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Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition)

Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition)

Titel: Saturn. Schwarze Bilder der Familie Goya: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacek Dehnel
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zudem, er zitterte, zwinkerte, spuckte ein bisschen, wie eine Kirmespuppe, die auf der Bühne herumzappelt; ich konnte den Blick nicht von ihm wenden – er warf die Arme in die Luft, dann duckte er sich, streckte die Finger von sich, ballte sie zur Faust … So viel Bewegung hatte das Haus seit Marianos Hochzeit nicht mehr gesehen.
    »Vernichten« sage ich, »wieso denn?« Aber er versteht offensichtlich nicht, macht den Mund auf, schließt ihn wieder, rudert mit den Armen, krümmt und richtet sich wieder auf: »Haben Sie nicht gelesen? Ha, dann lesen Sie mal, bitte, erledigen wir das unter Männern!« Und er packt die Briefe aus, sucht einen bestimmten, man merkt, er kennt sie hervorragend, hat sie mehrmals durchgesehen. »Bitte sehr! Bitte! Und noch der hier! Und dieser! Bitte!« Er breitete sie vor mir aus, bedeckte damit den ganzen Tisch, an dem ich gerade gegessen hatte, rings um den Teller, das Glas, die Schüssel mit dem Viertel Hühnchen. Mit dem Finger zeigte er auf einzelne Ausschnitte. Mit einem der Briefe hatte er einen großen Tropfen Olivenöl zugedeckt, der jetzt, von dem Papier aufgesaugt, zu einem großen runden Fleck wurde.

Francisco spricht
    + Jesus, Jesus, was für ein riesiger Schwanz, allmächtiger Gott! Um die Konturen zu zeichnen, hast Du sicher die Feder an Deinem entlanggeführt und an die Fromme Jungfrau gedacht. Wenn Du ihn freihändig gezeichnet hast, bist Du ein geborener Künstler. Der Allmächtige weiß, dass er so sehr einen Rahmen verdient wie ein Heiliger seine zwei Kerzen. Es ist schade, dass er nicht öffentlich ausgestellt werden kann; dann könnte er ausprobiert werden, und die Dame, der er am besten passt, könnte ihn behalten. Es gibt doch nichts Besseres zum Porträtieren als so einen Ständer, denn ohne ihn würde die Welt nicht weiterbestehen.
    Ich habe soeben die Robe und das Edelsteinkreuz auf mein Porträt von der alten Kuh gemalt, und das von Dir habe ich heute begonnen. Bei der Lektüre meines letzten Briefes hast Du sicher herzlich gelacht. Schade, dass Du nicht hier bist, was könnten wir zusammen plaudern! Na ja, so kannst Du wenigstens in Ruhe schlafen, ohne dass Du durch unsere Konversationen gestört wirst. Bei mir gibt’s in letzter Zeit wenig Gespräche, was mich betrübt; Deine Gesellschaft ist mir lieber als das gemäßigte Vergnügen, das man in den offiziell versprochenen Nestern hat, was soll man dazu schon sagen.
    Zum Kuckuck mit Dir! Dein Paco mag Dich zu sehr.
    + Mein Martín, Deine Briefe sind eine Labsal für mich, und hätte ich mich nicht verpflichtet, das Bild fertigzustellen, ich würde mich auf kürzestem Weg zu Dir begeben, denn meine Zuneigung zu Dir ist von der Art, dass es nicht möglich ist, an jemand anderen zu denken. Ich finde, wir sollten immer beisammen sein und auf die Jagd gehen und Schokolade trinken und unbekümmert die dreiundzwanzig Realen, die ich mein Eigen nenne, miteinander durchbringen, und das wäre das Allerfeinste auf der Welt (zu welch faulen Säcken würden wir werden), aber letztendlich bleiben uns in dieser Welt nur unsere Wünsche, und wenn Du mir solche Briefe schreibst, dann bringt mich das ganz durcheinander; ich führe stundenlange Gespräche mit mir selbst, und plötzlich sehe ich, dass ich vielleicht getäuscht worden bin, dass das Schicksal dagegen ist (und ich fürchte, dreiundzwanzig Realen wären zuwenig für das große Vorhaben).
    + Lieber Martín, ich freue mich, dass Du es dir gutgehen lässt, und das ist ganz in meinem Sinn, wie Du ja weißt, und ich muss dazu nichts mehr sagen, denn Du verstehst das und noch viel mehr und man muss darüber keine großen Worte machen. Wie gern würde ich eines Deiner Felder sehen, die jetzt wahrscheinlich schon grün sind. Mögen wir mit Gottes Hilfe wieder zusammenkommen. Adios! Dein wahrer Freund, Francisco de Goya.
    + Wieviel Elan in Deinem letzten Brief steckt! Offensichtlich kannst Du das alles einfach aus dem Ärmel schütteln, so wie ich die Ideen in meiner Malerei, also mach nur weiter so! Schick mir die Rechnung für meine Schwester, Du alter Teufel, auf die ich schon so lange warte, und wüsste ich nicht, dass Du böse wirst, würde ich Dir auch das geben, was sie bekommen hat, seit Du sie mit Geld versorgst, dann hätte ich keine Schulden mehr, das wäre mir am liebsten, denn wenn ich daran denke, finde ich keine Ruhe und bekomme schlechte Laune, die erst vergeht, wenn ich die Hand auf den Hosenschlitz lege. Du lachst? Nun ja, mach es doch selbst einmal,

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