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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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zu
    erschaffen«, sagte Eberly. »Eine vollständig neue, reine Welt.
    Sie sind die glücklichsten Menschen aller Zeiten.«
    »Sie aber auch«, sagte sie.
    Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich bin nur
    ein Mann. Ihr seid zehntausend ‒ minus eins, natürlich. Ihr
    seid diejenigen, die diese neue Welt erschaffen werden. Es
    liegt an euch, sie nach euren Vorstellungen zu formen. Ich bin
    schon völlig zufrieden damit, hier unter euch zu sein und euch
    mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen.«
    Holly schaute ihn mit einem Gefühl großer Bewunderung
    an. »Aber Malcolm, Sie müssen uns dabei helfen, diese neue
    Welt aufzubauen. Wir werden Ihre Visionen brauchen, Ihre…«
    ‒ sie suchte nach einem passenden Wort… »Ihre Hingabe.«
    »Ich werde natürlich alles tun, was ich vermag«, sagte er.
    Und zum ersten Mal lächelte er.
    Holly verspürte Erregung.
    »Aber Sie müssen auch Ihr Bestes geben«, fügte er hinzu.
    »Ich erwarte von Ihnen die gleiche Hingabe und den Einsatz,
    den ich selbst bringe. Nichts weniger, Holly.«
    Sie nickte stumm.
    »Sie müssen sich der Arbeit, die wir verrichten, mit größter
    Hingabe widmen«, sagte Eberly. »Und ohne Kompromisse.«
    »Das will ich tun«, versicherte Holly. »Eigentlich tue ich es
    sogar jetzt schon.«
    »Alle Bereiche Ihres Lebens müssen unserer Arbeit
    untergeordnet werden«, insistierte er. »Sie werden keine Zeit
    für Lustbarkeiten haben. Auch nicht für romantische
    Verstrickungen.«
    »Ich habe keine romantischen Verstrickungen, Malcolm«,
    sagte sie kleinlaut. Ich wünschte aber, ich hätte welche, sagte
    sie sich. Mit dir.
    »Ich auch nicht«, sagte er. »Die vor uns liegende Aufgabe ist
    zu wichtig, als dass sie durch persönliche Belange
    beeinträchtigt werden dürfte.«
    »Ich verstehe, Malcolm«, sagte Holly. »Voll und ganz.«
    »Gut. Das freut mich.«
    Zuckerbrot und Peitsche ‒ so halte ich sie unter Kontrolle,
    sagte Eberly sich. Zuckerbrot und Peitsche.
    Zwei Stunden vor dem Start
    Eberly stellte sich mit dem Rücken zum gewölbten Fenster der
    Beobachtungskuppel. Hinter den dicken Quarzscheiben
    führten die Sterne einen langsamen Tanz auf, während das
    riesige Habitat sich träge um die eigene Achse drehte. Dann
    schob der Mond sich ins Blickfeld ‒ so nah, dass man die
    glasierten Startrampen des Raumhafens Armstrong sah, die
    von jahrzehntelangem Raketenfeuer geschwärzt waren, die
    Zwillingskuppeln von Selenes zwei unterirdischen
    öffentlichen Plätzen und die riesige Baugrube, wo Arbeiter
    eine dritte Plaza errichteten. Ein paar Leute behaupteten sogar,
    einzelne Zugmaschinen zu sehen und die Seilbahn, die zu
    vorgeschobenen Siedlungen wie Hell Crater und dem
    Observatorium auf der Rückseite des Monds führten.
    Eberly vermied es, nach draußen zu schauen. Beim Anblick
    des in ständiger Bewegung befindlichen Mondes, der Sterne
    und des Universums überkam ihn Übelkeit. Deshalb drehte er
    der Szenerie den Rücken zu. Zumal seine Arbeit, seine
    Zukunft und sein Schicksal im Innern des Habitats lagen und
    nicht dort draußen.
    Vor ihm stand eine kleine, korpulente Frau, mit einem
    farbenfrohen Gewand in allen Nuancen des Rot- und Orange-
    Spektrums über einer weiten beigefarbenen Hose bekleidet.
    Ihr schien der Blick durchs Fenster nichts auszumachen.
    Funkelnde Ringe zierten fast alle ihre Finger, und noch mehr
    Schmuck zierte Handgelenke, Ohrläppchen und das
    Doppelkinn. Ruth Morgenthau gehörte zum kleinen Kader,
    den die Heiligen Jünger ins Habitat eingeschleust hatten. Sie
    war nicht etwa zu dieser Reise ohne Wiederkehr zum Saturn
    gezwungen worden, wie Eberly wusste; vielmehr hatte sie sich
    freiwillig gemeldet.
    Neben ihr stand ein dünner, kleiner und griesgrämiger
    Mann, der eine schäbige schwarze Kunstlederjacke trug.
    »Malcolm«, sagte Morgenthau und machte eine Geste mit
    plumper Hand, »darf ich Ihnen Dr. Sammi Vyborg vorstellen.«
    Sie wandte sich halb um. »Dr. Vyborg, Malcolm Eberly.«
    »Ich bin sehr erfreut, Sie kennen zu lernen, Sir«, sagte
    Vyborg mit schnarrender, nasaler Stimme. Sein Gesicht war
    kaum mehr als ein Totenkopf mit einer Hautbespannung.
    Hasenzähne. Schmale Augenschlitze.
    Eberly ergriff kurz die ausgestreckte Hand. »Doktor in
    welchem Fachgebiet?«, fragte er.
    »Pädagogik. An der Universität Wittenberg.«
    Die Andeutung eines Lächelns erschien in Eberlys Gesicht.
    »Hamlets Universität.«
    Vyborg grinste und zeigte dabei die Zähne. »Ja, wenn man
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