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Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Titel: Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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bedeutet nur, dass man sich anpassen muss. Ich musste meine anderen Sinne einsetzen und mich durchs Leben tasten. Ich habe gelernt, Gefahr zu spüren und Angst zu schmecken. Und ich habe gelernt, meiner Umgebung zuzuhören.« Er stand auf und ging zum Bach.
    »Schließt die Augen und ich zeige euch, was ich meine.« Er redete beim Gehen weiter und stieß bei jedem Schritt den Stock auf den Boden. »Ich werde euch lehren, eure Sinneswahrnehmung zu verbessern. Ihr werdet lernen, alle Sinne außer den Augen zu verwenden. Könnt ihr auf die Stelle zeigen, an der ich stehe?«
    Jack und Yamato streckten die Hände aus.
    »Öffnet die Augen. Hattet ihr Recht?«
    »Hai, Sensei«, riefen sie. Sie zeigten auf ihren Lehrer auf der Brücke.
    »Das hoffe ich auch. Wenn ihr mich hört, wisst ihr, wo ich bin. Schließt die Augen wieder. Eure Gegner verraten sich nicht nur durch die Geräusche, die sie machen, sondern auch durch die Hintergrundgeräusche. Der menschliche Körper wirft nicht nur einen Schatten, wenn die Sonne auf ihn scheint, sondern verursacht auch einen Geräuschschatten. Wenn ihr also auf das Loch in den Hintergrundgeräuschen achtet, könnt ihr den Aufenthaltsort des Angreifers feststellen, auch wenn er sich völlig lautlos bewegt. Lauscht also auf die Geräusche eurer Umgebung und sagt mir, wohin ich gegangen bin.«
    Jack versuchte den Bewegungen seines Lehrers mit den Ohren zu folgen, doch vergeblich. Sensei Kano war nicht zu hören. Also konzentrierte er sich stattdessen auf die anderen Geräusche.
    Yamatos Atemzüge.
    Das Plätschern des Wasserfalls.
    Das ferne Rauschen der Stadt.
    Ein einsamer Vogel in den Wipfeln.
    Dann … er bildete sich ein, das Plätschern des Wasserfalls sei kaum merklich leiser geworden.
    »Sie stehen jetzt vor dem Wasserfall«, rief er.
    »Ausgezeichnet, Jack-kun«, lobte Sensei Kano. Yamato und Jack öffneten die Augen wieder. »Wir fangen jeden Tag mit dieser Übung an, bis ihr in fast jeder Umgebung einen Geräuschschatten erkennen könnt. Gehen wir jetzt zu den Berührungstechniken des chi sao über.«
    »Chi Sao?«, fragte Yamato. »Was bedeutet das? Japanisch ist es nicht.«
    »Nein, es ist Chinesisch«, erklärte Sensei Kano. »Chi Sao bedeutet ›klebende Hände‹. Ich habe diese Technik von einem blinden chinesischen Krieger in Beijing gelernt.«
    Jack stieß Yamato an. »Der Blinde als Führer des Blinden, wie?«
    Sie grinsten beide. Yamato hatte die Enttäuschung über sein Scheitern bei den Prüfungen offenbar überwunden. Er hatte sich am Vortag bei Jack für seine schlechte Laune entschuldigt und die beiden waren wieder beste Freunde.
    »So könnte man sagen, Jack-kun«, fuhr Sensei Kano fort und klopfte beiden zur Strafe für ihre Unverschämtheit mit seinem Stock je einmal hart auf den Kopf. »Aber Chi Sao lehrt euch, die inneren Voraussetzungen der Kampfkünste besser zu verstehen – Körpergefühl, Reaktion, die zeitliche und räumliche Abstimmung der Bewegungen. Es lehrt euch, dem natürlichen Instinkt des Körpers zu widerstehen, Kraft gegen Kraft zu setzen und stattdessen dem Angriff nachzugeben und ihn umzulenken. Am wichtigsten aber ist, dass ihr lernt, mit den Händen zu sehen. Tritt vor mich, Jack-kun, und geh in Kampfhaltung.«
    Jack gehorchte und Sensei Kano kniete sich auf ein Knie, sodass ihre Köpfe sich in etwa auf gleicher Höhe befanden. Dann hob er die Hände und berührte damit Jacks Hände.
    »Greif mich jetzt mit irgendeinem Tritt oder Faustschlag an. Du stehst unmittelbar vor mir, dürftest also keine Schwierigkeiten haben, einen alten, blinden Mann zu treffen.«
    Jack war sich da nicht so sicher, aber er ließ es auf einen Versuch ankommen und schlug mit der Hand nach Sensei Kanos Gesicht.
    Blitzschnell hatte Sensei Kano seine Hand gepackt und hielt ihm die Faust ins Gesicht. Jack spürte die Knöchel des Lehrers an seiner Nase.
    »Noch einmal.«
    Diesmal versuchte Jack es mit einem auf die Rippen zielenden Halbkreistritt, doch noch bevor er dazu ansetzen konnte, hatte Sensei Kano ihm schon einen Stoß gegen die Schulter versetzt. Während Jack stolpernd zurückwich, um sein Gleichgewicht zu halten, führte Sensei Kano mit den Fingerspitzen einen Stoß zum Druckpunkt an Jacks Kehle. Erst im letzten Moment hielt er inne.
    Jack schluckte verblüfft.
    Er hatte schon verloren, bevor er überhaupt angefangen hatte. Sensei Kano schien seine Gedanken zu lesen.
    »Wie machen Sie das?«, fragte er verwirrt.
    »Ich höre dich mit den Händen. Ich

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