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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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war
    kein besonderes Problem. Wenn der Mann eine Rede halten
    will, was soll's?
    Deshalb war er leicht vergrätzt, als mitten in einem seiner
    Lieblings-Videos, Geheimnisse der Sternenkammer, das Telefon
    klingelte. Beim Blick aufs Display des Telefons sah er, dass ein
    kleiner Assistent anrief. Mit einem echauffierten Schnaufen
    blendete Wilmot die holografische Abbildung aus und öffnete
    den Telefon-Kanal.
    Bernard Isaacs' Gesicht erschien in der Luft: Das runde,
    pausbäckige und von dichtem Lockenhaar gekrönte Gesicht
    schien gerötet ‒ entweder vor Aufregung oder vielleicht auch
    vor Sorge.
    »Haben Sie seine Rede gehört?«, fragte Isaacs dringlich.
    »Wessen Rede? Meinen Sie Eberly und seine blöden
    Wettbewerbe?«
    »Es geht um mehr als nur um Wettbewerbe. Er will die
    Protokolle zerreißen und eine neue Verfassung aufsetzen, eine
    neue Regierung bilden!«
    Wilmot nickte und fragte sich, wo das Problem lag. »Ja, ich
    weiß, wenn wir den Saturn erreichen. So sieht unser Plan
    das…«
    »Nein!«, unterbrach Isaacs ihn. »Jetzt schon! Er sagt ihnen,
    dass sie es jetzt schon tun sollten.«
    »Wem sagt er das?«
    »Jedem, der ihm zuhört!«
    »Das geht nicht«, sagte Wilmot seelenruhig. »Alle haben die
    Vereinbarung unterzeichnet, sich an unsere Protokolle zu
    halten, bis wir mit dem Habitat in einen sicheren Orbit um den
    Saturn gegangen sind.«
    »Aber er will es jetzt schon tun!«, wiederholte Isaacs, wobei
    seine Stimme sich um eine halbe Oktave hob.
    Wilmot hob die Hand. »Das ist nicht möglich, und er weiß
    das auch.«
    »Aber…«
    »Ich werde mich einmal mit ihm unterhalten müssen und
    sehen, was er eigentlich vorhat. Möglicherweise haben Sie
    seine Absicht missverstanden.«
    Isaacs schob stur das runde Kinn vor. »Ich werde Ihnen eine
    Videoaufnahme seiner Rede schickten. Dann sehen Sie selbst,
    was er vorhat.«
    »Tun Sie das«, sagte Wilmot. »Vielen Dank, dass Sie mich
    informiert haben.«
    Er unterbrach die Telefonverbindung und sah, wie die rote
    Aufnahme-Lampe aufleuchtete. Isaacs sendete Eberlys
    Ansprache. Wilmot runzelte die Stirn. Isaacs ist eigentlich
    nicht der Typ, der sich grundlos aufregt; zumindest ist er es
    bisher nicht gewesen. Was ihn wohl so beunruhigt hat?
    Wilmot beschloss, sich Eberlys Ansprache anzuschauen.
    Aber nicht, bevor er das Video zu Ende gesehen hatte, das
    zeigte, mit welchen Mitteln Heinrich VIII. Geständnisse von
    seinen Untertanen erzwang.
    Zwei Stunden später‒ nachdem er sich Eberlys Rede ein
    paarmal angeschaut und sich noch einen ordentlichen Whisky
    eingeschenkt hatte ‒ lehnte Wilmot sich in seinem
    Lieblingssessel zurück. Ein eigentümliches Lächeln spielte um
    die Mundwinkel.
    Nun geht es endlich los, sagte er sich. Das Experiment wird
    interessant. Anfangs befürchtete ich, dass sie alle Anarchisten
    und Unruhestifter wären, doch bisher haben sie sich ganz
    manierlich benommen und keinerlei Anzeichen von Rebellion
    oder Unbotmäßigkeit an den Tag gelegt. Wahrscheinlich
    gewöhnen sich schon alle an ihre neue Welt und passen sich
    ans Leben im Habitat an. Ich vermute, dass die meisten es
    noch nie so gut gehabt haben. Aber dieser Eberly will sie ein
    wenig aufstacheln. Sehr gut.
    Faszinierend. Eberly erlässt diese doofe Kleiderordnung, und
    niemand beschwert sich darüber. Die Leute ignorieren sie
    entweder oder verzieren ihre Kleidung mit Schals und
    Schärpen. Sie werden sich nicht an der Nase herumführen
    lassen, das steht schon mal fest.
    Aber Eberly will sie anscheinend kontrollieren. Ich frage
    mich, was ihn dazu bewogen hat. Höchstwahrscheinlich war
    es die kleine Rüge, die ich ihm wegen dieser Cardenas erteilt
    habe. Anstatt sich der Autorität zu beugen oder zu schmollen,
    wird er nun zum Agitator. Faszinierend. Stellt sich weiter die
    Frage, was die Bevölkerung tun wird? Er hat zwar nur eine
    kleine Zuhörerschaft gehabt, doch morgen früh bei
    Arbeitsbeginn wird das ganze Habitat über seine Rede
    Bescheid wissen. Wie werden die Leute wohl reagieren?
    Und noch wichtiger, wie soll ich darauf reagieren, fragte er
    sich. Seinem Treiben ein Ende bereiten? Oder mich auf sein
    Spiel einlassen?
    Wilmot schüttelte den Kopf. Weder noch, beschloss er. Ich
    darf dieses Experiment nicht durch Vorurteile beeinflussen.
    Aber es ist auch nicht leicht, sich herauszuhalten. Ich kann
    nicht einfach verschwinden; ich muss eine Rolle spielen. Aber
    ich darf auch nicht zulassen, dass der Alltagsbetrieb dadurch
    beeinträchtigt wird.
    Natürlich

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