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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zähne sehr deutlich sah. »Ich kann dir Bernini nicht überlassen, sonst gibt er dir Dinge preis, die mir meinen Vorteil nehmen.« Das Wesen senkte den Kopf, die gelben Augen glänzten im Schein des nächsten Blitzes auf. »Ich kann dich nicht ewig schonen, Mensch. Kommst du mir zu nahe und missachtest weiterhin meine Warnungen, wirst du enden wie alle, die sich gegen mich erhoben haben.«
    Jean hob die Pistole. »Zurück mit dir!«
    »Du hast nur eine Kugel. Bist du ein so guter Schütze, dass mich diese eine töten wird? Außerdem regnet es, das Pulver ist gewiss feucht geworden und wird nicht mehr zünden.« Der Pantermensch schnurrte. »Du gehst ein großes Risiko ein, mich zu …«
    Es krachte laut.
    Fell und Fleisch wurden aus der Schulter des Wesens gerissen.
    Blut spritzte gegen die Hauswand.
    Jean hatte nicht geschossen. Er machte einen Schritt vorwärts – und sah Bathseba, die in einer Seitengasse stand und ihre abgefeuerte Pistole unter einem Vordach nachlud. Sie war gewiss Judiths Zeichen gefolgt und hatte vom Boden aus vermutlich die Jagd beobachtet, ehe sie endlich die Gelegenheit bekam, einzugreifen.
    Das Panterwesen packte Bernini und zog ihn mit sich, hielt ihn als Schutzschild gegen Jean hoch und rannte brüllend auf die rothaarige Seraph zu.
    »Lauf!«, schrie Jean und scherte sich nicht darum, ob er Bernini traf oder nicht. Er feuerte.
    Klick.
    Das Wesen behielt Recht: Der starke Regen hatte seinen Weg ins Innere der Pistole bis zum Zündpulver gefunden und es unbrauchbar gemacht!
    Bathseba ließ die nicht fertig geladene Pistole fallen, zog zwei silberne Dolche und hielt sich bereit, dem Angriff zu begegnen. »Ich weiche nicht, Kreatur der Hölle!«, rief sie ihr entgegen. »Dein Weg endet hier.«
    Das Wesen schleuderte Bernini von sich, der gegen eine Wand krachte, abprallte, sich mehrmals überschlug und reglos liegen blieb. Der Panter aber machte einen gewaltigen, unglaublich schnellen Satz nach vorne und sprang Bathseba mit allen vieren gegen die Brust, so dass sie gegen die Hausecke katapultiert wurde.
    Die Frau schrie auf und stach dennoch sofort zu. Die Silberklinge schnitt durch das Fell ins Fleisch der Panterkreatur, es zischte. Die zweite Schneide verfehlte ihr Ziel, weil das Wesen unter dem Hieb abtauchte und von unten nach dem Arm schnappte. Die langen Zähne schlugen sich in den Ober-und Unterarm. Laut krachend brachen die Knochen an mehreren Stellen.
    Bathseba schrie!
    Jean befand sich bereits auf dem Weg zu den Kämpfenden, hob den Arm mit dem Dolch, wagte es jedoch nicht, die Waffe zu schleudern. Er konnte ebenso gut die Seraph treffen.
    Das Wesen gab den Arm frei, der nutzlos, aufgeschlitzt und gebrochen an Bathseba herunterhing. Es wandte sich zu dem heranstürmenden Jean und bleckte die blutverschmierten Fänge. »Zurück oder ich töte sie!«, fauchte es, und zwischen den gekrümmten Fingern schnellten vier lange, gebogene Krallen wie Sichelschneiden hervor. »Ich will nichts von euch.«
    »Es hat mich gebissen«, stammelte Bathseba entsetzt, die grauen Augen waren weit aufgerissen. Sie wusste, was das für sie bedeutete, Jean hatte es ihnen oft genug klargemacht. »Herr, sei meiner Seele gnädig.« Der unverletzte Arm zuckte nach vorn, der zweite Silberdolch zischte hernieder.
    Das Panterwesen schlug ebenfalls zu.
    Die scharfen Krallen rissen tiefe Wunden in den Brustkorb der Seraph, dann sprang die Kreatur zu Bernini, packte ihn im Genick und rannte davon, sprang auf das nächste Vordach und von dort in rasender Geschwindigkeit wieder hinauf auf die Dächer.
    Jean ließ sie ziehen und fiel neben Bathseba, aus deren Verletzungen das Blut sprudelte, auf die Knie. Er erkannte an ihren verklärten Augen, dass sie die Schmerzen nicht mehr spürte, der Schock war zu groß. Seine Hände zuckten zu ihrer Brust, doch es gab keine Hoffnung, die tiefen Schnitte zu schließen. Niemand würde Bathseba vor dem Verbluten retten können.
    Schritte näherten sich ihnen, Judith tauchte keuchend neben ihm auf und ging ebenfalls in die Knie. Die Ränder ihrer Platzwunde klafften immer noch auseinander, er sah das Weiß des Schädels, da der Regen das Blut aus der Wunde spülte. Sie hielt eine Hand vor den Mund. Jean wusste nicht, ob sie damit das Erbrechen oder den Schrei unterdrückte.
    Bathseba schüttelte den Kopf. »Nein, Monsieur. Lasst mich sterben, damit ich nicht zu einer Bestie werde«, bat sie stockend, blinzelte und schloss die Lider, weil ihr der Regen ins Antlitz prasselte.

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