Sassinak
Varian stand der Mund leicht offen, und ihre Augen waren verschleiert. Das hat gesessen, dachte Sass tückisch und bat einen der Junioroffiziere mit der sanftesten Stimme, die ihr möglich war, Varian zu ihrem Schlitten zu begleiten.
Diese junge Frau hatte keine Fehler, die etwas Erfahrung nicht beheben konnten, aber – Sass kicherte insgeheim – es machte doch wirklich Spaß, die Gouverneurin eines Planeten zu überlisten. Auch wenn sie einen Schock hinter sich hatte. Sie verfolgte Varians Weg durchs Schiff, und stellte erfreut fest, daß sie, ob schockiert oder nicht, daran dachte, sich nach ihrem Mannschaftskameraden zu erkundigen. Als die Krankenstation anfragte, erteilte Sass mit einem diskreten Druck auf einen Knopf die Erlaubnis, daß er mit Varian von Bord ging. Varian, vermutete sie, hatte nie in Betracht gezogen, daß er festgehalten worden sein könnte.
Ford erschien und schüttelte über ihren Gesichtsausdruck den Kopf. »Captain, Sie scheinen sich da über etwas zu sehr gefreut zu haben.«
»Möglicherweise. Aber verglichen mit der letzten Kreuzfahrt läuft diesmal alles, ungeachtet der Komplikationen, außerordentlich gut. Natürlich wissen wir nicht, warum die Thek hier sind, oder was sie tun werden, oder ob dem Schwerweltler-Frachter Verbündete folgen werden …«
Ford schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Ein Rumpf von dieser Größe könnte Saatgut, Maschinen und alles übrige für eine ganze Kolonie transportieren.«
»Das stimmt. Darauf hoffe ich ja, aber Ihnen wird aufgefallen sein, daß ich einen Relaissatelliten im Orbit stationiert und ein Pulsnetz ausgeworfen habe. Nur für den Fall. Ach ja, Sie sind doch an der wilden Flora und Fauna interessiert, die hier vorkommt, oder?«
»Sicher. Es war sozusagen einmal mein Hobby, und als ich dem Personal in Sektor III angehörte, gab’s da am Fuß des Hügels ein großes Museum …«
»Gut. Sind Sie bereit, einen ziemlich gefährlichen Außenauftrag anzunehmen? Und in der Zwischenzeit etwas zu schauspielern?«
»Natürlich.« Er tilgte jeden Ausdruck aus seinem Gesicht und ahmte einen Diplo-Akzent nach. »Ich könnte so tun, als sei ich ein Schwerweltler, wenn Sie wollen, aber ich fürchte, sie würden etwas merken …«
Sass schüttelte den Kopf. »Werden Sie nicht albern. Ich muß mehr über diese Welt wissen, unmittelbare Daten, keine Interpretationen dieser Überlebenden, ganz gleich, wie gut sie sich auf ihren Feldern auskennen. Varian, die zweite Mannschaftsleiterin, die mich heute aufgesucht hat, ist allzu sehr darum bemüht, für eine flugfähige Spezies einen Status als empfindungsfähige Wesen zu beanspruchen. Der Anspruch könnte gerechtfertigt sein oder auch nicht, aber ich brauche unabhängige Daten. Auch ihre Einstellung zu den auf Ireta geborenen Schwerweltlern war etwas seltsam. Sie sollte immer noch wütend sein, schließlich ist sie vor weniger als zehn Tagen aus dem Kälteschlaf erwacht; sie ist Zeugin eines Mordes geworden; die ursprüngliche Anklage, die bei Godheir eingegangen ist, sprach von absichtlicher Verletzung der beiden Verantwortlichen. Das hat sie alles frisch im Kopf oder sollte sie zumindest haben. Ihr Gedanke ist richtig: die Enkel der Meuterer sind nicht verantwortlich. Aber es ist einfach nicht normal, so klar zu denken, wenn ihre Freunde und Kollegen gelitten haben. Ich habe erlebt, wie diese Art von Idealismus zurückschlägt – diese Entschlossenheit, jedes lebende Wesen zu retten, kann zu weit getrieben werden. Diese Frau ist sehr engagiert und sehr leidenschaftlich, aber ich bin mir nicht sicher, wie stabil sie ist. Wenn ein Tribunal zusammentritt, um über das Schicksal dieses Planeten und seiner Bewohner zu entscheiden, brauche ich etwas Handfestes.«
»Ich verstehe, worum es geht, Captain, aber was soll ich tun?«
»Nun, ich schätze, ungezügelte Begeisterung würde sie mitreißen. Kindliche Schwärmerei, wenn Sie das hinbekommen – und ich weiß, daß Sie das können.« Sie streichelte ihn mit einem Blick, und er lachte laut. »Ja, genau das. Tun Sie so, als seien Sie verrückt nach Dinosauriern, als würden Sie alles tun, nur um einen Blick auf sie zu werfen, wo Sie doch hier die einmalige Gelegenheit dazu haben und so weiter. Anfangs können Sie ja skeptisch tun – sind das wirklich Dinosaurier? Ganz bestimmt? Stellen Sie heute noch eine Erkundungsmannschaft zusammen und weihen Sie Ihre Leute ein -Sie können sie morgen ja als befreundete Hobbyforscher vorstellen. Ihre Gastgeber
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