Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
vielleicht
    zerbrechen.«
    »Dr. Urbain, stimmt das?«, fragte Eberly.
    Urbains Gesicht verfinsterte sich für einen Moment. Dann
    zupfte er sich am Bart und erwiderte: »Ja, natürlich, wenn man
    den Ringen ständig Partikel entzieht, wird man sie
    irgendwann destabilisieren. Das ist offensichtlich.«
    »Wie viele Tonnen Eispartikel können wir den Ringen denn
    entziehen, ohne sie zu destabilisieren.«
    Urbain schaute auf Wunderly und zuckte unschlüssig die
    Achseln. »Das weiß niemand.«
    »Ich könnte es ausrechnen«, sagte Wunderly.
    »Wie viele Tonnen Eis enthalten die Ringe überhaupt?«,
    fragte Eberly.
    »Etwas mehr als fünfmal-zehn-hoch-siebzehn-Tonnen«,
    sagte Wunderly, bevor Urbain zu antworten vermochte.
    »Fünfmal…« Eberly setzte ein verwirrtes Gesicht auf. »Für
    mich hört sich das nach ziemlich viel an.«
    »Das ist eine Fünf mit siebzehn Nullen«, sagte Urbain.
    »Fünfhundert Billiarden Tonnen«, sagte Wunderly.
    Eberly gab sich erstaunt. »Und da machen Sie sich Sorgen,
    wenn wir jährlich ein paar hundert Tonnen davon
    abzweigen?«
    Spöttisches Gelächter wurde in der Menge laut.
    »Aber wir wissen nicht, welche Auswirkungen das auf die
    Ringdynamik hätte«, sagte Wunderly fast flehentlich.
    »Sie sprechen von ein paar hundert Tonnen pro Jahr, aber
    dabei wird es nicht bleiben«, fügte Urbain dezidiert hinzu.
    »Ja, aber es sind doch fünfhundert Billiarden Tonnen
    vorhanden«, sagte Eberly.
    »Und früher war ganz Kanada einmal mit Wald bedeckt«,
    sagte Urbain mit bebenden Nasenflügeln. »Wo sind die Bäume
    nun? Einst wimmelte es in den Weltmeeren von Fischen. Und
    nun stirbt selbst das Plankton aus. Einst waren die Dschungel
    Afrikas die Heimat der großen Menschenaffen. Und heute
    leben die einzigen noch existierenden Schimpansen und
    Gorillas in Zoos.«
    Eberly wandte sich ans Publikum und sagte mit sonorer und
    autoritärer Stimme: »Nun seht ihr, weshalb es den
    Wissenschaftlern nicht erlaubt sein darf, dieses Habitat zu
    leiten. Ihnen liegen Menschenaffen mehr am Herzen als die
    Menschen selbst. Sie wollen uns fünfhundert Billiarden
    Tonnen Wassereis vorenthalten, wo schon ein winziger
    Bruchteil dieses Wassers uns alle reich machen würde.«
    »Aber wir wissen noch nicht genug über die Ringe«, platzte
    Wunderly heraus. »Ab einem gewissen Punkt würde die
    Dynamik der Ringe vielleicht so beeinträchtigt, dass sie auf
    den Planeten stürzen!«
    »Und was würde dann mit den lebendigen Organismen
    unter den Wolken geschehen?«, fügte Urbain hinzu. »Das
    wäre eine unvorstellbare Umweltkatastrophe. Ein Planeten-
    Genozid!«
    Eberly schüttelte den Kopf. »Indem man vielleicht hundert
    Tonnen von fünfhundert Billiarden wegnimmt.«
    »Ja«, sagte Urbain schroff. »Ich werde das nicht erlauben.
    Zumal die internationale Astronauten-Behörde das gar nicht
    zulassen würde.«
    »Und wer will uns daran hindern?«, erwiderte Eberly
    genauso schroff. »Wir sind eine unabhängige Körperschaff.
    Wir müssen uns weder dem Diktat der IAA noch einer
    anderen irdischen Autorität beugen.
    Ich werde eine Regierung bilden, die von allen irdischen
    Zwängen unabhängig ist«, sagte er ans Publikum gewandt.
    »Wie Selene. Wie die Bergbau-Siedlungen im Asteroiden-
    Gürtel. Wir werden unsere eigenen Herren sein! Das
    verspreche ich euch!«
    Das Publikum brüllte seine Zustimmung heraus. Urbain
    schüttelte konsterniert den Kopf. Und Wunderly brach in
    Tränen aus.
    Professor Willmots Unterkunft
    Anstatt seiner üblichen Abendunterhaltung verfolgte Wilmot
    diesmal die Abschlusskundgebung. Eberly ist ein
    Schwadroneur, nichts anderes, sagte er sich. Die Ringe
    ausbeuten und alle reich machen. Eine großartige Idee. In
    ökologischer Hinsicht wäre das wohl unklug, aber die
    kurzfristigen Profite werden die Angst vor langfristigen
    Problemen in den Hintergrund schieben.
    Die Wissenschaftler sind damit natürlich nicht
    einverstanden. Aber was können sie schon tun? Eberly hat die
    Wahl im Sack. Timoschenkos Leute werden mit der
    Brieftasche abstimmen und Eberly wählen. Und ich wette,
    auch ein großer Teil der Wissenschaftler.
    Er lehnte sich in seinem komfortablen Polstersessel zurück
    und sah, wie die Leute die Plattform stürmten und Eberly auf
    ihren Schultern davontrugen. Urbain, Timoschenko und diese
    bedauernswerte kleine, rothaarige Frau blieben wie verlassene
    Kinder zurück.
    Holly wusste, dass der Versorgungstunnel, der direkt ins
    Apartmentgebäude führte, in dem Professor

Weitere Kostenlose Bücher