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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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vorbei,
    gesellte sich zu den anderen und verschränkte die kräftigen
    Arme vor der Brust.
    »Wieso sollten Sie Vorschriften befolgen«, sagte Eberly
    gerade, »die Hunderte Millionen Kilometer entfernt erlassen
    und von alten Männern verfasst wurden, die nichts von den
    Bedingungen wissen, mit denen Sie konfrontiert werden? Was
    wissen sie denn schon von den Problemen, die Sie jeden Tag
    bewältigen müssen? Das kümmert sie doch gar nicht. Es wird
    Zeit, dass Sie Ihre eigene Regierung bilden und Ihre eigenen
    Anführer wählen.«
    Jemand klatschte. Die anderen Leute schlossen sich ihm an,
    applaudierten und stießen Jubelrufe aus. Holly klatschte auch
    Beifall und bemerkte zugleich, dass der Neuankömmling die
    Arme weiter verschränkt hielt.
    Bald hatte Eberly sie so weit, dass sie ihm fast bei jedem Satz,
    den er sprach, tosenden Applaus spendeten. Die Menge
    verschmolz zu einem einzigen Lebewesen: Zu einem Tier mit
    vielen Köpfen und Händen und Leibern, aber nur mit einem
    Bewusstsein ‒ und dieses Bewusstsein war ausschließlich auf
    Eberlys Botschaft fokussiert.
    »Es liegt nur an euch, diese neue Welt zu erschaffen«, sagte
    er ihnen. »Ihr werdet die Führer von morgen sein.«
    Sie applaudierten, stampften mit den Füßen auf und pfiffen.
    Holly glaubte schon, dass sie die Plattform stürmen und
    Eberly auf den Schultern davontragen würden.
    Der Neuankömmling drehte sich zu ihr um. »Er weiß, wie er
    sie zu nehmen hat, nicht wahr?«, schrie er durch den
    stürmischen Beifall.
    »Er ist einfach wundervoll«, schrie Holly zurück und
    klatschte aus Leibeskräften in die Hände.
    Eberly lächelte strahlend und bedankte sich beim Publikum.
    Schließlich trat er von der Plattform herunter und wurde
    sofort von begeisterten Leuten umringt. Der Rest der Menge
    löste sich langsam auf und verließ das Gebäude.
    »Bin ich schon zu spät dran, oder gibt es noch etwas zu
    essen?«, fragte der Neuankömmling Holly.
    »Die Cafeteria macht erst morgen wieder auf«, sagte Holly.
    »Aber Sie können sich etwas aus den Automaten holen«, fügte
    sie hinzu und zeigte auf die Verkaufsautomaten.
    Er rümpfte die Stupsnase. »Labbrige Sandwiches und Rülps-
    Cola.«
    Holly kicherte. »Oder sie gehen in ein Restaurant. Ich bin mir
    ziemlich sicher, dass sie bis Mitternacht geöffnet haben.«
    »Ja«, sagte er, »dann werde ich das wohl tun.«
    Die letzten Leute gingen ‒ in Grüppchen von zwei oder drei
    Leuten, die sich über Eberlys Ansprache unterhielten.
    Kris Cardenas blieb neben Holly stehen. »Ich gehe auf einen
    Imbiss ins Bistro 'rüber. Wollt ihr beiden mich nicht
    begleiten?«
    »Wieso begleitet ihr beiden mich nicht?«, fragte der
    Neuankömmling.
    Holly schaute auf Cardenas. Sie kannte den Mann vom
    Sehen, aber sie erinnerte sich weder an seinen Namen noch an
    seinen Beruf.
    Er spürte ihre Irritation und sagte: »Mein Name ist Manuel
    Gaeta. Ich gehöre nicht zur regulären Besatzung, sondern ich
    bin…«
    »Sie sind der Stuntman«, platzte Holly heraus. Nun erinnerte
    sie sich wieder.
    Gaeta lächelte fast scheu. »Meine PR-Berater sagen, ich sei
    ein Abenteuer-Spezialist.«
    »Sie sind doch derjenige, der auf die Oberfläche von Titan
    hinabsteigen will.«
    Er nickte. »Falls Professor Wilmot mich überhaupt gehen
    lässt.«
    »Wieso, um alles in der Welt, sollte jemand die Oberfläche
    von Titan betreten wollen?«, fragte Cardenas.
    Gaeta grinste sie an. »Weil sie nun einmal da ist. Und weil
    noch niemand es getan hat.«
    Sprach's, nahm die beiden Frauen am Arm ‒ je eine an einer
    Seite ‒ und brach zum Bistro auf, das mitten im Dorf gelegen
    war.
    Professor Wilmots Labor
    James Coleraine Wilmot folgte fast jeden Abend einer lieb
    gewonnenen Routine. Der eingefleischte Junggeselle aß
    normalerweise früh mit Freunden und Kollegen zu Abend
    und zog sich dann in sein Quartier zurück, wo er sich für ein
    paar Stunden bei einem guten Glas Whisky Geschichts-Videos
    anschaute.
    Er hatte gewusst, dass Eberly an diesem Abend irgendeine
    Rede halten wollte, aber er hatte sich durch dieses Wissen
    nicht von seiner allabendlichen Routine abbringen lassen.
    Eberly führte die Human-Resources-Abteilung ordentlich,
    sagte Wilmot sich ‒ das folgerte er zumindest daraus, dass
    niemand ihm Beschwerden über die Abteilung zur Kenntnis
    brachte. Er hatte zwar seine Befugnisse überschritten, indem er
    es dieser Nanotech-Frau erlaubte, sich ohne Wilmots
    Genehmigung der Gemeinschaft anzuschließen, aber das

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