Sanft sollst du brennen
sagte Bryce. »Wir fechten das Testament an.«
»Das könnte Jahre dauern«, meinte Ewan.
Verzweifelt sagte Roger: »Ich kann nicht warten. Ich brauche das Geld sofort.«
Im Raum brach das Chaos aus, als die Brüder sich gegenseitig anschrien.
Kate vernahm das dumpfe Brüllen wie durch einen Filter. In ihrem Kopf kreisten immer nur dieselben Worte: achtzig Millionen, achtzig Millionen, achtzig Millionen.
Sie konnte ihr Unternehmen retten. Sie konnte Isabels Schulgeld bezahlen. Sie konnten das Haus behalten, und alle ihre Probleme wären gelöst. Das war die Antwort auf ihre Gebete, oder? Sie ergriff ihre Tasche und stand auf.
»Ich will es nicht«, sagte sie zu Anderson. Im Zimmer wurde es plötzlich still.
»Ich kann verstehen, dass Sie unter Schock stehen, Kate«, sagte Anderson. Er trat an seinen Schreibtisch und legte seine Hand auf einen dicken Aktenordner. »Sie begreifen sicher langsam, dass Ihr Großonkel Compton alles bis ins kleinste Detail geplant hat.« Er klopfte leicht auf den Aktenordner. »Diese Aufstellung haben seine Finanzberater gemacht. Sie werden sie heute mitnehmen, damit Sie sich mit den einzelnen Vermögenswerten vertraut machen können. Er wollte, dass Sie sein Lebenswerk verstehen und schätzen. Morgen Nachmittag um drei Uhr treffen Sie sich hier mit seinen Finanzberatern. Sie werden Ihnen alle Fragen beantworten und Ihnen ihre Dienste anbieten, damit die Übergabe so reibungslos wie möglich verläuft.«
»Sie verstehen nicht«, sagte Kate. »Ich will das Geld nicht. Nichts davon.«
»Denken Sie in Ruhe darüber nach«, mahnte Anderson sie. »Treffen Sie keine überstürzten Entscheidungen.«
»Sie haben doch gehört, was sie gesagt hat«, warf Roger ein. »Sie will das Geld nicht.«
»Und was passiert, wenn sie das Erbe nicht annimmt?«, fragte Ewan.
Zögernd antwortete Anderson: »Ihr Onkel hat lediglich vorgesehen, dass sein Besitz an Kate übergeht, und er vertraute darauf, dass sie das Erbe annehmen würde. Einen Erbnachfolger hat er nicht eingesetzt.«
»Wenn sie es also nicht nimmt, dann fällt das Vermögen an die nächsten Verwandten, nicht wahr?«
Anderson antwortete nicht, sondern wandte sich erneut an Kate.
»Sie können es sich bis morgen überlegen. Bitte, nehmen Sie den Aktenordner und schauen Sie ihn durch. Dann sprechen wir noch einmal darüber.«
»Das wird nicht nötig sein«, antwortete Kate ruhig. »Ich werde das Erbe nicht annehmen. Ich will nichts von diesem Mann.«
Dylan war neben ihr stehen geblieben, um eingreifen zu können, wenn einer der Brüder auf sie losgehen wollte, aber er spürte, dass sie die Dinge im Griff hatte, und das beeindruckte ihn.
Vanessa wandte sich zum Gehen. Sie blieb vor Kate stehen und sagte: »Er wollte, dass Sie es bekommen. Ich glaube, das sollten Sie bedenken, bevor sie es ablehnen.« Sie lächelte und fügte leise hinzu: »Viel Glück.«
»Warum bewegen Sie sich nicht endlich, Anderson?«, schrie Ewan. »Setzen Sie die Papiere auf, damit sie ihre Ablehnung unterschreiben kann.«
Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich muss die Wünsche Ihres Onkels nach bestem Wissen und Gewissen ausführen.« Er ergriff den Aktenordner und blickte Kate an. »Ich kann Sie nicht zwingen, das Erbe anzunehmen, aber ich bitte Sie, sich wenigstens diese Unterlagen anzusehen, bevor Sie eine endgültige Entscheidung treffen.«
»Legen Sie den Aktenordner wieder hin, Anderson. Sie will es nicht.«
Kates Geduld war am Ende. Sie lächelte Anderson an und sagte: »Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie sich solche Gedanken machen, und mir ist durchaus bewusst, dass Sie nur Ihre Pflicht tun. Aber ich werde meine Meinung nicht ändern. Wenn ich Dokumente unterschreiben muss, um das Erbe abzulehnen, dann setzen Sie sie bitte auf.«
Anderson war klar, dass jeder weitere Protest jetzt nur vergeudete Zeit war. Sie musste erst einmal zur Ruhe kommen.
»Nun gut«, sagte er. »Es wird einen oder zwei Tage dauern, um alle Dokumente zusammenzustellen. Ich lasse Sie wissen, wann sie fertig sind.«
»Darf ich jetzt die Fotos meines Vaters haben?«, fragte Kate.
»Selbstverständlich«, erwiderte er und holte einen großen braunen Umschlag für sie aus der Schreibtischschublade.
»Danke«, sagte sie. »Können wir gehen?«, fragte sie Dylan.
»Ja, klar«, erwiderte er. Er ließ sie vorgehen und behielt die Brüder im Auge, als er ihr folgte. Man sah ihnen die Freude über ihren Sieg nur zu deutlich an.
»Ich bringe Sie zur
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