Sarg niemals nie
wegen der Schwierigkeiten mit der Leiche hat die Bank entschieden, den Toten selbst in Augenschein zu nehmen.«
»Schwierigkeiten mit der Leiche?«, erwiderte ich. »Sie sind doch angeblich der Einzige in der Bank, der mit dem Bestatter in Verbindung steht. Niemand sonst sollte wissen, dass die Leiche fehlt, sofern Sie es den Leuten dort nicht selbst verraten haben.«
»Das ist es ja!«, antwortete Percy. »Die Bank wollte die Beerdigung schon gestern Abend durchführen, daher musste ich etwas erzählen … Ich konnte doch nicht verraten, dass die Leiche verschwunden ist. Also sagte ich, sie … sie sei noch nicht angekommen.«
»Warum sollte das ein Problem sein?«
»Weil der Bestatter der Bank schon gemeldet hatte, dass die Leiche eingetroffen sei. Deshalb hat man mich überhaupt hingeschickt«, erklärte Percy. »Also habe ich meinem Onkel erzählt, die Leiche sei zwar angekommen, musste aber wieder zurückgeschickt werden.«
»Warum sollte ein Bestattungsunternehmen eine Leiche zurückschicken?«, fragte ich. »War sie noch nicht tot genug?«
»Mir ist nichts Besseres eingefallen«, stöhnte Percy verzweifelt. »Dann sagte mein Onkel … genau das Gleiche wie Sie. Deshalb bin ich zum Bestatter gegangen, um für die beiden einen Termin zu vereinbaren, aber da war Mister Spilsbury bereits tot.«
»Blutleer«, ergänzte John. »Ähnliches haben wir schon in Bath gehört.«
»Hätten Sie mir doch nur vor Ihrem Aufbruch verraten, dass Sie das Blut des Bestatters trinken wollten, Frederick!«, flehte Percy. »Es war so schrecklich … ich war ganz starr vor Schreck.«
»Ich?«, gab ich zurück. »Glauben Sie, ich sei so dumm, einen der wenigen Menschen zu töten, mit deren Hilfewir dieses Chaos beheben können? Ich bin beleidigt. Hätte ich ein Grab, ich würde mich darin umdrehen.«
»Sie haben eins«, sagte John. »Ich hab’s gesehen.«
»Wer sonst sollte es gewesen sein, wenn nicht Sie?«, fragte Percy. »Sie sind der einzige Vampir, den ich kenne!«
»Darf ich also annehmen, dass es zu keinen weiteren Irreführungen mehr kommt?«, fragte ich. »Eine fehlende Leiche und ein toter Bestatter werfen erhebliche Probleme auf.«
»Mir ist einfach nichts Besseres eingefallen«, beteuerte Percy noch einmal. »Ich habe eine Nachricht zur Bank geschickt, dass die Leiche wohlbehalten wieder angekommen sei und der Bestatter morgen die Beerdigung durchführen könne. Nur dass ich das gestern schon gesagt habe – also findet die Beerdigung heute Abend statt. Um ganz sicherzugehen, wollten die Bankiers den Toten vorher sehen.«
»Und seitdem sind Sie wie ein Irrer herumgerannt und haben eine Leiche gesucht, die Sie denen vorführen können«, sagte ich.
Percy nickte und betrachtete traurig die Verwüstung, die in den letzten Tagen in seinem Wohnzimmer um sich gegriffen hatte. In diesem Moment öffnete Mary die Schlafzimmertür und zerrte den ordentlich gekleideten und frisierten Gustav heraus.
»Wir wären dann so weit.« Sie ließ den Toten vor unsere Füße fallen. »Und das war hoffentlich der letzte Auftrag, mit dem Sie mich heute betrauen. Ich möchte die Ohren der Frau genauer studieren.«
»So leid es mir tut, aber wir haben tatsächlich noch eine Bitte an Sie, Mary«, sagte ich. »Eigentlich sind es sogar zwei Bitten, die aber zusammengehören.«
»Dafür verlange ich eine weitere Leiche«, forderte sie.
»Bringen Sie Gustav zum Bestattungsunternehmen Spilsbury und Beard«, sagte ich. »Es sind nur ein paar Minuten zu Fuß. Lassen Sie ihn ordentlich in einem Sarg aufbahren, und dann bringen Sie den Sarg mit Gustav zu Plumb und Gaddie Banking Associates.«
»Zur Bank?«, fragte Mary. »Was will man dort mit einem Toten?«
»Die Bankiers wollen sich vergewissern, dass es tatsächlich eine Leiche gibt«, erklärte ich. »Percy, schreiben Sie eine Nachricht, die Mary dann dem Bestatter zeigt. Man braucht dort eine offizielle Erlaubnis von der Bank, um die Leiche zu bewegen.«
»Und die Adresse der Bank!«, verlangte Mary, als Percy den Boden nach einem sauberen Stück Papier abtastete. »Und was werden Sie beide tun, während ich für Sie alles vorbereite?«, wollte sie von John und mir wissen.
»Wir geben in der Bank Bescheid, dass die Leiche unterwegs ist«, sagte ich. »Aber zuerst müssen wir uns waschen und uns umziehen.«
»Schön«, antwortete sie. »Aber betreten Sie das Schlafzimmer nicht. Dort liegt eine Tote in Unterwäsche, die über die Störung nicht erbaut wäre.«
Percy stöhnte
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