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Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Titel: Saphirtraenen (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jaeger
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mit ihrer blauschimmernden Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche und spritzt somit Enya nass.
    „Dann wirst du dein kostbares Schmuckstück niemals wiederbekommen, Kind des Meeres, Tochter von Niall und Erbin des Ältestenbluts.“
    Enyas Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.
    „Woher weißt du...?“
    Melodisches Lachen ertönt.
    „Du hast Alea bei dir. Du hast den gleichen Blick wie dein Vater. Und vor allem riechst du nach ihm.“
    Verblüfft zieht Enya mit zwei Fingern ein Stück ihrer Kleidung zu ihrer Nase und schnuppert daran.
    „Ich... rieche nach ihm?“
    „Ach Enya, ich sehe dir an, dass du mich für ein Monster hältst. Wieso ist dir dann nicht klar, dass wir die Welt anders sehen als ihr? Dass wir andere Dinge für wichtiger erachten, anders schmecken, riechen und leben?
    Du weißt doch genau, dass es nur so scheint, als wäre ich dir ähnlich, doch im Grunde bin ich alles andere als das.“
    Die Offenheit und Intelligenz Undines lässt Enya erstaunt inne halten.
    „Du bist keine Nixe, nicht wahr?“ 
    Undine schwimmt zum Ufer, stützt den Kopf auf ihre Arme und lächelt.
    „Was ist denn eine Nixe, Kind des Meeres? Was genau trennt mich von dir? Was unterscheidet uns? Ist es meine Schwanzflosse? Meine Ernährung? Meine Denkweise? Was definiert unser vergangenes, jetziges und zukünftiges Wesen? Wem ist es erlaubt, ein Urteil über uns zu fällen?
    Wieso werde ich als Kreatur des Schattens bezeichnet, während du freundlich aufgenommen wirst? Weshalb sollte ich jene nicht töten, die mich verachten und hassen?“
    Fassungslos schnappt Enya nach Luft. Sie weiß nicht, was sie den scharfen, durchdachten Worten der Nixe entgegnen soll. Scheinbar sind diese Wesen intelligenter, als sie bisher annahm.
    „Ihr erzählt euch, dass wir dumm sind, weil ihr uns nicht versteht“, fährt Undine fort, als könne sie Enyas Gedanken lesen, „wenn ihr etwas nicht versteht, weil es anders ist, ist es gleich falsch, dumm und böse. Dabei wollen wir einfach leben – So wie ihr.“
    „So wie wir“, wiederholt Enya flüsternd. Die Erkenntnis trifft sie wie ein Faustschlag.
    „Wenn Undine wie ich ist, versteht sie die Notwendigkeit meiner Lage. Ich muss sie wie eine Ilyea behandeln und ihr klar machen, dass ich das Diadem nicht stehlen, sondern beschützen will“, schießt es ihr durch den Kopf.
    „Bitte, gib mir das Diadem. Es ist in Gefahr, ich muss es in  Sicherheit bringen.“
    Bittend streckt sie hierbei eine Hand aus und nähert sich dem Fluss. Undine zieht sichtlich erstaunt eine Augenbraue hoch.
    „Du denkst, dass ich es nicht bewahren kann?“
    „Nein, das denke ich nicht. Aber wir wissen beide, welch mächtiges Wesen hinter dem Schmuckstück her ist. Vater meint, dass das Diadem hier nicht mehr sicher ist. Nicht, weil du schwach bist, sondern weil niemand das Diadem beschützen kann, sobald es von jenen gefunden wird, die es suchen. Wer auch immer ihnen im Weg steht, wird erbarmungslos vernichtet.“
    Nachdenklich senkt Undine den Kopf.
    „Dann sollte ich es dir aushändigen.“
    Mit diesen Worten stößt die Nixe sich vom Ufer ab und verschwindet im Wasser.
    Ohne zu zögern tritt Enya an den Fluss heran. Sie fürchtet sich nicht mehr vor Undine, denn sie hat verstanden, dass die Nixe anders, aber nicht bösartig ist. Zumindest nicht ihr gegenüber. Alea scharrt weiterhin unruhig mit den Hufen und bewegt sich nicht von der Stelle.
    Nach einer Weile spürt Enya, wie die Vibrationen des Diadems stärker werden. Entspannt lässt sie sich auf die Wiese sinken und lauscht den warmen Tönen. 
    Als Undine auftaucht, springt Enya auf. Das Lied des Schmuckstücks durchströmt sie so stark, dass sie das Gefühl hat, keinen Augenblick länger still sitzen zu können. Glück gemischt mit einer tiefen Unruhe pulsiert durch ihren Körper.
    Die Macht der Melodie ist nahezu greifbar. Neben den Zaubern, die über Generationen hinweg um das Diadem gelegt wurden, um es zu schützen, schwingt ein tiefer Grundton mit. Er erzählt von Trauer, Hass und Intrigen, beschwört vor Enyas innerem Auge Bilder herauf, die sie im nächsten Augenblick schon wieder vergisst.
    Sie traut sich nicht zu sprechen, aus Angst, dass das Diadem für immer verstummen könnte.
    Ehrfurchtsvoll geht sie auf die Nixe zu und streckt die Hand nach dem silberglänzenden Schmuckstück aus. Der blaue Saphir bricht das Sonnenlicht und blendet Enya für einen kurzen Moment. Die Schönheit des filigran gearbeiteten Silbers lässt die Augen der Ilyea

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