ rief Mrs. Fairchild und klang recht jung und unschuldig dabei. Charly wünschte sich etwas von der Leichtigkeit dieses unschuldigen Seins zurück. Als Metze hatte er sie angesehen. Vielleicht war sie das ja?
    „Liebe“, sagte sie, „ist nichts weiter als eine Klinge im Herzen. Doch ich kann trotzdem klar denken. Ich lebe. Arpad lebt. Das ist mehr, als ich je erwartet habe. Noch mehr zu wünschen wäre unbescheiden.“ Sie wechselte entschlossen das Thema. „Meine Damen, Sie mögen mich für hoffnungslos seicht halten, aber wenn eine von Ihnen vielleicht einen Kamm für mich hätte …? Ich denke, ich würde mich weitaus mehr wie ein zivilisierter Mensch fühlen, wenn ich wenigstens meine Haare einmal kämmen könnte. Sie haben ja vermutlich kein Kleid in meiner Größe dabei.“
    „Leider nicht“, erwiderte Mrs. Fairchild und blickte auf die Überreste von Charlys Gewand, auf ihre zerrissenen Strümpfe, ihre langen, nackten Beine. „Wir können aber eine Decke um Sie wickeln. Die wird das meiste abdecken.“
    Charly nickte.
    „Ich sehe furchtbar aus. Ich weiß.“ Sie nahm den kleinen Kamm, den Mlle. Denglot ihr anbot, und versuchte, damit ihre verworrenen Locken zu kämmen. Frau Treynsterns Hände kamen ihr zu Hilfe. Und schließlich hielt Mrs. Fairchild ihr eine Wollstola hin.
    „Das könnten Sie um sich herumwickeln, Fräulein von Sandling. Es wird ihre Gliedmaßen bedecken.“
    „Danke, Mrs. Fairchild.“
    Die drei Damen gaben sich eifrig, wenngleich auch weitgehend vergeblich, dem Versuch hin, Charlys Aussehen zu restaurieren. Charly war soviel Zuwendung peinlich.
    „Arpad, wirklich. Du könntest wirklich genug Anstand besitzen, dich wegzudrehen, während wir Fräulein von Sandling zurechtmachen!“ schalt Frau Treynstern.
    „Sophie, meine Herzenssüße“, gab er mit einem schalkhaften Grinsen zurück, „es gibt wirklich nicht allzuviel an Charly, das ich nicht schon kenne.“
    Charly wurde puterrot. Die Sängerin schnaubte. Mrs. Fairchild senkte den Blick. Frau Treynstern blickte ihn strafend an.
    „Arpad, bitte erinnere dich daran, daß du ein Gentleman bist. Bisweilen immerhin.“
    Er verneigte sich.
    „Ich entschuldige mich, Charly. Das hätte ich nicht sagen sollen. Es war unpassend. Ich wollte keineswegs zum Ausdruck bringen, du hättest dich in irgendeiner Weise danebenbenommen.“
    Charly nickte nur und wurde noch röter.
    „Hast du dich denn danebenbenommen, Liebster?“ fragte die Sängerin etwas zu süßlich.
    „Nicht in dem Maße, in dem ich es gerne getan hätte, mein Süßes!“ Er grinste reumütig.
    „Du bist völlig unmöglich!“ rief Cérise verärgert aus.
    „Gemäß dem Weltbild der meisten Menschen, ja.“
    „Gemäß den Moralvorstellungen der meisten Menschen auch“, kommentierte Frau Treynstern trocken. „Also bitte verkneife dir deine Herrenclubwitze. Fräulein von Sandling hat schon genug gelitten, ohne daß du die Situation ins Lächerliche ziehst.“
    Wieder verneigte er sich ernsthaft, doch seine Augen glitzerten schelmisch.
    „Ich entschuldige mich dafür, daß ich zarte Jungfrauenohren beleidigt habe. Zwei Paar sogar.“
    Jetzt blickten ihn alle Damen strafend an, und er hob einlenkend seine Hände.
    „Es tut mir leid. Ich bin nur so unendlich glücklich, euch alle hier zu haben, lebend und gesund und strahlend vor Mut und Schönheit. Ich bin froh. Unpassend, wenn ich spüren kann, daß Charly unglücklich ist. Aber das geht vorüber, mein Herz. Wir leben. Und wenn wir uns erst einmal unserer Aufgabe zugewandt haben, werde ich auch wieder ernst. Es ist nun unsere gemeinsame Aufgabe geworden.“
    „Du könntest die Drei für uns rufen. Schließlich weißt du, wer sie sind.“
    „Das wißt ihr auch. Und das Leben ruft man nicht. Man läßt es geschehen und genießt es.“
    Die Frauen standen nun alle, kontrollierten ihr Aussehen und ihre Habseligkeiten. Frau Treynstern streckte ihre Hände aus, sie formten einen Kreis, vier Frauen und ein Feyon.
    „Glaube, Liebe, Hoffnung“, sagte Frau Treynstern.
    Die Züge der Frau änderten sich plötzlich, wurden zu einem unendlich alten schrumpeligen Gesicht, und Charly schrie auf vor Schreck.
    Sie zwang sich, die Augen offenzuhalten und die Realität zu sehen, wie sie war. Doch diese entzog

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