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Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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trauen. „Warum hat er mir nichts davon gesagt?“ Schon war das Handy aus der Tasche und Tom wählte eine Nummer.
    „Warum sollte er?“ Die Grimasse sah Tom nicht, die Ian hinter seinem Rücken zog. Warum machte Tom so einen Wind um Ians Bruder? Eine Männerromanze? Das wäre Wasser auf Jareks spottende Mühlen. Gleich nachher würde er ihm brühwarm die Neuigkeit erzählen, aber dazu brauchte er noch ein paar Details zum Ausschmücken.
    „Hey Ian, erzähl mir mehr von deinem Bruder, sonst wird mir beim Zeichnen langweilig. So phänomenal ist dein Luxuskörper nun auch wieder nicht.“
    „Doch, ist er.“ Gekränkt schob Ian die Unterlippe vor. Laurens verkniff sich mit Mühe ein Grinsen. Wäre dieser Samuel so wie sein kleiner Bruder, konnte er Tom schon fast verstehen.
    „Samuel oder Raven?“ Unauffällig streckte er seinen Oberkörper weiter nach hinten, um die kleinen Röllchen an den Hüften zu kaschieren. „Ich habe zwei Brüder.“
    „Samuel, und zieh die Wangen ein. Du wirkst zu pausbäckig.“
    Die Haut flutschte gehorsam zwischen Ians Zähne. Niemals ließ sich der Kleine in männlich harten Konturen darstellen. Laurens zeichnete ihn mit weichem Strich und übersah den Babyspeck.
    „Was willst du wissen?“, japste Ian seltsam dünn. Vor lauter Baucheinziehen konnte er kaum atmen.
    „Erzähl mir einfach alles, was du willst.“ Professor Piller predigte stets, leichte Konversation entspanne das Aktmodell. Ian war entspannt. Nur Tom nicht. Wie aufgezogen tigerte er hin und her, das Handy verkrampft ans Ohr gepresst. Ian wedelte mit der Hand in der Luft herum, als ob ihm dadurch die Erinnerung an seinen eigenen Bruder leichterfallen würde. „Samuel ist ziemlich cool, ziemlich finster und Fremden gegenüber eher distanziert. Also das exakte Gegenteil von dir.“ Spöttisch schnappte Ians wohlgeformte Braue nach oben. „Schwarzhaarig, groß, gut aussehend und schlau.“ Er lachte und Laurens zeigte ihm entspannt den Mittelfinger, während er die Innenseite von Ians Oberschenkel aufs Papier brachte.
    „Spreiz deine Beine weiter. Die Zierde deiner nicht vorhandenen Männlichkeit kommt sonst nicht zur Geltung.“
    Eine transparente Röte huschte über Ians Gesicht. Also würde er doch noch etwas mehr Small Talk brauchen.
    „Was macht er so, dein supercooler Bruder?“
    Ian legte seine Zierde exakt mittig. „Er schreibt düstere Liedtexte für Bands, deren Namen ich mir entweder nicht merken oder nicht aussprechen kann. Es geht immer um Tod, Sinnlosigkeit und unglückliche Liebe und mindestens einen Blutrausch. Jedenfalls werden die Texte entweder gebrüllt oder gewispert, je nach Stimmbänderverfassung des Sängers. Also versteht sie eh keiner.“
    „Dann solltest du besser hinhören. Samuels Texte kommen aus den Tiefen des Seins. Das Leid des Universums schwingt in ihnen.“
    Laurens zuckte zusammen. Wer zum Henker meinte da, einfach reinplatzen zu können? Als er sich zur Tür herumdrehte, zog er aus Versehen einen Strich quer über Ians gemaltes Knie. Mist, verdammter! Ein Typ in schwarzem Mantel und mit Glatze schloss lautlos die Tür hinter sich und ebenso leise ging er zu Laurens, sah ihm über die Schulter und nickte knapp.
    „Du zeichnest gut. Ians naive Kindlichkeit hast du mit wenigen Strichen eingefangen.“
    Ian schnaubte verächtlich. „Halt den Mund, Raven. Es reicht schon, dass du mir hinterher spionierst.“
    Raven? Nicht der Hauch einer Ähnlichkeit bestand zwischen beiden. Ravens schmales Gesicht war makellos geschnitten, die Nase war ein klein wenig zu flach, dafür waren seine Lippen etwas zu stark aufgeworfen. Die Augen hatte er hinter einer Sonnenbrille verborgen. Schade, Laurens hätte sie gerne gesehen.
    Raven setzte sich neben ihn und schlug die Beine übereinander. „Macht weiter. Ich sehe euch gerne zu.“ Der Singsang wechselte kaum die Tonhöhe und passte perfekt zu dem trägen Gesichtsausdruck. „Störe ich, Bruder?“
    Mit dem zerknautschten Gesicht sah Ian aus, wie ein chinesischer Faltenhund. „Nicht mehr als sonst auch. Warum bist du hier?“
    Mit einer für Männer ungewohnten Grazie faltete Raven die Finger in seinem Schoß. „Ich warte auf Samuel und vertreibe mir die Zeit. Außerdem will ich wissen, mit wem du dich herumtreibst. Immerhin bin ich dein Bruder, und ich toleriere nicht jeden Umgang.“ Er wandte sich zu Tom, der ihn erschrocken anstarrte. Dann legte Raven die kühle Hand auf Laurens Schulter, die sich sofort verspannte. Für einen Fremden

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