Satanica
Schnitt vom Körper getrennt wurde. Der Täter hat nur einmal zugeschlagen.«
»Mit einer Machete«, erklärte ich.
Dr. Morton war zunächst einmal still. Diese Antwort mußte er erst verdauen. Schließlich fragte er: »Wer macht denn so etwas?«
»Eine Frau, Doc.«
»Was? Etwa die Person, die Sie bei uns eingeliefert haben, Mr. Sinclair?«
»So ist es. Und ich hoffe, daß Ihre Kollegen sie schnell und gut so behandeln, um mit ihr reden zu können. Ich brauche ihre Aussage, Dr. Morton. Sie ist sehr wichtig und kann Menschenleben retten.«
»Glaube ich Ihnen, Mr. Sinclair. Nur müssen wir abwarten. Ich habe mir die Wunde angesehen. Da Sie die Machete erwähnt haben, weiß ich jetzt, woher die Verletzung stammt. Nicht tief, ein waagerechter Schnitt. Nur äußerst schmerzhaft. Außerdem hat die Patientin Blut verloren. Das werden Sie auch auf den Polstern Ihres Wagens sehen.« Er hob die Schultern. »Tun kann ich für Sie nichts.«
»Sie wissen trotzdem gut Bescheid.«
»Man hat mich aus der oberen Etage informiert. Ich mußte mich ja um den Kopf kümmern.«
»Den wir irgendwann abholen lassen werden.«
»Das hoffe ich.« Er reichte mir die Hand, die sich kalt anfühlte, als wäre die Temperatur einer Leiche auf sie übergegangen. »Ich muß mich jetzt verabschieden, Mr. Sinclair. Meine Toten warten. Die Frau wurde in der Notaufnahme noch behandelt. Ich glaube nicht, daß man sie nach oben in den OP geschafft hat.«
»Danke, Dr. Morton.«
Wir trennten uns. Mit dem Lift fuhr ich hoch ins Erdgeschoß. Ich gelangte schnell in den Bereich der Notaufnahme, wo ich Suko fand, der auf einer Wartebank saß und entspannte. Als er mich sah, nahm er die vor der Brust verschränkten Arme nach unten und schaute mich an. »Es gibt noch nichts Neues, John.«
»Das dachte ich mir.« Ich setzte, mich neben ihn. »Behandeln sie die Frau noch?«
»Ja.«
»Und den Namen wissen wir noch immer nicht?«
»Richtig.«
Ich knetete mein Kinn. »Sie wird nicht die einzige sein, die zum Kreis der Satanica gehört. Ich bin wirklich gespannt darauf, wen wir noch alles dazuzählen können. Ich denke da nicht an Namen, sondern an Zahlen.«
»Jede Menge, schätze ich. Der Friedhof ist erstens groß genug, und ich denke auch, daß die Thesen, die eine Person wie Satanica vertritt, ankommen. Mir geht diese Ballade aus dem Grab nicht aus dem Kopf. In diesen Zeilen hockt der Schrecken. Die sagen eigentlich alles aus. Da kann man schon Furcht bekommen. Außerdem wird es gerade in der heutigen Zeit zahlreiche Personen geben, die darauf abfahren, meine ich.«
»Kein Einspruch.«
Suko warf einen Blick auf die Uhr. »Ich bin beileibe kein Fachmann. Meinem Gefühl nach glaube ich, daß wir allmählich Bescheid bekommen könnten. Es war schließlich keine schwierige Operation.«
»Das will ich nicht beurteilen. Noch ist Zeit. Es wird auf dem Friedhof erst bei Dunkelheit losgehen. Was dort ablaufen soll, muß uns die Unbekannte sagen.«
»Ja, die Graue.«
Unsere Warterei war beendet. Eine Ärztin verließ den Behandlungsraum, blieb im Gang stehen und atmete tief durch. Dann sah sie uns. Suko kannte sie, nickte ihm zu, und mein Freund erhob sich. Ich ging hinter ihm her. Er sprach mit der Ärztin. Wir erfuhren, daß die Wunde zwar schlimm, aber nicht so schlimm gewesen war. Sie hatte eben genäht werden müssen. Einige Tage würde die Frau noch im Krankenhaus bleiben müssen.
»Können wir denn mit ihr reden?« erkundigte ich mich.
»Ja und nein. Sie ist zwar wach, wir haben sie nur leicht betäubt, aber ich weiß nicht, wie aufnahmefähig sie ist. Sie sollten ihr auch Ruhe gönnen.«
Mein Blick bohrte sich in die hellen Augen der Ärztin. »Diese schwache Person hat wahrscheinlich einem anderen Menschen mit einer Machete den Kopf abgeschlagen. Sie ist eine Mörderin. Da können wir keine Rücksicht auf ihre leichte Verletzung nehmen.«
»Wenn Sie das so sehen«, die Frau Doktor hob die Schultern, »okay, da will ich nicht widersprechen. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihr. Die Personalien kennen Sie nicht zufällig?«
»Leider nicht.«
»Das ist schlecht. Wir brauchen sie für unsere Unterlagen.«
Uns interessierte der Verwaltungskram des Krankenhauses nicht, die Aussagen waren wichtiger. Wir gingen hinter der Ärztin her, die eine breite Tür öffnete. Dahinter lag ein kurzer Gang, von dem andere Türen abgingen. Auch Ärztekittel hingen an den Wänden. Sie waren für Besucher gedacht, die in Richtung Intensivstation gingen. Wir
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