Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Ihr so sehr von meiner Schlechtigkeit überzeugt seid, sollte ich vielleicht besser gehen und mich nicht mehr blicken lassen. Außer bei der Äbtissin …«
    Jean machte zwei Schritte nach vorn. »Ihr werdet keine Gelegenheit erhalten, sie noch einmal zu behelligen, wie Ihr es schon einmal getan habt«, drohte er und streckte den Arm mit der Pistole aus, die Mündung zielte zwischen die Augen des Italieners.
    »… um das Mittel zur Heilung auszuprobieren«, vervollständigte er den Satz. »Glaubt Ihr mir nicht?« Er bleckte die Zähne, die kräftiger geworden waren. »Ich habe einer Seraph und Euch das Leben gerettet. Was soll ich sonst noch tun, um Euch zu überzeugen?«
    Rumpelnd flog die rechte Tür auf, ein Mann stolperte rückwärts hervor und fiel genau zwischen ihnen zu Boden. Sein Gesicht war von harten Schlägen gezeichnet, der Mantel offen und das Hemd zerrissen; benommen blieb er liegen, spuckte Blut und ächzte erschöpft.
    Gleich darauf stand Debora auf der Schwelle und schaute verwundert zu Jean, dann zu Roscolio. »Messieurs?«, meinte sie verwundert.
    Jean blickte zu ihr. »Geht es dir gut?«, fragte er und sah wieder nach Roscolio – doch der Mann war verschwunden.

    8. Januar 1768, Italien, Rom
    Sie hatten die Rumänen getrennt voneinander im Keller des Hauses eingesperrt, die Ketten, die für Wandelwesen gedacht waren, hielten nun Menschen gefangen.
    Jean stand vor dem, den Debora allein verfolgt und gestellt hatte. Er saß auf dem nackten Boden, war größer und schwerer als sein Kumpan, hatte lange blonde Haare und fast schwarze Augen, in denen es wütend zu flackern schien. Ein dichter Vollbart umrahmte das Gesicht und ließ ihn älter wirken, obwohl er bei genauerer Betrachtung nicht mehr als zwanzig Jahre zählte. Er hatte, im Gegensatz zu dem anderen Gefangenen, seinen Namen genannt: Nikolai Wadurin.
    Jean hoffte, von ihm einiges zu erfahren. Ihm zur Seite standen Judith und Debora; Sarai und Rebekka befanden sich bei Gregoria, um sie vor dem Panter zu schützen.
    »Also, Monsieur Wadurin, Ihr gehört dem Orden des Lycáon an und seid auf der Suche nach dem Comte«, sagte Jean. »Wie viele von Eurem Orden sind in Rom, um mir meine Arbeit zu erschweren?«
    »Ihr seid ein Gottestöter! Ich werde Euch und Eure Huren umbringen!«, bekam er zur Antwort.
    »Ihr seid keinem Gott auf der Spur, sondern einer Bestie. Ich sah ihre Taten in den letzten Jahren und kann Euch versichern, dass nichts Göttliches daran zu entdecken ist, Monsieur.« Er beugte sich zu ihm hinab. »Monsieur Wadurin, eines Tages werdet Ihr mir dankbar sein, dass ich verhindert habe, dass Ihr zu einer ebensolchen Bestie wurdet.«
    »Niemals! Ich brenne darauf, zu einem göttlichen Wesen zu werden, erschaffen von einem leibhaftigen Gott«, beharrte Wadurin.
    Jean stapelte zwei Kisten Wein übereinander und setzte sich vor ihn, dann öffnete er eine Flasche mit dem Korkenzieher. »Auch einen Schluck?«
    »Ich trinke nicht.«
    »Ach? Was Ihr nicht sagt!« Jean griff dem Mann brutal ans Kinn und flößte dem Mann gewaltsam von dem Alkohol ein, spuckend und hustend schluckte Wadurin. »Erzählt mir ein wenig über den Orden«, schlug er vor und zog das Kinn des Mannes nach oben. »Ich bin neugierig, seit wann es ihn gibt.«
    »Ich erzähle Euch nichts.« Wadurin blieb standhaft.
    Jean grinste und gab ihm wieder von dem Wein. Er wiederholte die Prozedur so oft, bis der Gefangene deutlich sichtbar betrunken war. Das Hemd hatte sich vom verschütteten Rebensaft tiefrot gefärbt, auch auf der Hose, am Kinn und am Hals hafteten Spuren des erzwungenen Besäufnisses. Debora und Judith verfolgten das Geschehen schweigend.
    »Seit wann gibt es den Orden? Verratet es mir doch.«
    Zunächst erntete er mit seiner Frage lediglich ein höhnisches Grinsen. »Ewigkeiten«, lachte Wadurin schließlich trunken.
    »Und wie lange seid Ihr schon dabei? Ein Mann von Euren Talenten hat doch sicher eine wichtige Aufgabe inne …«
    »Ein Jahr. Ich bin ein Anwärter und damit beauftragt, den Auserkorenen zu helfen«, sprach er mit schwerer Zunge.
    »Die Auserkorenen sind Eure Hohen Priester?«
    »Priester?« Wadurin lachte und fiel zur Seite. »Wein ist Teufelszeug. Es schmeckt gut und macht einen so leicht und lustig«, gluckste er. »Kann ich noch mehr davon haben?«
    Jean packte ihn am Kragen und setzte ihn aufrecht. »Sicher. Aber nur, wenn Ihr sitzen bleibt.« Er öffnete die dritte Flasche, dieses Mal trank Wadurin freiwillig und wollte die Lippen gar

Weitere Kostenlose Bücher