Sanft kommt der Tod
kleines Mädchen aus einer netten Familie ist. Dabei hat sie innerhalb von einer Woche zwei Menschen umgebracht. Und sie hat mich sogar noch übertrumpft, weil sie nämlich schon mit sieben jemanden getötet hat. Und zwar ihren zweijährigen Bruder.«
Whitney runzelte die Stirn. »Die Information über den Tod von Trevor Straffo hatten Sie zusammen mit dem Bericht des damaligen Ermittlers und des Pathologen einem Ihrer ersten Berichte beigefügt. Es wurde von beiden als Tod durch Unfall deklariert.«
»Ich habe mit Allika Straffo gesprochen. Sie haben sich beide geirrt.«
Während Eve ihre Ermittlungen verteidigte und Peabody bei der Security der Met die Bildschirme nach der Verdächtigen absuchte, schickte deren Mutter Cora wieder fort.
»Dies ist schließlich Ihr freier Nachmittag.«
»Aber Sie sehen nicht gut aus, gnädige Frau. Ich bleibe gerne hier. Ich werde Ihnen erst mal einen Tee kochen.«
»Nein. Nein. Ich habe nur Kopfschmerzen, sonst nichts. Rayleen und ich werden allein zurechtkommen. Wir werden einfach hier zu Mittag essen und danach in den Schönheitssalon gehen.«
»Dann werde ich was kochen und ...«
»Wir kommen schon zurecht, Cora. Gehen Sie los und treffen Ihre Freundinnen.«
»Wenn Sie sicher sind. Aber Sie können mich jederzeit zurückrufen. Ich habe nichts Besonderes vor.«
»Genießen Sie Ihren freien Nachmittag. Machen Sie sich um uns keine Gedanken.« Beinahe wäre Allika zusammengebrochen, bevor sie Cora aus der Wohnung schaffen konnte, und als das Mädchen endlich ging, lehnte sie sich erschöpft gegen die Wand. »Rayleen«, murmelte sie. »Rayleen.«
»Was ist los, Mami?« Rayleens Augen waren scharf wie Laser. »Warum können wir nicht im Zoology zu Mittag essen? Ich sehe mir immer so gerne die Tiere an.«
»Wir können nicht. Wir müssen weg. Wir werden eine Reise machen. Eine Reise.«
»Echt?« Sofort hellte sich Rayleens Miene auf. »Wohin? Wohin fahren wir? Gibt es dort auch einen Pool?«
»Ich weiß nicht. Ich kann nicht nachdenken.« Wie könnte sie das jemals wieder tun? »Wir müssen los.«
»Aber du bist noch nicht mal angezogen.«
»Ich bin nicht angezogen?« Allika sah an sich herab und blickte auf den Morgenrock, als hätte sie ihn nie zuvor gesehen.
»Bist du wieder krank? Ich hasse es, wenn du krank bist. Wann kommt Daddy heim?«, wollte das Mädchen wissen, da es das Interesse an der Mutter bereits wieder verlor. »Wann fahren wir los?«
»Er kommt nicht mit. Wir beide fahren allein. Weil es so am besten ist. Wir müssen packen. Sie haben es nicht gefunden, aber sie kommen bestimmt noch mal zurück.«
»Was haben sie nicht gefunden?« Sofort war Rayleens Aufmerksamkeit wieder geweckt. »Wer kommt noch mal zurück?«
»Sie haben danach gesucht.« Allika blickte in Richtung der oberen Etage. »Aber sie haben es nicht gefunden. Was ist für dich das Beste? Was soll ich nur tun?«
Rayleen machte wortlos auf dem Absatz kehrt, lief die Treppe hinauf, öffnete die Tür von ihrem Zimmer, sah, dass einige der Sachen nicht an den gewohnten Plätzen lagen, und wusste sofort Bescheid.
Sie hatte etwas in der Art erwartet. Tatsächlich hatte sie am Vorabend in ihr Tagebuch geschrieben, was sie machen könnte oder vielleicht müsste, und während sie den Flur hinab ins Schlafzimmer der Eltern ging, empfand sie leisen Zorn, weil nochmals jemand in ihr Zimmer eingedrungen und die Ordnung aus dem Gleichgewicht geraten war.
Sie liebte es, wenn jedes Ding exakt an der ihm zugedachten Stelle lag. Erwartete, dass man ihre Privatsphäre respektierte.
Entschlossen trat sie vor die Kommode, in der ihre Mutter ihre Medikamente versteckt hatte. Als ob irgendjemand etwas vor ihr verstecken könnte, dachte sie. Sie waren einfach dumm.
Sie steckte die Flasche mit den Schlaftabletten zu ihrem Tagebuch in ihre rosa Felltasche, kehrte ins Wohnzimmer zurück und programmierte dort den AutoChef auf Kräutertee.
Ihre Mutter trank am liebsten Ginseng, und obwohl sie nur sehr selten Süßstoff nahm, bestellte sie ihn extra süß.
Dann kippte sie eine todbringende Dosis Schlaftabletten in den süß duftenden Tee und rührte gründlich um.
Es war alles furchtbar einfach, sie hatte schon des Öfteren darüber nachgedacht. Sie würden denken, ihre
Mutter hätte sich aus Schuldgefühlen oder einfach aus Verzweiflung selber umgebracht. Sie würden denken, ihre Mutter hätte nicht mehr damit leben können, dass sie schuld am Tod der beiden Lehrer war.
Sie wusste, ihre Mutter hatte
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