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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ich rede selbst mit ihnen.«
    »Das steht Euch frei.« Der Wirt verneigte sich und zeigte auf die Holztreppe.
    Roscolio tippte sich an den Dreispitz und marschierte auf die Treppe zu, Jean öffnete die Tür und winkte Sarai, Judith und Debora herein; Rebekka hielt vor dem Fenster Wache, falls sich der Zimmerbewohner durch einen Sprung in Sicherheit zu bringen gedachte.
    Die Männer und Frauen in der Herberge sahen dem Zug der jungen Frauen erstaunt nach, der Wirt stemmte die Hände in die Hüften. »Was geht …«
    »Das sind meine Nichten«, meinte Jean und drückte ihm Münzen in die Hand, die jede weitere Frage erstickten.
    Als er im ersten Stock angelangt war, standen Roscolio und die Seraphim schon schweigend vor einer Tür, hinter der das Stöhnen eines Mannes erklang; jemand litt große Schmerzen.
    Schritte erklangen auf der Treppe, ein Mann betrat den Gang, in seiner Linken hielt er einen Korb mit Besorgungen. Sofort blieb er stehen, wandte sich um und flog die Stufen hinab.
    »Debora, ihm nach«, befahl Jean, bevor er seine Waffen zog und das Schloss mit einem gewaltigen Tritt aufsprengte, danach stürmte er in den Raum, die Seraphim und Roscolio folgten unmittelbar hinter ihm.
    Sie sahen einen kleinen, kargen Raum, in dem drei Betten und ein Schrank standen; auf einem Lager wälzte sich ein Mann nach rechts und links, eine Schusswunde klaffte in seiner rechten Seite. Ein zweiter saß auf seinem Stuhl daneben und hatte versucht, dem Verletzten mit einem Becher Wasser einzuflößen. Jean sah bei beiden den Anhänger mit dem Wolfszahn auf der Brust. Er hatte mit seiner Annahme Recht behalten.
    »Halt!«, befahl er. »Wenn du dich rührst, fängst du eine Kugel.« Sarai und Judith eilten an ihm vorbei, packten den Mann und warfen ihn auf den Boden, das Gesicht nach unten. Er wehrte sich mit allen Kräften, brüllte und tobte; der Becher fiel hin und zerbrach. Es war bewundernswert, wie gut ihn die beiden Frauen im Griff hielten. Jean sah sich im Raum um und betrachtete den Schrank.
    Der Kranke im Bett lehnte sich unvermittelt mit fieberglänzenden Augen nach rechts und fischte nach einem Handtuch, unter dem er eine Pistole hervorzog und sie auf Judiths Rücken richtete.
    Jean wollte eben abdrücken, da sprang Roscolio an ihm vorbei, trat dem Mann die Waffe aus der Hand und sandte ihn mit einem harten Schlag gegen die Schläfe in die Ohnmacht. Er drehte sich zu Jean um, es störte ihn nicht, dass er sich vor den Pistolenläufen des Jägers befand. »Hinter Euch, Monsieur!«, rief er und duckte sich.
    Jean ließ sich fallen, im gleichen Moment krachte es hinter ihm. Die Kugel ging über ihn hinweg an Roscolio vorbei und traf den Verletzten in die rechte Seite. Jean feuerte blind hinter sich, hörte aber keinen Schrei.
    Er wandte sich zur Tür und sah dort einen weiteren Mann verschwinden. »Sarai, verbinde deinem Gefangenen die Augen und schaff ihn ins Anwesen«, befahl er, sprang auf die Beine und machte sich an die Verfolgung.
    An der Kleidung glaubte er einen Mann zu erkennen, der im Schankraum am ersten Tisch neben dem Eingang gesessen hatte. Jean ärgerte sich über seine eigene Nachlässigkeit, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte.
    Sie rannten den Gang entlang. Der Rumäne pochte gegen alle Türen, an denen sie vorübereilten, einige der Gäste kamen auch tatsächlich aus ihren Zimmern und wurden zu Hindernissen, an denen Jean sich vorbeiwinden musste. Es kostete wertvolle Zeit, und der Abstand vergrößerte sich.
    Im letzten Zimmer verschwand der Mann, gleich darauf ertönten das Klirren von Glas und lautes protestierendes Rufen.
    Jean erreichte das Zimmer und sah das zerstörte Fenster, schnell drückte er sich an den staunenden Herbergsgästen vorbei, schwang sich auf das Sims und sprang die zwei Meter auf die Erde. Der Rumäne befand sich zehn Schritte vor ihm, allerdings schnitten Rebekka und Judith, die aus dem Fenster des Rumänen-Zimmers gesprungen kam, ihm den Weg ab. Jean grinste. Es gab kein Entkommen mehr.
    Der Rumäne bemerkte die Überzahl seiner Verfolger und wählte einen ungewöhnlichen Fluchtweg: Er schwang sich über den Rand des Trevibrunnens und watete durch das große Becken auf die Figurenformation rund um Meeresgott Neptun mit seinen Rossen zu.
    Die Menschen um sie herum schauten ihm verwundert hinterher, griffen aber nicht ein. Erst als der Rumäne die künstlichen Felsen erklomm und sich anschickte, weiter hinauf und von dort auf den Palazzo der Herzöge von Poli zu steigen,

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