Sanctum
neue Verbündete schaffen, die ihm beistanden, wenn er die Bestien jagte und erlegte. An das Mittel der Heilung würde er erst glauben, wenn er einen Erfolg gesehen hatte, aber dass eine Silberkugel einen Erfolg erzielte, wusste er sehr genau.
»Das habe ich. In Euch, Monsieur Chastel, sehe ich den Mann, der meine Seraphim zum Schwertarm des Glaubens macht, den wir für unsere Aufgabe benötigen.« Der Kardinal betrachtete ihn, dann wieder Gregoria. »Gott sandte mir Euch beide. Es wäre sträflich dumm von mir, sein Geschenk nicht anzunehmen und das Zeichen zu übersehen.« Er senkte seine Stimme zu einem Raunen und machte sie damit noch eindringlicher. »Wir sind die Schöpfer einer neuen Zeit. Fegen wir die Jesuiten aus dem Vatikan, lassen wir die heilige Mutter Kirche in alter Reinheit und Stärke auferstehen und sagen dem Bösen in der Welt den Kampf an. Seid Ihr mit mir?«
Gregoria stimmte sofort zu, Jean dagegen hielt sich zurück. »Ich beabsichtige nicht, meine Dienste ohne eine Gebühr anzubieten. Das Wohl der Welt ist das eine, mein Wohl das andere. Wie hoch ist die Summe, die Ihr mir zahlen werdet?«
»Man gibt Euch umgerechnet siebenhundert Livres im Jahr, das Zehnfache von dem, was Ihr damals im Gevaudan verdient habt«, sagte Lentolo. »Ihr erhaltet zudem Kost und Logis frei, bekommt jede Art von Ausrüstung, die Ihr und die zukünftigen Seraphim benötigen … und dabei spielt es keine Rolle, ob ich sie anfertigen lassen muss oder nicht.«
Impegno deutete auf Lentolo. »Der Signore ist mein persönlicher Vertrauter und wird uns drei verbinden. Ansonsten sind persönliche Treffen kaum mehr möglich. Die Gefahr, dass Rotondas Spitzel uns sehen, ist einfach zu groß. Das gesamte Vorhaben geriete ins Wanken und wir hätten eine Gelegenheit leichtfertig verspielt.«
Jean war noch immer nicht zufrieden. »Woher bekomme ich die Männer, die sich Kreaturen entgegenstellen, bei deren Anblick selbst harte Seelen zerspringen können? Wie viele Söldner mag es geben, die den Hauch der Bestie ertragen und gleichzeitig so gläubig sind, um keine Gefahr für die Schwestern des Ordens zu sein?« Er machte aus seinem starken Zweifel keinen Hehl.
Impegno faltete die Hände. »Ein guter Punkt, Monsieur Chastel. In der Tat sind die Söhne Adams nur selten stark und tugendhaft zugleich. Deswegen versteht es sich von selbst, dass sie für das Ehrenamt der Seraphim nicht in Frage kommen.«
Gregoria gab einen überraschten Laut von sich. Jean schüttelte den Kopf. »Frauen? Ihr wollt Frauen in den sicheren Tod schicken?«
»Die Töchter Evas mögen von Natur aus schwächer sein, was ihre Körperkraft anbelangt, aber ihre Augen sind gut und die Hände flink. Wenn man sie richtig führt, sind sie im Kampf stark wie eine Löwin und schlau wie die Füchsin. Vergesst nicht, was die heilige Johanna in Eurem Heimatland vollbracht hat.«
»Und woher bekomme ich ein Regiment von Jeanne d’Arc?«
»Wir haben lange auf diesen Tag gewartet – und wir sind vorbereitet.« Impegno sah zu Lentolo. »Mein Vertrauter kennt den Ort, an dem sie Euch erwarten, Monsieur Chastel. Gregorias erste Seraphim stehen bereit, geschult im Umgang mit herkömmlichen Waffen von den besten Söldnern und Armeeoffizieren, die ich für Geld kaufen konnte. Sie sind jung und kräftig und sie können sich bereits mit jedem Gardist messen lassen, der den Heiligen Vater beschützt. Ihr aber, Monsieur Chastel, werdet ihnen nun den letzten Schliff verpassen!«
»Söldner?« Jean lachte. »Und diese Seraphim sind danach noch alle Jungfrauen?«
»Ja!« Lentolo trat einen Schritt vor. »Sie wurden zur Tugend erzogen und kümmern sich nicht um die Macht der fleischlichen Liebe. Sie werden sie später kennen lernen, wenn sie nicht mehr für den Einsatz gegen die Bestien taugen und dem Orden neue Seraphim schenken möchten.«
Jean begriff, wie weit die Pläne des Kardinals schon gediehen waren. »Ich werde sie mir ansehen«, versprach er. »Wenn ich der Ansicht bin, dass sie nichts taugen, werdet Ihr Euch etwas anderes einfallen lassen müssen.«
»Es sind ausgesuchte junge Frauen. Wenigstens eine von ihnen wird Euren hohen Ansprüchen genügen, Monsieur Chastel.« Der Kardinal wandte sich an Gregoria. »Wir leisteten die Vorarbeit. Ab jetzt ist es Euch überlassen, woher Ihr Eure Schwestern rekrutiert, Äbtissin. Bedenkt, dass sie von Grund auf ehrlich und aufrichtig sein müssen. Wir haben keine Verwendung für Frauen und Mädchen, die ihre Aufgaben nicht
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