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Samstags, wenn Krieg ist

Samstags, wenn Krieg ist

Titel: Samstags, wenn Krieg ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wolf
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Rechtsradikalen. Mit mindestens einem anderen aus der Bande hatte sie ein Verhältnis. Und die lieben Kollegen vom LKA beschatten die Gruppe seit Monaten, aber ich weiß von nichts!“
    Kypke antwortet genervt. Veras Tonfall tut ihm weh. Ihre Stimme ist die reinste Körperverletzung.
    „Liebe Kollegin, es handelt sich um eine verdeckte Ermittlung. – Uns geht es um die Hintermänner.“
    Vera winkt ab. „Hintermänner?!“
    Briefs will eine Geste machen. Dabei fällt sein Stephen King vom Bett. Weder Vera Bilewski noch Kramer machen Anstalten, den Roman aufzuheben.
    Briefs wägt ab, ob er nach der Schwester klingeln soll. Die behandelt beide Kriminalbeamte, als seien sie Popstars. Nur Autogramme mussten sie noch nicht geben.
    Er hebt den Zeigefinger wie einen Taktstock, um sich selbst beim Sprechen den Rhythmus vorzugeben. „Irgendwer versorgt sie mit Sprengstoff. Es nutzt uns gar nichts, wenn wir die paar Hanseln festnehmen. Das sind kleine Lichter. Aber sie haben Kontakt zu einer verbotenen Organisation. Zu ein paar militanten Neonazis. Sie versuchen, ein Netz aufzubauen von …“
    Vera Bilewski hört nicht mehr hin. Sie dreht sich abrupt ab und wendet sich Kramer zu, der gerade auf der Fensterbank einen Pfefferminzkaugummistreifen auspackt. Er will sich nämlich das Rauchen abgewöhnen. Er hat schon Muskelkater im Kiefer.
    „Sie haben Sprengstoff!“, braust Vera auf. Kramer guckt sie unschuldig an, zuckt mit den Schultern und schiebt sich den Streifen zwischen die Zähne.
    „Nun sag du doch auch einmal etwas!“, fordert sie ihn auf.
    Er beißt sich noch rechtzeitig auf die Lippe, sonst hätte er gesagt: Was soll ich denn sagen?
    Vera zieht die Visitenkarte von Knut Feddersen aus ihrer Handtasche. Sie hält sie Briefs hin. Er nimmt sie mit dem nicht eingegipsten Arm.
    „Kennen Sie den? Das ist ihr Anwalt. Ein aalglatter Typ“, sagt Vera so sachlich wie möglich.
    Briefs lacht bissig. „Knut Feddersen? Den kennt jeder. Der macht aus jedem Strafmandat gegen rechte Schläger einen politischen Prozess.“
    Jetzt mischt Kypke sich ein. Ihm ist alles recht, Hauptsache, Vera Bilewski redet nicht wieder mit so schriller Stimme. „Er ist nicht gerade eine Schlüsselfigur der rechtsradikalen Szene, aber er möchte es gerne werden.“
    Vera steht am Fußende seines Bettes. Als sie beim Sprechen ihre Worte unterstreicht, indem sie mit der Hand aufs Bettgestell schlägt, würde Kypke sie am liebsten erwürgen.
    „Von jetzt an werden Sie mit mir zusammenarbeiten“, bestimmt Vera gegen alle Vorschriften und Dienstwege. „Wenn Sie wieder laufen können“, fügt sie hinzu und versucht, ihrer Stimme den Hauch von Schadenfreude zu nehmen. „Erzählen Sie mir jetzt alles, was Sie wissen. Ich erhalte volle Akteneinsicht und …“, sie wendet sich an Kramer, „und wir besorgen uns noch heute Hausdurchsuchungsbefehle.“
    Briefs schüttelt den Kopf. „Sie behindern unsere Ermittlungen.“
    Kypke will den Satz verstärken. „Sie machen alles zunichte. Wir sind ganz nah dran. Wir brauchen vielleicht nur noch ein paar Tage.“
    Vera bleibt hart. „Ich ermittle in einem Mordfall. Vielleicht können wir sogar einen weiteren Mord verhindern. Das hat oberste Priorität. Ihre Hintermänner können mir gestohlen bleiben.“
    Kypke stöhnt, als hätte er einen Tiefschlag erhalten.
    „Glauben Sie, verehrte Kollegin, wir würden den Burschen nicht gern eins auswischen? Sehen Sie nicht, wie die uns zugerichtet haben? Mit denen ist nicht zu spaßen!“, brüllt Briefs.
    „Also los“, sagt Vera und zieht einen weißen Plastikstuhl zwischen die Betten der Männer. Sie setzt sich darauf. Zunächst sieht sie Briefs an, dann Kypke. „Ich warte.“

50
    Siggi und Yogi spielen auf der Straße Ball. Siggi feuert Yogi an. Yogi ist vor Begeisterung so aufgeregt, dass er den Ball immer wieder verliert. Siggi spielt ihn unermüdlich an. „Da, schnapp!“
    Der Ball klatscht gegen Yogis Kopf und prallt ab auf die Straße. Yogi lacht breit. Siggi schnappt sich den Ball und wirft ihn wieder gegen Yogis Kopf.
    „Holzkopf! Holzkopf! Schnapp!“
    „Haha! Ja! …olzopf!“
    Plötzlich verändert sich Yogis Gesicht. Sein Lachen erstirbt. Er starrt an Siggi vorbei. Seine Lippen beginnen zu zittern.
    Siggi dreht sich um. „Was ist denn, Yogi?“
    Wolf kommt forsch auf Siggi zu. Er deutet mit der Hand den Hitlergruß an. Aber Siggi antwortet nicht. Er guckt zwischen Wolf und Yogi hin und her.
    Als Yogis erste Lähmung nachlässt, rennt er weg.

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