Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Aufmachung abgestimmt war. Sie hatte einen erlesenen Geschmack, gewagt erotisch, ohne dabei jemals ins Primitive abzugleiten, immer stilsicher, niemals billig. Auch ihre Vorlieben im Bett waren vielseitig, und sie gab sich Nikolai mit allem hin, was sie hatte, genoss es, von ihm genommen zu werden. So wohlerzogen sie am Essenstisch war, so erstaunlich derb konnte sie im Schlafzimmer sein.
»Du hast das Schandmaul eines Matrosen«, sagte er eines Nachts ohne einen Anflug von Missbilligung zu ihr.
»Aber du liebst mein Schandmaul, non ?«, entgegnete sie und machte sich dann daran, es ihm zu beweisen. Nikolai liebte ihren Mund, ihre Hände, ihre Finger, sa cramouille, sa rose . Schon bald gelangte er zu der Erkenntnis, dass er sie liebte. Eines Abends, nachdem sie sich besonders intensiv geliebt hatten, blies sie den Rauch ihrer postkoitalen Zigarette aus und sagte: »Nimm es mir nicht übel, Michel, aber du liebst wie ein Japaner.«
Nikolai war ein bisschen bestürzt, allerdings eher neugierig als beleidigt. »Ist das schlecht?«
»Non, non, non« , sagte sie rasch. »Das ist nicht schlecht, nur anders als … als ein Franzose. Ein bisschen … comment vous dites … ein bisschen ›technisch‹, non ? Wenn du Franzose sein willst, musst du bei der Liebe une manière plus sensuelle zeigen, es ein bisschen mehr wie Musik und weniger wie Wissenschaft sehen.«
Sie wusste, dass er sie schon bald verlassen und den Auftrag der Amerikaner erledigen musste. Und als Mann hatte er Bedürfnisse, und er würde diese Bedürfnisse befriedigen, vielleicht in einem Bordell. Die Mädchen würden reden, und man musste verhindern, dass sie über den Franzosen tratschten, der wie ein Japaner liebte, das ging nicht.
»Gehört das auch zu meiner Ausbildung?«, fragte er und starrte sie unverwandt an. Er wirkte verletzt. »Gehörst du zu meiner Ausbildung?«
»Du bist jung«, sagte sie und weigerte sich, den Blick beschämt zu senken, sondern sah ihn unverwandt an, »aber Naivität steht dir überhaupt nicht. Du fragst mich, ob ich als Hure für die Amerikaner arbeite? Darling, wir beide sind Huren der Amerikaner. Ich ficke in ihrem Auftrag, du tötest für sie. Sieh mich nicht so verletzt an, ich bin furchtbar gerne mit dir im Bett. Tu me fait briller . Du lässt mich, erstrahlen, non ?«
Und Solange lehrte ihn, wie ein Franzose zu lieben.
10
Z wei Nächte später kamen sie, um ihn zu töten.
Nikolai steckte mitten in einer schwierigen kata , »Tiger bricht durch Bambus«, als ihm sein Proximitätssinn sagte, dass er im Garten nicht allein war. Der erste Angreifer – ganz in Schwarz gekleidet, einen Dolch in der Rechten – ließ sich direkt vor ihm von der Mauer fallen. Nikolai sah, wie die Augen des Killers über seine Schulter hinweg einen Punkt fokussierten, und wusste, dass ein weiterer Angreifer von hinten kam.
Der Dolchstoß war niedrig angesetzt, so wie Nikolai ihn erwartet hatte. Er ging in die Katzenstellung, beschrieb einen tiefen Bogen mit der Rechten und schob dabei die Messerhand von seinem Körper weg. Dann machte er einen Schritt nach vorn, packte den Angreifer am Kragen sei nes Gi und zog ihn runter, fuhr herum und schlug seinen Kopf gegen die Gartenmauer. Er hörte das Genick brechen, hielt aber nicht inne, um sich zu vergewissern, da er sich unter der Klinge des Beils hinwegducken musste, mit dem der zweite Angreifer ausholte und auf seinen Kopf zielte. Nikolai schoss hoch, fuhr dem Mann mit seiner zur Tigerkralle geformten Linken in die Augen und mit der anderen Hand in den Schritt. Er senkte die Linke, arretierte den Ellbogen des Arms, der das Beil hielt, und ging auf die Zehenspitzen. Der Arm brach wie trockenes Holz. Das Beil fiel zu Boden. Nikolai wirbelte herum, so dass er dem Angreifer den Rücken zukehrte, und rammte ihm einen Ellbogen in den Solarplexus. Er gab den gebrochenen Arm frei, drehte sich erneut und verabreichte der Halsschlagader einen shuto .
Der Mann sackte zu Boden.
Nikolai kniete sich neben ihn, fühlte seinen Puls und fluchte, weil er zu fest zugeschlagen hatte. Seine Fertigkeiten waren noch nicht vollständig wiederhergestellt, er hatte die Wucht des Schlags nicht genau bemessen können, und nun war der Mann tot. Das war ungünstig, denn Nikolai hätte ihn gerne gefragt, wer ihn und aus welchem Grund beauftragt hatte.
Ungeschickt, sagte Nikolai zu sich selbst, ungeschickt und ungenau.
Du musst besser werden.
Er ging ins Haus zurück und wählte die Nummer, die Haverford
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