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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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drücken, sondern ergriff lediglich ihre Finger und drückte sie sanft und zärtlich. Die Muskeln weigerten sich, die Hand zu öffnen und sich wieder von ihr zu trennen. »Du hattest mir versprochen, nicht nach Rom zu gehen«, sagte er und musste sich sehr anstrengen, um ernst zu sein und nicht glücklich zu lächeln. »Wie hast du mich …«
    »Ich bin nicht gegangen, ich bin gefahren und mit dem Schiff gereist«, gab sie zwinkernd zurück und legte ihre andere Hand auf seine. »Alles andere erkläre ich dir später. Wir haben keine Zeit. Ich glaube, ich weiß, wo Florence hingebracht wurde. Ich brauche deine Hilfe, um sie zu befreien. Aber es muss schnell gehen, sie wollen sie an einen anderen Ort bringen. Vier Männer stehen vor ihrer Tür Wache.«
    Jean zögerte nicht einen Lidschlag. »Ich hole meine Muskete.« Er drückte noch einmal ihre Finger und ließ sie dann los. Rasch stieg er in seine Kleidung, nahm das Gewehr, steckte Pulver, Kugeln und den Dolch ein und blickte aus dem Fenster. »Wir nehmen diesen Weg durch den Hinterhof. Vor dem Haus sind zu viele Wachen unterwegs, oder?« Sie nickte.
    Er schwang sich über das Sims und kletterte an der Mauer nach unten, Gregoria ließ sich am Geländer des Balkons herunterhängen und sprang.
    Jean fing sie auf. Für vier, fünf Herzschläge waren sich ihre Körper ganz nah und spürten die Wärme des anderen. Schnell gab er sie frei, bevor er sich zu einem unverlangten Kuss hinreißen ließ. »Wohin?«
    Sie deutete die Gasse hinunter. »Zum Monte Verde und zur Porta Portese hinaus. Da gibt es einen Eingang zu den Katakomben. Florence wird dort gefangen gehalten.«
    Die beiden liefen los. Jean schossen tausend Fragen durch den Kopf, zu ihrer Reise, zu ihrer Entdeckung und zu ihrer Kleidung. Sie hätte ihren Habit schon längst wieder tragen können, hatte aber offenbar darauf verzichtet. »Wie lange bist du schon in Rom?«
    »Lange vor dir. Ich wollte dem Heiligen Vater von den Ereignissen im Gevaudan berichten … aber dann kam alles anders. Ich …« Sie zögerte. »Wir, Jean. Wir sind in etwas geraten, das viel größer ist als nur die Jagd auf die Bestie.«
    »Was meinst du? Und … wie groß?«
    »Frag mich das in ein paar Tagen. Dann werde ich einen Mann getroffen haben, der mir die Intrigen, die hier in Rom gesponnen werden, genau erklärt.« Gregoria bog um die Ecke und sah, wie weit sie noch von ihrem Ziel entfernt waren. Unglücklicherweise kam dieses Mal keine Kutsche und kein Karren, um sie mitzunehmen. »Aber es geht auch um die Bestien …«
    »Dann wissen sie es schon?«, unterbrach er sie. »Dass der Comte in Rom ist und sein Spiel weitertreibt, das er bei uns begonnen hat?«
    »Den meine ich nicht. Er ist nur eine Bestie von vielen, Jean. Die Welt ist voll von ihnen, fürchte ich.«
    Jean keuchte vor Anstrengung, Pistolen und Gewehre drückten auf die Beine. Das waren Neuigkeiten, die er gar nicht hören wollte. »Und die Pfaffen haben damit etwas zu schaffen?«
    »Warte ab.« Sie schenkte ihm einen liebevollen Blick. »Sie wissen, dass du in Rom bist und den Comte verfolgst. Es scheint ihnen kaum etwas von dem zu entgehen, das mit den Bestien zu tun hat.«
    »Da täuschst du dich. Niemand war zur Stelle, als ich eine von ihnen erledigte, nachdem sie einen Mann angefallen hat. Der Comte verbreitet seine Krankheit in Rom, als wollte er die Stadt dem Untergang weihen.«
    »Es wird nicht lange dauern und sie fangen auch ihn. Sie sammeln Bestien. Hinter seinem Name stand …«
    Gregoria hielt inne. Eigentlich wusste sie nicht, auf was sich der Zusatz Bestie? bezog. Nein, schalt sie sich dann selbst. Es konnte unmöglich Jean gemeint gewesen sein. »Hinter seinem Namen stand die Frage, ob er eine Bestie ist.«
    »Spätestens jetzt werden sie es wissen. Er hat seine Gespielin zu einer Werwölfin gemacht und sie auf die Römer losgelassen. Es war Glück, dass ich sie fand und aufhielt, bevor sie ihren Streifzug durch die Stadt beginnen konnte.«
    »Er will vielleicht von sich ablenken.« Gregoria lief immer schneller, und Jean fiel allmählich hinter ihr zurück.
    »Das sehe ich genauso«, ächzte er. Das Gewicht seiner Waffen machte seine Beine rascher müder als gewöhnlich, außerdem hatte er einen langen Tag in den Knochen stecken. »Wenn wir Glück haben, ist er hier, um sich die Pfaffen vorzunehmen.« Jean blieb stehen, weil seine Lungen schmerzten. Er stützte sich mit einem Arm gegen die Wand. »So wird das nichts. Wir brauchen einen Wagen.«
    »Es

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