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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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sogar zu den persönlichsten und heikelsten Dingen um Rat gefragt – und soweit sie sagen konnte, hatte er völliges Stillschweigen bewahrt. Seinem Grinsen war anzumerken, daß ihm all das bewußt war. »Ich kann jedem Offizier nur gratulieren, der einen sicheren Kurs durch die gefährlichen Gewässer des Flottenhauptquartiers steuert, die Riffe des politischen oder sozialen Ehrgeizes umschifft, die trügerischen Gezeiten der persönlichen Zuwendung in hohen Stellen …« Er zwinkerte dabei; sie wußten beide, worüber er redete. Die anderen glaubten wohl, es sei einer seiner üblichen gekünstelten Spaße. Soweit sie wußte, hatte niemand etwas von ihrer fast zustande gekommenen Verlobung mit dem Botschafter von Arion geahnt.
    »Genau. Meine Glückwünsche, Commander, und willkommen im Sektor. Die Zaid-Dayan wird Ihnen gefallen, und ich bin mir sicher, Sie kommen gut mit ihr zurecht.« Sie hatte mit Admiral Vannoy schon einmal zusammengearbeitet, aber das war Jahre her. Seine neuen Verantwortlichkeiten hatten ihn nicht altern lassen; er strahlte immer noch dieselbe streng beherrschte Energie aus.
    »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?« fragte Sassinak. Aber wie erwartet hatten sie schon etwas anderes vor, und nach ein paar Minuten schlenderten sie weiter zu einem Tisch am anderen Ende des Saals, an dem nur Senioroffiziere saßen.
    Es bedurfte kaum Tobaldis vorzügliches Mahl, das seltene Live-Orchester, das bezaubernd schöne alte Walzer spielte, oder den Wein, den sie verschwenderisch genossen, um diesen Abend zu etwas Besonderem zu machen. Sie hätte ihn mit einem Partner ihrer Wahl ausklingen lassen können, entschied sich aber statt dessen für eine skandalös frühe Rückkehr in ihr Quartier – nicht weit nach Mitternacht.
    »Und ich könnte wetten, wenn wir eine Überwachungskamera hätten, würden wir sie dabei erwischen, wie sie noch einen Blick in die technischen Unterlagen ihres Kreuzers wirft«, sagte Mira, als sie mit den anderen in einen beliebten Tanzpavillon weiterging. »Sie ist der Flotte bis ins Mark ergeben, mehr als die meisten von uns. Es ist ihre einzige Familie, und so war es schon, bevor sie die Akademie besucht hat.«
    Sass, die nichts von Miras scharfsinniger Vermutung mitbekam, wäre deswegen nicht verärgert gewesen – schließlich holte sie sich in diesem Moment die Mannschaftsliste auf ihr Terminal. Sie hätte der Bemerkung voll und ganz zugestimmt, auch wenn sie gelegentlich ein Anflug von Schuldgefühlen plagte, weil sie außerstande war, mit ihrer verbliebenen biologischen Verwandschaft Kontakt aufzunehmen. Doch andererseits … was hatte eine Waise, eine ehemalige Sklavin, mit gewöhnlichen, angesehenen Bürgern gemein? Zuviele Leute betrachteten die Sklaverei immer noch als eine Schande des Opfers; sie wollte diese Ablehnung nicht in den Gesichtern ihrer eigenen Verwandten sehen. Einfacher war es, wenn sie sich fernhielt, bei der Familie blieb, die sie gerettet hatte und sie noch immer unterstützte. Und in dieser Nacht, erwärmt von der Kameradschaft und den Glückwünschen der anderen, gespannt auf ihr neues Kommando, empfand sie nichts als ungeduldige Vorfreude auf die Zukunft.
    Sassinak hatte immer das Gefühl, daß der Flotte etwas verlorengegangen war seit den Tagen, als ein Kapitän sich noch einem Schiff näherte, das am Kai lag, für das bloße Auge sichtbar, er eine echte Landungsbrücke überschreiten mußte, die Mannschaft ihn längsseits empfing und Fahnen in der frischen Luft flatterten. Heutzutage ging der neue Kapitän eines, sagen wir, Kreuzers einfach durch einen Korridor einer typischen Raumstation nach dem anderen und betrat das Innere des Schiffs, indem er eine auf die Deckverkleidung gemalte Linie überschritt. Die Zeremonie der Kommandoübernahme hatte sich nicht allzu sehr verändert, aber die Begleitumstände machten eine solche Zeremonie sehr viel weniger eindrucksvoll. Doch Sass konnte nicht ganz ihre Freude darüber verhehlen, daß sie nach zwanzig Jahren als Flottenoffizier endlich ihren eigenen Kreuzer kommandierte.
    »Commander Kerif bedauert es, daß er Sie nicht mehr selbst empfangen konnte, Commander Sassinak«, sagte Leutnant Commander Huron, ihr Stellvertreter, als er sie in ihr neues Quartier führte. »Aber unter den gegebenen Umständen …«
    »Natürlich«, sagte Sassinak. Wenn der eigene Sohn, der gerade seinen Abschluß an der Akademie geschafft hat, die Erbin einer der reichsten Kaufmannsfamilien heiratet, kann man durchaus um einen

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