Sambanächte mit dem Playboy
während er vergnügt zwischen ihnen her trottete. Sie war froh, dass der große Hund eine Art Puffer darstellte, denn die Situation würde sich offenbar nicht so schnell entkrampfen. Das Schweigen hielt an. Erst als sie schon vor dem Fahrstuhl standen, fragte Ruiz: „Was wirst du tun, wenn ich nicht hier bin, Holly?“
„Arbeiten“, entgegnete sie, während sich die Türen öffneten und sie den Lift betraten.
Ruiz biss die Zähne zusammen, starrte stur geradeaus und wartete darauf, dass der Fahrstuhl oben ankam. Obwohl sie wusste, dass sie nichts falsch gemacht hatte, wurde Holly das Gefühl nicht los, etwas Leichtes und Gutes in ihr wäre abgestorben, und sie wusste nicht, wie sie es wiederbekommen sollte. „Ich schätze, das Verhalten der Leute bei der Weihnachtsfeier war verzeihlich. Gott sei Dank findet diese Veranstaltung ja nur einmal im Jahr statt.“
Ruiz zeigte sich wenig beeindruckt von ihrem Versuch, die Sache herunterzuspielen. Ohne sein Eingreifen hätte die Situation ziemlich unangenehm werden können. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, trat er zur Seite, um sie an sich vorbei zu lassen. Sie war sich nicht mal sicher, ob er mit ihr aussteigen würde. „Vielen Dank, dass du in den Club gekommen bist. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte.“
Er bedeutete ihr mit der Hand, dass sie vorangehen solle und er folgen werde. „Wenn du mich entschuldigen würdest, Holly“, sagte er, nachdem er ihr die Tür aufgehalten hatte, „ich werde zu Hause schlafen.“
„Nimmst du Bouncer mit? Oh, natürlich tust du das“, fügte sie schnell hinzu, denn in diesem Moment fiel ihr wieder ein, dass der Hund ja jetzt bei ihm im Stadthaus wohnte. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dir all diese Umstände bereite, Ruiz. Das Dumme ist, dass ich nicht mal zu der Party gehen wollte. Ich habe so viel Arbeit auf dem Tisch liegen, dass ich eigentlich gar keine Zeit habe.“ Sie verstummte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
„Ich denke, du musst ein paar Entscheidungen treffen, wie du dein Leben leben willst, Holly. Beruflicher Erfolg ist großartig, aber …“
Ruiz’ Achselzucken sagte alles.
„Ich muss jetzt wirklich schlafen“, erklärte er und wandte sich ab. Ehe er zurück nach Argentinien flog, setzte Holly im Geist hinzu, während der Mann, den sie liebte, und sein Hund sie ohne eines weiteren Blickes zu würdigen verließen.
Er fand einfach keinen Schlaf. Zum Glück hatte er seinen Koffer schon am Vortag gepackt. Er drehte und wälzte sich im Bett und dachte darüber nach, was er vom Leben wollte. Jedes Mal lautete die Antwort gleich: Holly. Sie war alles, was er wollte. Seine Sehnsucht nach ihr konnte er nicht steuern. Ohne sie war sein Leben leer. Er wollte nicht nur eine Affäre. Er wollte etwas Substantielleres, Dauerhafteres – vielleicht wollte er sie sogar für immer. Er hatte angefangen, sie kennenzulernen, und jetzt wollte er diesen Prozess fortsetzen. Sehr weit fortsetzen. Er wollte ihrer Beziehung eine Chance geben. Wollte sich mit dem verrückten Rotschopf zusammentun und schauen, wohin das führte. Vermutlich nirgendwohin, dachte Ruiz, da Holly einzig und allein an ihrer Karriere interessiert zu sein schien. Aber lag das daran, dass ihr wirklich nichts wichtig war, abgesehen von ihrem Job? Oder war Hollys mangelndes Selbstvertrauen dafür verantwortlich, dass sie sich nur sicher fühlte, wenn sie lediglich durch ihre Kolumne lebte? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Wenn der Chef großes Elend wollte, konnte er es haben, dachte Holly am nächsten Morgen, als sie ihren Mantel an die Garderobe des Büros hängte. Der einzige Trost bestand darin, dass sie nicht die Einzige war, die an diesem Tag eine Leidensmiene zur Schau trug. Alle schienen noch die Nachwirkungen der gestrigen Party zu spüren, bewegten sich in Zeitlupe, sprachen gedämpft und auch das nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ. Doch all das änderte sich, als sie an ihren Schreibtisch trat. „Was?“, fragte Holly verblüfft, weil sich eine ganze Gruppe um den Tisch zusammengefunden hatte. „Was ist passiert?“
Als ihre Kollegen sich ein wenig zurückzogen, sah Holly den Umschlag, der an ihrem Bildschirm lehnte. Sie wusste sofort, von wem er stammte. Tausende Briefe erreichten sie jede Woche, die „An den Rotschopf“ adressiert waren, aber auf diesem stand einfach nur in kühn geschwungener, schwarzer Schrift „An Holly“.
„Na los, öffne ihn“, drängte Freya.
Holly griff
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