Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
unten, wanderte mit ihm lange geradeaus, bis sie wieder Stufen hinaufkletterten.
    Eric bemerkte sofort, dass sie sich in einem anderen Haus befanden, vermutlich im Stützpunkt der Schwesternschaft. Er hatte damit gerechnet, auf eine Vielzahl von Nonnen zu treffen oder wenigstens ein paar Klischees wie sphärenhaften Gesängen oder Unmengen von brennenden Kerzenleuchtern zu begegnen. Aber die Bewohner des Hauses lagen wohl ebenso friedlich schlafend in den Betten wie die gewöhnlichen Römer.
    »Es wurde dafür gesorgt, dass wir ungesehen bleiben«, sagte Justine. Sie verzichtete nach wie vor auf Licht, im Dunkeln ging es Korridore entlang, vorbei an hohen und an normalen Türen, an Bildern, die überall an den Wänden und in Nischen hingen; Heiligenstatuen starrten ihn aus toten Holzaugen an.
    »Es ist wohl geglückt.« Eric prägte sich ihren Weg genau ein, um ihn im Notfall allein laufen zu können. Seine gute Nase half ihm, er sicherte die Route mit Hilfe der verschiedenen, sehr signifikanten Gerüche, die in den einzelnen Abschnitten herrschten. Bohnerwachs, Steinpflegemittel, ein Hauch von altem Holz, Weihrauch, Schweiß.
    Dann führte sie ihn in einen Raum, der Buntglasfenster auf der einen und eine Empore auf der anderen Seite besaß. Die Empore war mit verspiegelten Scheiben versehen worden, durch die man ungesehen beobachten konnte. Darüber hingen zwei Scheinwerfer sowie ein Lautsprecher.
    Eric lachte auf. »Ist das eine Art vergrößerter Beichtstuhl?«
    »Setz dich«, bat ihn Justine und deutete auf den weißen, gepolsterten Stuhl in der Mitte. »Fühl dich wie zu Hause.«
    »Wo ist Lena?«
    »Nein, Eric, so läuft das nicht. Man wird dir die Fragen stellen. Nicht umgekehrt.« Sie nickte ihm zu, sammelte seine Waffen ein und entfernte sich von ihm bis zur Tür.
    Eric blieb vorerst stehen, sah sich weiter um und entdeckte einen Gully in der Mitte des Raumes. Im Boden waren Eisenringe eingelassen. Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, für was die Nonnen den Raum benutzen konnten, wenn sie wollten.
    Die Scheinwerfer flammten auf und blendeten ihn mit ihrem kalten weißen Licht. Eric zog seine Sonnenbrille aus dem Mantel und tauschte seine herkömmliche dagegen aus. So ließ sich die Helligkeit gleich viel besser ertragen.
    »Guten Tag, Herr von Kastell«, hörte er eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher dringen. »Es freut mich, dass Sie der Einladung gefolgt sind.«
    »Einladung würde ich es nicht nennen«, antwortete er. »Es war wohl eher eine Erpressung.«
    »Das verstehe ich nicht, Herr von Kastell. Wir baten Sie nach Rom, um mit Ihnen zu sprechen. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Eric sah zum Ausgang, wo er Justines Umrisse erkannte. »Dann hat sich Ihre Botin wohl nicht ganz richtig ausgedrückt.«
    Sie grinste ihn an und winkte ihm verstohlen. Natürlich hatte sie eine absichtlich dramatischere Form der Einladung gewählt, als es vom Orden beabsichtigt gewesen war. Miststück.
    »Sie haben Lena?«
    »Herr von Kastell, lassen Sie uns zunächst ein paar Dinge klären, ehe wir alles Weitere erörtern. Justine sagte uns, dass Sie sich mit verschiedenen Feinden angelegt haben, die auch zu unseren Gegnern gehören: die Lycaoniten und der Orden des Lycáon.«
    »Das ist korrekt. Noch korrekter wäre es zu sagen, dass sich die beiden mit mir angelegt haben.« Eric blieb gelassen und fuhr sich langsam durch die schwarzen Haare. »Wir sind aneinander geraten, als es um die Bestie ging.«
    »Die auch wir verfolgt haben – um dann auf Sie zu stoßen«, ergänzte die weibliche Lautsprecherstimme.
    Eric ahnte, was gleich folgen sollte. »Hören Sie, der Tod dieser Nonne … Schwester Ignatia … war ein Unfall. Ich hätte sie niemals getötet.« Er hob die Arme. »Wozu auch? Ihr Tod brachte mir nichts, außer Scherereien und eine hastige Abreise aus Kroatien.« Er rutschte in den Lehnstuhl und fand ihn erstaunlich bequem. »Ich bedauere ihren Tod. Mehr kann ich nicht sagen.«
    Dieses Mal herrschte längeres Schweigen. Eric vermutete, dass gerade heftigst über seine Worte diskutiert wurde.
    »Sie sind eine Kreatur der Dunkelheit, ist das richtig?«, wurde er gefragt.
    »Nein, ich bin kein Vampir.« Eric schob die Sonnenbrille mit zwei Fingern seiner linken Hand weiter nach oben und musste grinsen. Kreatur der Dunkelheit klang furchtbar theatralisch. Warum nicht einfach Werwolf?
    »Sie tragen den gleichen Keim in sich wie die Bestie«, präzisierte die Frau. »Stimmt das?«
    »Hat Justine das

Weitere Kostenlose Bücher