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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht mehr vom Flaschenhals nehmen. »Ihr habt also keine Priester?«
    »Nein, wir haben Ränge, wie bei den Soldaten. Die Obersten sind immer diejenigen, die sich als Nächste einem Göttlichen stellen dürfen, und die anderen helfen ihnen dabei. Es geht nach Jahren, Monsieur.« Wadurin leckte sich die Tropfen von den Lippen. »Ich brauche noch ein paar. Aber zuerst werde ich fliehen und Euch umbringen, Ihr Gottestöter!« Er fletschte die Zähne und schnappte nach Jean, dann stieß er gellendes Gelächter aus und sank nach hinten gegen die Wand. Seine Lider senkten sich, er drohte einzudösen.
    »Wadurin, wie viele seid ihr?« Jean packte ihn an den Schultern, schüttelte ihn, um ein Einschlafen zu verhindern, und versetzte ihm eine Ohrfeige mit der flachen Hand. »Wie viele sind noch in Rom?«
    »Keine mehr«, lallte der Mann undeutlich. »Sind die letzten der Gruppe.«
    »Wo ist Euer Hauptquartier? Wie lautet der Name der Stadt?«
    Aber Wadurin war eingeschlafen, alles Rütteln brachte nichts mehr. Der Wein hatte den jungen Mann in einen tiefen, schwer zu durchbrechenden Schlummer geschickt.
    »Verflucht!« Jean stand auf und wies Debora an, bei dem Gefangenen zu bleiben, dann kehrte er mit Judith zusammen nach oben zurück, um Gregoria die ersten dürftigen Ergebnisse des Verhörs zu bringen.
    Er klopfte, betrat nach ihrer Aufforderung das Arbeitszimmer – und erstarrte. Roscolio saß der Äbtissin auf dem Stuhl gegenüber, die Raubtieraugen musterten Jean und schauten äußerst wachsam. Sarai und Rebekka flankierten Gregoria, keine von beiden hatte eine Waffe in der Hand.
    Vorsichtig trat Jean ein, die Rechte lag locker am Gürtel in der Nähe des Pistolenknaufs. »Monsieur Roscolio, wie seid Ihr hereingekommen?«
    »Wie die meisten Menschen: durch die Tür.« Er lächelte.
    Gregoria, die ein dunkelrotes Kleid mit schwarzen Stickereien trug, bedeutete Jean, sich ebenfalls zu setzen. »Hast du einen von ihnen überreden können zu sprechen?«
    »Der Rotwein ging mir dabei zur Hand.« Jean zeigte auf den Kaufmann. »Was will er?«
    »Das Ende meines Fluchs«, erwiderte der ruhig. »Gestern Nacht schwor ich mir, dass ich nicht länger die Bestie sein möchte, trotz aller Vorteile, die es mit sich bringt, einen Dämon in sich zu beherbergen.« Er klopfte sich gegen die Brust. »In meiner Tasche trage ich einen Brief, der mich heute erreichte. Er ist von meiner Frau, und ihre Zeilen bestärken mich in meinem Entschluss.«
    Jean sah die Seraphim strafend an. »Ihr solltet mich rufen, wenn er wieder auftaucht.«
    »Sie haben es auf meinen Befehl hin nicht getan.« Gregoria wartete, bis er sich endlich gesetzt hatte. »Ich wollte zuerst mit Monsieur Roscolio allein sprechen, um mir ein eigenes Bild von ihm zu machen.«
    »Es wird besser, heller und freundlicher ausgefallen sein als das, welches ich von ihm habe.« Er wandte sich Roscolio zu.
    »Und ich, Monsieur, fühle mich vor Euch erst sicher, wenn ich wieder ein einfacher Mensch bin«, gab der Kaufmann scharf zurück. »Ihr unterstelltet mir, Euch in eine Falle gelockt zu haben, anstatt Euch zu Eurer Seraph zu führen. Unser Bündnis ist ohne Wert für mich. Es ist zu gefährlich, in Eurer Nähe zu bleiben, weil ich stets befürchten muss, dass Ihr Euch umdreht und mir eine Kugel verpasst.« Roscolio schüttelte den Kopf, die dunkelbraunen Haare bewegten sich wie kleine Wellen. »Lernt, wieder Vertrauen zu fassen.«
    »Vielleicht habt Ihr Recht, Monsieur.« Jean nickte. »Die Seraphim und ich werden Euch erst trauen, wenn das Böse aus Euch vertrieben ist. Danach sehe ich keinen Grund, weswegen wir nicht die besten Freunde sein könnten.« Seine Finger hakten sich unter den Gürtel, eine Unterstreichung dessen, was er soeben ausgesprochen hatte.
    »Weil ich schätze, was Ihr tut, und sogar Eure Art auf eine irrige Weise mag, schlage ich vor, dass wir mit der Heilung sofort beginnen. Je eher ich meine Familie sehe, desto besser.« Die Augen richteten sich auf Gregoria. »Wie geht es vonstatten?«
    »Wir sind im Besitz eines Tranks, der mit geheimen Zutaten gebraut wird«, sagte sie.
    »Wieder ein Wundermittel, das nichts taugt? Was macht Euch so sicher, dass es gegen das Böse wirkt?« Roscolio klang, als habe er bereits einige Versuche hinter sich.
    »Der Trank ist … gesegnet. Mehr darf ich Euch nicht sagen. Es steht Euch frei, das Angebot auszuschlagen, wenn Ihr Zweifel hegt«, erwiderte Gregoria.
    Er schwieg eine Weile. »Nein. Ich habe Vertrauen zu Euch,

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