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Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Titel: Saphirtraenen (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jaeger
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suchst nach etwas bestimmtem, oder?“
    „Zum Reden muss ich nicht näher kommen“, antwortet Enya und geht demonstrativ einen Schritt zurück.
    „Nein, zum Reden nicht. Aber ich möchte auch nicht mit dir plaudern, sondern dir etwas zeigen.“
    Die Nixe zuckt unruhig mit ihrer Schwanzflosse und winkt Enya zu sich heran.
    „Du wirst es nicht bereuen, glaub mir.“
    Ein Lichtstrahl verfängt sich im goldenen Auge der Nixe und lässt es aufleuchten. Fordernd streckt sie der Meer-Ilyea ihre Hand entgegen. Diese tritt unschlüssig auf der Stelle und entschließt sich nach langem Überlegen, der Nixe vorerst zu vertrauen. Sie sieht schwach und unterernährt aus, während Enya eine volle Kampfausbildung hinter sich hat. Gegen solch ein gebrechliches Wesen wird sie sich wehren können.
    Schon nach drei Schritten stampft Alea heftig mit einem Huf auf und wiehert laut. Enya blinzelt verwirrt und stolpert rückwärts. Die Gesichtszüge der Nixe verzehren sich für einen Wimpernschlag zu einer grotesken Maske. Gefletschte, spitze Zähne und tiefe Falten entstellen ihr reines Antlitz, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hat. Doch dieser eine Augenblick reichte Enya aus, um das wahre Wesen der Nixe zu erkennen. Um zu begreifen, dass auch dieses Individuum nach Seelen lechzt und sie beinahe umgebracht hätte.
    Ihr Herz hämmert heftig gegen ihre Brust und sie streichelt dankbar über Aleas Hals.
    „Dein Tier hat mich erschreckt“, versucht das abscheuliche Wesen den Kontrollverlust über seine Maskerade zu rechtfertigen.
    „Ich werde dir wirklich nichts tun.“
    Aber der Bann ist gebrochen und Enya möchte nicht noch einmal auf die verführerischen Worte hereinfallen.
    „Du verschwindest besser von hier“, zischt sie wütend.
    „Die Einzige, die verschwinden muss, bist du. Niemals wirst du unser Geheimnis bergen. Wir sind hier, um es vor Räubern wie dir zu schützen. Um unser Geheimnis zu bewahren. Ich weiß, dass du es hören kannst, aber besitzen wirst du es niemals.“
    Diese Worte verstören Enya noch mehr als die gespielte Intelligenz.
    „Wenn Nixen wirklich nicht denken können, wie kann sie dann solche Dinge sagen?“, schießt es ihr durch den Kopf, „andererseits schien sie auch ein ganz normales Gespräch mit mir zu führen. Alles Betrug, Verrat und Täuschung. Ein genialer Trick, das muss ich eingestehen. Aber eben doch nicht mehr als ein Trick.“
    „Du bist kaum in der Lage, um das zu entscheiden, oder?“, fragt sie daher eiskalt, auch wenn sie weiß, dass die Nixe die Bedeutung ihrer Worte nicht verstehen kann.
    „Oh doch, das bin ich“, antwortet die Nixe mit einem süffisanten Grinsen.
    In Enya kocht eine höllische Wut. Wut auf sich selbst, da sie beinahe auf solch ein Monster hereingefallen ist. Wut auf die Nixe, weil sie überheblich scheint, obwohl ihr Dasein dunkler ist als die Nacht selbst. Wut darauf, dass dieses Wesen vermutlich Recht hat und sie das Diadem nicht aus den Fängen der finsteren Wasserkreaturen befreien kann.
    Fieberhaft sucht sie nach einem Ausweg, lauscht dem Lied des Diadems, um seinen Standort genauer bestimmen zu können, und läuft dabei auf und ab.
    Die Nixe schaut ihr gespannt dabei zu, als gäbe es nichts Interessanteres.
    Schließlich bleibt Enya stehen und seufzt ergeben.
    „Was möchtest du im Austausch gegen das Diadem?“
    Dass die Nixe zunächst nachdenklich einen Finger auf ihre Lippe legt, lässt Enyas Herz rasen vor Wut, doch sie bleibt äußerlich gelassen, um das wechselhafte Gemüt der Kreatur nicht zu reizen.
    „Ich habe Hunger“, verkündet sie nach einiger Bedenkzeit und sieht Enya aus großen Augen an. Der Meer-Ilyea dreht sich der Magen um. Obwohl sie genau das befürchtet hat, wird ihr nun schwindelig.
    „Wo soll ich denn Essen bekommen, das“, krampfhaft sucht sie nach Worten, „angemessen für dich wäre?“
    Sie setzt ein schiefes Lächeln auf und sieht sich scheinbar suchend um.
    „Ist das mein Problem?“, fragt die Nixe und spielt dabei provokant mit einer ihrer Haarsträhnen.
    „Bei allem“, Enya holt tief Luft, „Respekt, Nixe. Aber...“
    „Undine“, unterbricht das Wasserwesen sie und ihre Augen blitzen gefährlich auf.
    „Mein Name ist Undine. Nenn mich nicht ‚Nixe’, das ist herabwürdigend.“
    Enya ist überrascht. Sie wusste nicht, dass Nixen überhaupt Namen haben.
    „Nun denn, Undine. Bei allem Respekt, aber es scheint mir nicht richtig, dir ein lebendiges Wesen zu opfern.“
    „Püh!“
    Empört klatscht Undine

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