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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Woroschenin.«
    Kang lächelte. Es gab so viele Möglichkeiten, zu Macht und Einfluss zu gelangen. »Schick ihn rein.«

23
    A ngesichts des aktuellen Zustands der chinesischen Rohrleitungen ist es entscheidend, dachte Nikolai, nur nicht aufzugeben.
    Dreimal hatte er vergeblich versucht, dem Hahn an der Badewanne heißes Wasser zu entlocken, und als es ihm endlich gelang, sprudelte es so kochend heiß heraus, als wollte es ihn nach seinen wiederholten Bemühungen darauf hinweisen, dass er nur entweder alles oder nichts haben konnte.
    Sachte ließ er sich in das Wasser gleiten und dachte an die Bäder, die er zu Hause in Tokio genossen hatte. Dabei schien es ihm eine Ewigkeit her zu sein und nicht erst knapp vier Jahre. Es war eine glückliche, wenn auch kurze Zeit gewesen, mit Watanabe-San und den Tanake-Schwestern im Garten, den er sorgfältig nach den Richtlinien des shibumi angelegt hatte.
    Er hätte sein ganzes Leben dort glücklich sein können, wäre er nicht in die entsetzliche Notlage geraten, General Kishikawa töten zu müssen, weshalb er schließlich von den Amerikanern verhaftet, gefoltert und weggeschlossen worden war.
    Und dann das Angebot, nach Erfüllung dieses kleinen Auftrags freigelassen zu werden.
    Dafür, dass ich Juri Woroschenin ausschalte.
    Zudem verabscheute Nikolai nichts mehr als einen Mann, der hilflosen Menschen Schmerzen zufügte. Ein solcher Sadist verdiente den Tod.
    Aber Woroschenin war nur der Erste auf Nikolais Liste.
    Gleich nach ihm kamen Diamond und seine beiden Handlanger, die Nikolais Körper und Geist geschunden und um ein Haar seine Seele zerstört hatten. Er wusste, dass die Amerikaner nicht davon ausgingen, dass er die Mission Woroschenin überlebte, aber er würde sie eines Besseren belehren und anschließend Diamond und den beiden anderen einen Überraschungsbesuch abstatten.
    Das würde bedeuten, Asien zu verlassen, wahrscheinlich für immer, und dieser Gedanke machte ihn traurig und auch ein wenig ängstlich, weil er sich fragte, wie das Leben im Westen wohl sein würde. Der Herkunft nach war er Europäer, aber er war noch nie dort gewesen. Sein gesamtes Leben hatte er in China oder Japan verbracht, und er fühlte sich eher asiatisch als westlich. Wo würde er leben? Sicherlich nicht in den Vereinigten Staaten, aber wo sonst?
    Vielleicht in Frankreich, überlegte er. Das würde Solange gefallen. Er konnte sich vorstellen, irgendwo an einem ruhigen Ort mit ihr zu leben.
    Nikolai verdrängte den Gedanken an sie, um sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Er stellte sich ein Go-Brett vor, entschied sich für die schwarzen Steine und brachte sie in Position. Jetzt ging es darum, nach vorn zu drängen, näher an Woroschenin heranzukommen. In eine Position zu gelangen, aus der heraus er für Nikolai angreifbar war.
    Da er auf Schritt und Tritt beobachtet wurde, konnte er sich nicht einfach an seine Zielperson heften und einen geeigneten Augenblick abwarten. Nein, er würde eine Möglichkeit finden müssen, Woroschenin an einen einsamen Ort zu locken und gleichzeitig seine eigenen chinesischen Verfolger abzuschütteln.
    In der Hoffnung, eben diese Gelegenheit zu finden, musterte Nikolai eingehend das imaginierte Spielbrett. Ohne Erfolg. Es beunruhigte ihn nicht – wie das Leben war auch das go-kang weder statisch noch einseitig. Auch sein Gegner dachte und bewegte sich, und häufig waren es die gegnerischen Züge, durch die sich Möglichkeiten ergaben.
    Nur Geduld, sagte er sich und dachte an die Lektionen, die sein Go-Meister Otake-san ihn gelehrt hatte. Ist dein Gegner vom Wesen her cholerisch, wird er sich nicht beherrschen können. Er wird dich suchen und dir das Tor zu seiner Verwundbarkeit öffnen.
    Lass den Feind zu dir kommen.
    Nikolai rutschte tiefer in die Wanne und genoss das heiße Wasser.

24
    K ang, der sein Leben dem Studium menschlicher Schwächen gewidmet hatte, bemerkte sofort, wie sehr der Russe von der Folter fasziniert war. Er verströmte es beinahe ebenso stark wie seinen Körpergeruch, eine stinkende Mischung aus kaltem Schweiß und Alkohol.
    Kang verurteilte ihn nicht. Er war selbst ein Sadist, es entsprach seiner Natur, und wenn dem Russen der Schmerz anderer ebenfalls Vergnügen bereitete, so war dies lediglich eine sexuelle Vorliebe wie jede andere auch. Sein Körpergeruch allerdings war abstoßend. Gegen seine Natur konnte ein Mann nicht angehen, aber er konnte sich waschen.
    Woroschenin riss sich vom Anblick der Frau los und sagte: »Eigentlich

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